Operation Overkill
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nen, kann man das immer noch vor Ort machen – General Modin hat mir erklärt, dass die Waffen auch an ihren jeweiligen Standorten unbrauchbar gemacht werden können. Wir müssen nur herausfinden, wo sie sich befinden, damit wir den Amerikanern und allen anderen Betroffenen Bescheid sagen können. Können Sie das über Modins Zugriffsberechtigung feststellen?«
»Vermutlich«, erwiderte Baker und blickte auf die Optionen im Menü. »Ja, da wären wir, glaube ich.«
»›Waffenstationierungen (Europa)‹«, las Richter vor. »Ja. Drucken Sie das bitte aus.«
Der Laserdrucker warf fünfundvierzig Blatt Papier aus, drei für jede Waffe. Richter nahm eines zur Hand und überflog es. Hier war bis ins kleinste Detail aufgelistet, wo sich eine in Toulouse gelagerte Waffe befand, dazu Auskünfte über die Stromversorgung, den Standort der Satellitenschüssel und des Empfängers und sogar die Seriennummern mancher Bausteine.
Wenn jemand handfeste schriftliche Beweise über Operation Podstawa brauchte, lieferten sie ihm diese Papiere.
Bei den in Amerika gelagerten Waffen ging Baker genauso vor, diesmal dauerte es allerdings länger, da über sechshundert Seiten ausgedruckt werden mussten, und obwohl der Drucker zehn Blatt pro Minute schaffte, brauchte er beinahe zwei Stunden. Richter lehnte sich zurück und döste auf seinem Stuhl ein, was einerseits vom Schlafmangel herrührte, andererseits von den eintönigen Geräuschen des Druckers, der ein Blatt nach dem anderen ausstieß.
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Um halb acht lehnte sich Baker müde zurück, dann rüttelte er Richter wach. »Das war’s«, sagte er. »Kann ich die Verbindung jetzt abbrechen?«
»Nein«, erwiderte Richter, während er aufstand und seine schmerzenden Gliedmaßen reckte. »Ich ge-he hoch und spreche mit Simpson. Versuchen Sie weiter ins Programm einzudringen und die Waffen zu entschärfen. Und wenn Sie das satt haben, können Sie noch etwas anderes erledigen.«
Le Moulin au Pouchon, St. Médard, bei Manciet,
Midi-Pyrénées, Frankreich
Hassan Abbas machte sich allmählich Sorgen. Die letzte Meldung, die er von Dimitri Truschenko erhalten hatte, war eine reine Routinenachricht gewesen, nur eine Bestätigung, dass die beiden letzten Phasen des Unternehmens planmäßig vonstatten gingen. Aber seither hatte er nichts mehr gehört. Er hatte eine weitere Mitteilung erwartet, wenn der Konvoi mit der Bombe den Ärmelkanal erreichte, spätestens aber, wenn die Waffe in London in Stellung gebracht war.
Kurz nach sechs hatte er Truschenko eine verschlüsselte E-Mail geschickt, und seither wartete er ungeduldig bei stehender Internet-Verbindung auf ei-ne Antwort. Als er um neun Uhr abends immer noch nichts von Truschenko gehört hatte, beschloss Abbas, über seine vorgebliche Sex-Website in Arizona den Status des Computers in Krutaja zu überprüfen.
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Wie üblich rief er die Seite über den versteckten Code auf, wartete auf die Fehlermeldung und drückte dann dreimal auf die Bildwiederholungstaste. Sofort wurde er über Internet mit dem Großrechner in Krutaja verbunden. Das vorherige Bild verschwand, und in der oberen linken Ecke blinkte der bekannte Cursor auf. Abbas gab das Wort »manalagna« ein – es bezog sich auf einen Scherz, den er und Sadoun Khamil sich vor Jahren ausgedacht hatten – und sah, wie die Grußnachricht für ihn am Monitor auftauchte.
Hammersmith, London
Richter hatte kaum vor Simpsons Schreibtisch Platz genommen, als das Haustelefon klingelte. Simpson nahm ab, hörte ein paar Sekunden lang zu und warf dann einen Blick zu Richter. »Na schön«, sagte er. »Ich schicke ihn runter.«
»Was ist los?«, fragte Richter, als Simpson den Hö-
rer auflegte.
»Das war Baker«, erklärte Simpson. »Möglicherweise sind wir noch nicht aus dem Schneider. Er sagt, dass sich soeben ein neuer Benutzer in den Computer in Krutaja eingeloggt hat.«
»Was? Er hat mir doch erklärt, das wäre unmöglich«, sagte Richter.
Simpson zuckte die Achseln. »Keine Ahnung – das ist nicht mein Fachgebiet. Wir sollten uns lieber nach unten begeben.«
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Le Moulin au Pouchon, St. Médard, bei Manciet,
Midi-Pyrénées, Frankreich
Hassan Abbas stellte zunächst fest, ob das System noch von anderen Zugriffsberechtigten genutzt wurde, fand aber nur einen – General Modin. Das wunderte ihn, da Truschenko ihm mitgeteilt hatte, dass der General einer der beiden hohen russischen Offiziere sei, die den Konvoi mit der letzten Neutronenbombe nach London
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