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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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las die E-Mail von Hassan Abbas bereits zum zehnten Mal. Er kannte den Inhalt auswen-814

    dig, hatte innerhalb weniger Minuten, nachdem er die Nachricht entschlüsselt hatte, die entsprechenden Maßnahmen ergriffen, aber solange er aus Pakistan keine Antwort erhielt, konnte er nichts unternehmen.
    Und er rechnete nicht mit einer baldigen Antwort.
    Araber reden gern; auch über Belanglosigkeiten und Nichtigkeiten können sie sich endlos unterhalten.
    Doch die Anfrage, die Khamil an die Führung von al-Qaida gerichtet hatte, war weder belanglos noch nich-tig.
    Seiner Meinung nach, und auch nach Meinung von Hassan Abbas, seinem Mann vor Ort, war das russische Unternehmen entdeckt und sein Urheber – Truschenko – entweder getötet oder gefasst worden. Soweit er das ersehen konnte, blieb al-Qaida nur noch eines übrig – die letzte, streng geheime Phase des Vorhabens musste unverzüglich in die Tat umgesetzt werden. Und dazu hatte er auch geraten, aber jetzt wartete er darauf, dass die Führung von al-Qaida seinen Vorschlag billigte.
    Der Knackpunkt, darüber war sich Khamil im Klaren, war vermutlich gar nicht die Ausführung des Vorhabens, sondern der Zeitpunkt. Laut Planung sollten zunächst die Russen mit ihrer Operation Podstawa am Zuge sein, die Waffe in Gibraltar zünden und anschließend Amerika und dem Westen ein Ultimatum stellen. Was die Russen betraf, wäre die Sache damit vorüber. Angesichts der Waffen, die in den Vereinigten Staaten und ganz Westeuropa bereits in Stellung gebracht waren, bliebe den Amerikanern gar nichts 815

    anderes übrig, als sich sämtlichen Forderungen des Kremls zu fügen.
    Und darauf, das hatte Abbas im Verlauf des Projekts gegenüber Truschenko immer wieder betont, kam es den Arabern an. Deshalb waren sie bereit, all die Millionen Dollars aufzubringen, die nötig waren, um Operation Podstawa zu finanzieren. Und Truschenko hatte ihm geglaubt, hatte sich geradezu be-rauscht an der Vorstellung und es kaum abwarten können, ein Amerika zu sehen, das in die Knie gezwungen, gedemütigt war aufgrund seiner Ohnmacht angesichts eines genial einfachen Plans, der mit einem Schlag die gesamte Militärmacht der USA ausschaltete. Ein Land, das zum Gespött der Welt wurde, eine Supermacht, der man die Zähne gezogen hatte.
    Dann – und erst dann – sollte der arabische Beitrag zu diesem Vorhaben in die Tat umgesetzt werden, das Unternehmen, das Sadoun und Abbas insgeheim »El Sikkiyn« genannt hatten, »das Messer«. Dann würde den Russen klar werden, weshalb die Araber Wert darauf gelegt hatten, dass sie jederzeit Zugang zu dem Computer in Krutaja hatten, und warum sie auf einem persönlichen Code bestanden hatten, der weder gesperrt noch verändert werden konnte.
    Zunächst sollte an die Führer aller arabischen Staaten eine Mitteilung ergehen, derzufolge al-Quaida ei-ne Fatwa wider Amerika, Russland und den Westen –
    im Grunde genommen die ganze nichtarabische Welt
    – ausgesprochen hatte und zu einem Dschihad aufrief.
    Gleichzeitig wollte man dem Westen gewisse Infor-816

    mationen über Operation Podstawa zuspielen, damit jeder wusste, dass die Russen dahinter steckten. Anschließend würden sämtliche Waffen, die in amerikanischen Städten stationiert waren, gleichzeitig gezündet werden und ein Inferno anrichten, in dem Millionen von Menschen verglühten und das das Land über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte lahmen würde.
    Die Überlebenden würden Vergeltung fordern, den amerikanischen Präsidenten, beziehungsweise die Re-gierungsmitglieder, die davongekommen waren, dazu zwingen, dem offensichtlichen Aggressor mit gleicher Münze heimzuzahlen. Daraufhin würde mit Sicherheit ein massiver, thermonuklearer Gegenschlag auf Russland erfolgen. Danach würden die Russen sämtliche Atomraketen, die ihnen noch verblieben waren, auf Amerika abschießen, worauf vermutlich ein Groß-
    teil der britischen und französischen Kernwaffen auf Russland abgefeuert werden würden.
    Und mit einem Schlag würden sich die Supermäch-te gegenseitig vernichten, den Weg freimachen für ein vereintes arabisches Volk, das sich unter dem Banner von al-Qaida erheben und auf den zerschmetterten Überresten der Ungläubigen eine neue Weltordnung errichten könnte. Darauf lief der Plan hinaus, den Hassan Abbas vor Jahren ausgeheckt hatte – ein Plan, von dessen Gelingen das ganze Wohl und Wehe sämtlicher arabischer Staaten abhing.
    Khamil konnte nur hoffen, dass die Führer von al-Qaida ein Einsehen

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