Operation Overkill
ist«, warf Richter ein, »was hatten die Lastwagen dann dort zu suchen? Und außerdem sagte Penny, es sei eine ganze Reihe von Fahrzeugen gewesen – darunter auch Militärfahrzeuge. Wenn es sich bloß um eine Panne handeln würde, hätten doch ein oder zwei Abschleppwagen genügt.«
»Das stimmt«, sagte Kemp. »Ich will ja bloß alle Möglichkeiten abklären. Allerdings könnte es durchaus lohnend sein, sich die Bilder genauer anzusehen.
Ich glaube, den Film des Blackbird müssen wir nicht noch mal laufen lassen. Penny sagte bereits, dass darauf keine Fahrzeuge zu sehen sind. Meiner Meinung nach sollten wir alle verfügbaren Filme von diesem Gebiet genau vergleichen und zusehen, ob wir feststellen können, was diese Fahrzeuge dort machen.
Und da Penny darauf aufmerksam geworden ist, kann sie das übernehmen, da ich allerhand andere Arbeit erledigen muss.« Kemp rieb sich die Hände. »Nun denn, ich glaube, das war’s. Es sei denn, Sie haben noch weitere Fragen, Commander.« Kemp konnte es offenbar kaum abwarten, an seinen Schreibtisch zu-221
rückzukehren. Aber vielleicht wollte er Richter auch nur loswerden.
»Nein, ich glaube nicht. Aber halten Sie mich bitte weiter auf dem Laufenden.«
»Selbstverständlich.«
Richter gab Kemp die Telefonnummer seiner Dienststelle. Danach verließen sie schweigend den Raum.
Richter gab seinen Besucherpass ab, bekam seinen Ausweis zurück und stieg in den Granada. Am Wachhaus gab er den Passierschein für den Wagen ab, fuhr durch das Tor und bog nach links ab – nach Norden, weg von London, weil er die Baustellen auf der A1
umgehen wollte. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass es bereits nach eins war. Ihm war nicht aufgefallen, dass er sich so lange in dem Gebäude aufgehalten hatte. Allmählich dachte er ans Mittagessen.
Die holprige Fahrbahn und das Linksabbiegen nach dem Verlassen des RAF-Geländes retteten ihm vermutlich das Leben.
Als er den Knall hörte und die Sprünge sah, die sich über die Windschutzscheibe zogen, reagierte er ins-tinktiv und stieg auf die Bremse. Nach einem kurzen Blick in den Außen- und in den Rückspiegel überlegte er es sich sofort anders. Richter trat das Gaspedal durch, worauf das automatische Getriebe zwei Gänge tiefer schaltete und der Granada davonraste wie eine verschreckte Katze.
Was ihn beunruhigte, war weniger das andere Au-222
to, das sich nur etwa zwanzig Meter hinter dem Granada befand – er erschrak vielmehr, weil er im Innen-spiegel nichts erkennen konnte, da das Rückfenster zersprungen war. Außerdem sah Richter ein bisschen links von der Mitte das Loch, das die Kugel gerissen hatte.
9
Dienstag
Anton Kirow
Kapitän Waleri Bondarew stand auf der Steuer-bordbrückennock, ließ sich den Wind durch die schütteren Haare wehen und blickte missmutig auf das Vordeck der Anton Kirow . Da das Schiff mit Marsch-fahrt auf Kurs lief, war ein Teil der neuen Besatzung angetreten und machte unter der Leitung eines stämmigen Ukrainers Gymnastikübungen, zackig und präzise wie beim Militär. Er nahm links von sich eine Bewegung wahr und drehte sich um. Der Anführer der neuen Besatzung ging quer über die Brückennock und lehnte sich neben ihm an die Reling. Bondarew fiel ein, dass er immer noch nicht wusste, wie der Mann hieß. »Wie soll ich Sie anreden?«, knurrte er.
»Ich heiße Saworin, Pjotr Saworin. Sie dürfen mich Pjotr nennen.«
»Ich ziehe Ihren militärischen Rang vor«, sagte Bondarew steif.
Saworin schaute den Kapitän kurz an, dann blickte er wieder nach vorn. »Wie Sie wollen«, erwiderte er.
»Ich bin Oberst bei einem Panzerregiment – mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
Bondarew lächelte ungläubig. »Und diese Männer«, 224
sagte er und deutete nach unten, »sind vermutlich Panzerfahrer und Kanoniere, was? Haben sich alles angelesen, was sie über Schiffe wissen, nehme ich an.
Ihr seid Speznas -Truppen, nicht wahr?«
Saworin betrachtete Bondarew mit prüfendem Blick. Der Scharfsinn des Kapitäns erstaunte ihn –
vielleicht zahlte es sich aus, wenn er etwas offener mit ihm umging. »Ja«, sagte Saworin nickend. »Ihre Beobachtungsgabe macht Ihnen alle Ehre, Kapitän. Wir gehören einer Speznas -Kompanie an.«
Mit insgesamt fünfundzwanzigtausend Mann sind die russischen Speznas die zahlenmäßig stärkste Spezialtruppe der Welt. Der Großteil ist den regulären russischen Streitkräften zugeteilt, aber nicht wenige operieren auch
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