Operation Overkill
Mittelstreifens, etwa in Höhe des Transit.«
»Hundert Meter Abstand?«, wandte Tony Herron ein.
»Ist das nicht ein bisschen viel?«
»Ganz meine Meinung«, sagte Dekker. »Und wenn Sie mir zeigen können, wo die Fahrzeuge genau zum Stehen kommen, ziehen wir sie dichter zusammen. Da wir das aber nicht wissen, müssen wir unsere Kräfte aufteilen. Wenn wir sie auf knapp einem Kilometer entlang der Autobahn postieren, besteht die Chance, dass auf jedes Fahrzeug zumindest ein Scharfschütze kommt, der nicht weiter als fünfzig Meter entfernt ist.
Außerdem ist vorgesehen, dass die Gigènes aufrücken und sich in eine bessere Position bringen, sobald die Fahrzeuge anhalten.«
»Möglicherweise werden sie dabei gesehen«, sagte Richter.
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»Das Risiko müssen wir eingehen. Erulin hofft, dass die Fahrer des Konvois nach vorn schauen, auf die beiden Vans, und nicht auf das Gebüsch neben der Autobahn achten.«
Lacomte stieg aus seinem Kleinbus und kam zu ihnen. »Sie nähern sich Reims«, sagte er. »Sie haben vor sechs Minuten den Aire de Reims-Champagne passiert.«
Washington, D.C.
Der streng geheime Joint Emergency Evacuation Plan oder JEEP ist ein Notfallplan zur Evakuierung ausgewählter Personen, die in Washington leben und arbeiten. Sobald der Verteidigungsminister wieder im Gold Room war, befahl er, mit den Vorbereitungen für JEEP
zu beginnen.
Fünfundfünfzig Minuten später standen die letzten der für die Evakuierung vorgesehenen Helikopter von Army und Air Force auf dem Hubschrauberlande-platz des Pentagon und auf der befestigten Terrasse zwischen dem amerikanischen Verteidigungsministerium und dem Potomac bereit. Der für JEEP in Frage kommende Personenkreis trägt Ausweiskarten bei sich, die in zwei Klassen unterteilt sind – je nach Bedeutung der betreffenden Person. Bei den Kartenin-habern handelt es sich um ausgewählte Militärs und Zivilbedienstete, die in der Lage sein müssen, die Re-gierungsgeschäfte der Vereinigten Staaten während und nach einem Atomkrieg zu übernehmen. Sie müs-608
sen sich ständig in Bereitschaft halten und auch in Friedenszeiten an regelmäßigen Übungen teilnehmen, durch die garantiert werden soll, dass sie jederzeit zu den für sie bestimmten Sammelpunkten gelangen.
Die erste Gruppe, vierundvierzig Männer und Frauen, leitende Mitarbeiter der Regierung, Wissenschaftler und Techniker, die Karten der Kategorie JEEP-1 besa-
ßen, waren dreißig Minuten später in der Luft. Einige wurden zum Alternate Emergency Command Centre in Raven Rock gebracht, auch »SITE R« genannt, andere zur Special Facility, einem atombombensicheren Regie-rungsbunker bei Mount Weather in Nordvirginia.
Vier Stunden später waren bis auf vier Personen al-le JEEP-Karteninhaber in den ihnen zugewiesenen Schutzräumen. Neunundfünfzig befanden sich in der Special Facility bei Mount Weather, und hundertvier-undneunzig waren in SITE R in Raven Rock eingetroffen. Bei den verbliebenen vier Personen handelte es sich um Mitarbeiter der Federal Emergency Management Agency, der Bundeszivilschutzbehörde, die noch zum National Warning Center in Olney, Maryland, unterwegs waren.
Autoroute A26, bei Couvron-et-Aumencourt, Frankreich
»Was ist mit Trooper Jones?«, fragte Richter. »Wo soll der sich mit seinem Plastiksprengstoff und dem Arwen auf die Lauer legen?«
Colin Dekker zuckte die Achseln. »Wirf ’ne Münze«, 609
sagte er. »Der verdammte Lastwagen könnte überall auf den nächsten fünfhundert Metern anhalten. Er muss einen kurzen Sprint einlegen.«
Richter schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Ich kann dir sagen, wo er anhält.«
»Wie das?«, fragte Dekker.
»Ganz einfach«, erwiderte Richter. »Nimm einen von Erulins Scharfschützen und sag ihm, er soll einen Reifen des Lastwagens zerschießen, vorzugsweise einen der Zwillingsreifen am Aufleger – wir wollen ja nicht, dass er einen Unfall baut. Wenn der Fahrer was taugt, sollte er den Laster innerhalb von achtzig Metern zum Stehen bringen.«
Die Hintertür des hellblauen Kleinbusses ging auf, und einer der Funker winkte Lacomte zu. Er ging hin, hörte ihm einen Moment lang zu und kehrte dann zu-rück. »Reims«, sagte er. »Jetzt müssen wir nur noch warten, bis sie von der A4 auf die A26 abbiegen. Danach können sie nirgendwo anders hinfahren.«
Dekker und Erulin riefen ihre Männer zu sich, gingen ein letztes Mal den Einsatzplan durch und befah-len ihnen dann, sich bereitzumachen. Sie legten unter ihren Kampfanzügen
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