Operation Overkill
suchte im Menü nach einer Möglichkeit, wie er die Waffe unwirksam machen oder Truschenkos Befehle außer Kraft setzen könnte. »Nichts«, sagte Baker, der allmählich panisch klang. »Keinerlei Masterfunktion, mit der ich eingreifen könnte. Ich glaube nicht, dass wir das verhindern können.«
Port-Chorly, Distrikt Pritschernomorskaja Nismennost,
Ukraine
Beim ersten Klingelton griff Kabanow zum Handy und drückte eine Taste. »Ja?«
»Er ist im Hotel Metropol«, sagte der Polizeichef.
»Zimmer 25. Es ist an–«
»Ich weiß, wo es ist«, sagte Kabanow. »Wir sind schon unterwegs.«
Hammersmith, London
»Moment«, sagte Richter. »Er gibt doch einen Code ein.«
797
»Ja?«
»Der müsste doch in dem Computer in Krutaja ab-gespeichert sein. Sie wissen schon – damit er nachprü-
fen kann, ob der richtige Code eingegeben wird. Suchen Sie nicht nach einem Befehl, mit dem Sie eingreifen können – ändern Sie einfach die Befehlscodes im Speicher.«
»Ausgezeichnet«, sagte Baker, »das ist ganz ausgezeichnet.« Dann wandte er sich wieder seinem Keyboard zu.
Port-Chorly, Distrikt Pritschernomorskaja Nismennost,
Ukraine
Auf dem Bildschirm erschien eine neue Mitteilung.
»BEFEHLSCODE DREI ANGENOMMEN. ZUR END-GÜLTIGEN BESTÄTIGUNG BITTE BEFEHLSCODE
SECHS EINGEBEN«. Truschenko zog wieder sein Notizbuch zurate und gab die entsprechenden Buchstaben und Ziffern ein.
Hammersmith, London
»Welchen Code hat er verlangt?«, fragte Baker.
»Sechs«, sagte Richter.
Bakers Finger flogen über das Keyboard. »Hab ihn«, sagte er.
Richter blickte auf den Bildschirm. Unter dem Titel 798
»Befehlscodes – Seite eins« zeigte der Computer zwanzig Buchstaben- und Zahlenreihen an. Baker drückte auf »Ausdrucken«, damit die ursprünglichen Codes auf Papier erhalten blieben, dann zog er den Cursor rasch zu Code Sechs hinab. Er endete mit den Buchstaben »DW«, die er zu »GD« veränderte. Danach speicherte er ab.
Port-Chorly, Distrikt Pritschernomorskaja Nismennost,
Ukraine
Truschenko lehnte sich verdutzt zurück. Auf dem Laptop stand eine Mitteilung des Großrechners aus Krutaja – »BEFEHLSCODE SECHS NICHT ANGENOMMEN. BITTE BEFEHLSCODE ZEHN EINGE-
BEN«. Er schüttelte den Kopf und zog erneut sein Notizbuch zurate.
Hammersmith, London
»Welcher Code ist das?«, fragte Baker.
»DJESJAT« heißt auf Russisch zehn, »DJESWAT«
neun, und in kyrillischer Schrift wirkt beides fast iden-tisch, bis auf den einen Buchstaben. Richter hatte seit ungefähr dreißig Stunden nicht mehr geschlafen, und allmählich machten sich die Strapazen bemerkbar.
Seine Augen waren müde, und da er neben Baker saß, hatte er den Bildschirm nicht direkt im Blick. All das 799
führte dazu, dass er einen schweren Fehler beging.
Statt der Zehn, die am Bildschirm stand, las Richter eine Neun. »Code neun«, sagte er, worauf Baker die letzten beiden Ziffern von Code neun änderte.
»Von mir aus kann das den ganzen Tag so weitergehen«, sagte Baker munter und lehnte sich zurück.
Port-Chorly, Distrikt Pritschernomorskaja Nismennost,
Ukraine
Truschenko hatte gerade die zwölfte Ziffer von Code zehn eingegeben, als die Hotelzimmertür aufflog. Drei Männer standen mit gezogenen Pistolen auf der Schwelle. »Minister Truschenko«, sagte Hauptmann Kabanow. »Treten Sie bitte vom Computer zurück.«
Dimitri Truschenko stand auf und drehte sich lä-
chelnd zu ihnen um. »Sie kommen zu spät«, sagte er.
»Viel zu spät.« Er tat so, als wolle er vom Computer weggehen, fuhr dann herum und drückte auf die Eingabetaste.
Kabanow feuerte sofort. Die erste Kugel traf Truschenkos Arm, prallte am Ellbogengelenk ab und zertrümmerte den Bildschirm des Laptops. Die zweite drang durch Truschenkos linkes Auge ein und tötete ihn auf der Stelle. Im Fallen verfing sich sein Arm im Telefonkabel, riss den Stecker aus dem Modem-Anschluss und unterbrach die Verbindung – knapp eine hundertstel Sekunde, bevor Code zehn übermittelt wurde.
27
Donnerstag
Hammersmith, London
»Er ist verschwunden«, sagte Baker.
»Wohin?«, fragte Richter.
»Keine Ahnung. Die Verbindung wurde unterbrochen. Okay, da unser Freund Truschenko aus dem Weg ist, wollen wir hier mal ein bisschen aufräumen.«
Baker nahm sich die Benutzernamen-Tabelle vor, wählte »Modin, General Nikolai« und änderte das Passwort »Pripiska« in »3tY&8$@Wq2#9«, was er sich sorgfältig aufschrieb und zweimal gegencheckte. »Die brauchen wochenlang, um das zu knacken«, sagte
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