Operation Overkill
dreiundzwanzig Uhr Moskauer Zeit – ohne weitere Rücksprache mit Ihnen den Startbefehl für das strategische Bomberkommando erteilen werde.« Karasin schüttelte den Kopf. »Sie sollten außerdem wissen, Mr. Ambassador, dass die Vereinigten Staaten in« – er warf einen 613
Blick auf seine Uhr – »gut acht Stunden zu DEFCON
ONE übergehen werden. Ihnen ist doch hoffentlich klar, was das bedeutet.«
»Ja, Mr. President. Ich weiß, was das bedeutet. Ich kann nur wiederholen, dass unser Präsident mir versichert hat, er wüsste nichts von diesem Angriff. Wie soll er Sie denn dann davon überzeugen, dass er nicht stattfinden wird? Und wie kann er ihn verhindern?«
Der Amerikaner stand auf. »Das, Mr. Ambassador, ist sein Problem, nicht meines. Ich habe Ihnen erklärt, was wir tun werden. Unsere Haltung steht nicht zur Disposition. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.«
Autoroute A26, bei Couvron-et-Aumencourt, Frankreich
»Was?«, sagte Richter. »Wo? Heißt das, sie sind runtergefahren?«
»Nein«, antwortete Lacomte. »Sie sind nördlich von Anschlussstelle 14 auf eine Raststätte abgebogen.«
Richter beruhigte sich wieder. »Vermutlich nur eine Tank- oder Essenspause«, sagte er.
»Hoffentlich«, erwiderte Lacomte. »Aber ich mache mir Gedanken wegen dem Verkehr. Ich habe gerade angeordnet, dass die Autobahn nördlich dieser Anschlussstelle gesperrt werden soll.«
Richter dachte einen Moment lang nach. »Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass alles normal wirkt«, sagte er. »Sie müssen die Sperrung aufheben, bis sie weiterfahren.«
614
Lacomte nickte und verschwand im Kleinbus. Richter teilte Dekker mit, dass er und seine Männer noch ein paar Minuten Zeit hätten, und stieg dann in Lacomtes Bus, um sich auf dem Laufenden zu halten.
Der Fahrer des Wagens, der den Konvoi verfolgt hatte, gab durch, dass ihm nichts Verdächtiges aufgefallen sei. Der Sattelschlepper und die Personenwagen seien zum Tanken gefahren, und die Insassen seien auf die Toilette und in den Laden gegangen. Allerdings sei in jedem Fahrzeug jeweils ein Mann zurückgeblieben. Eine Viertelstunde später fuhren sie wieder weiter und fädelten sich in den Verkehr ein.
Lacomte wartete, bis der Fahrer des Beschattungs-wagens über Funk meldete, dass der Konvoi wieder in Richtung Westen unterwegs war. Dann ließ er die Autobahn erneut sperren. »Jetzt heißt es abwarten«, sagte er.
Zwölf Minuten später knackte es im Lautsprecher, dann meldete sich jemand auf Französisch, aber dahinter hörte Richter das Grollen eines schweren Die-selmotors. »Der Sattelschlepper hat gerade den Parkplatz in Forêt de Samoussy passiert«, sagte Lacomte.
»Unser erster Lastwagen fährt los und setzt sich dahinter.« Eine Minute später fädelte sich der zweite Truck hinter dem schwarzen Mercedes ein, der knapp einen Kilometer hinter der zweiten hellblauen Limousine fuhr.
Richter öffnete die Tür des Kleinbusses. »Los«, rief er Colin Dekker zu. Der SAS-Offizier reckte den Daumen und stieg in den Transit, ließ den Motor an 615
und fuhr mit eingeschalteter Warnblinkanlage langsam auf dem Seitenstreifen davon. Erulin stieg in seinen Renault Trafic und folgte ihm.
»Wird Zeit, dass wir für Ihre Panne sorgen«, sagte Richter zu Lacomte. Sie gingen um das Führerhaus des Kleinbusses herum und klappten die Motorhaube auf. Dann schaltete Richter die Warnblinkanlage ein, holte das Warndreieck aus dem Stauraum und stellte es etwa fünfzig Meter weiter hinten auf.
Die von Lacomte angeordneten Absperrungen an den Anschlussstellen 13 und 14 machten sich allmählich bemerkbar, sodass jetzt in beiden Fahrtrichtungen nur noch gelegentlich ein Wagen vorbeikam. Richter blickte die Autobahn entlang. Gut einen Kilometer weiter vorn stellten GIGN-Männer Pylonen auf, um den liegen gebliebenen Transit zu sichern. Nach Richters Ansicht sah das Ganze überzeugend und völlig normal aus, aber auf seine Meinung kam es nicht an.
Er stieg wieder in den Van, schloss die hinteren Tü-
ren, setzte einen Kopfhörer auf und drückte auf die Sendetaste. »Colin?«
»Hier. SAS bestätigen.« Nacheinander meldeten sich die drei Männer.
»Lieutenant Erulin?«
»Hier.«
Der Funker sagte etwas zu Lacomte, und der tippte Richter an die Schulter. »Chambry«, sagte er.
»An alle«, sprach Richter ins Mikrofon. »Hier Einsatzleitung. Die Zielfahrzeuge haben Chambry passiert. Wir schätzen, dass sie in vier Minuten hier 616
sind. Bereithalten.« Erulin wiederholte
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