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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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geladen ist.« Richter stieg hinter ihm die Treppe zur Waffenkammer hoch, bestätigte den Empfang des Revolvers samt Munition, trug sich im Schießstandbuch ein und unterschrieb, dass er eingehend mit der Waffe vertraut gemacht worden war und zwanzig Schuss damit abgegeben hatte.
    Als er wieder in seinem Büro war, nahm sich Richter den Revolver noch einmal vor, lud und entlud ihn ein paar Mal und übte schnelles Ziehen. Schneller als Billy the Kid würde er nie werden, das war Richter klar, aber darüber machte er sich nicht all zu viele Gedanken – er hatte nicht vor, gegen Billy the Kid anzu-treten. Er rechnete vielmehr damit, dass er sich mit einem oder mehreren Männern auseinander setzen musste, die wahrscheinlich mit 9mm-Pistolen bewaffnet waren, und mit denen konnte er mit dem Smith mehr als nur mithalten.
    Der Nachteil bei einem relativ kleinen Kaliber wie zum Beispiel einer 9mm-Waffe ist, dass man damit 257

    niemanden aufhalten kann. Die Amerikaner mussten das vor Jahren feststellen, als sie ihre Truppen mit 32er-Pistolen ausgerüstet hatten. Erst in der Gefechts-praxis zeigte sich, dass ein entschlossener und aufge-putschter Angreifer weiter voranstürmt, selbst wenn er etliche Treffer aus einer solchen Waffe eingesteckt hat. Aber ein 357er Magnum – beziehungsweise die von den Amerikanern bevorzugte 45er ACP (Automa-tic Colt Pistol) – hielt so gut wie alle auf. Und genau darum ging es Richter.
    Er brüht sich eine Tasse Kaffee auf, stellte sie auf den Schreibtisch und rief in der Registratur an. Er forderte die Blackbird-Akte an, die Berichte der Station Moskau aus den letzten drei Monaten und die Akte mit der Aufschrift »Newman, Graham (versch.)«.
    Regent’s Park, London
    Der schwarze Mercedes – eines von mehreren nicht in den USA hergestellten Autos, die von der Botschaft zu inoffiziellen Zwecken eingesetzt wurden – stieß vom Grosvenor Square aus in das Einbahnstraßenlabyrinth an der Upper Grosvenor Street, bog dann in die Park Street ab und kämpfte sich über Portman Street und Gloucester Place zur Park Road durch. Am westlichen Ende der Hanover Gardens hielt der Wagen an, und Roger Abrahams und John Westwood stiegen aus.
    »Zurück nehmen wir uns ein Taxi«, sagte Abrahams und schickte den Fahrer weg.
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    John Westwood warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Wo treffen wir uns mit dem Mann?«
    »Beim Holme – das ist auf der anderen Seite vom Boating Lake. Wir haben noch jede Menge Zeit.«
    Die beiden Amerikaner liefen durch die Hanover Gardens, an der London Central Mosque vorbei, überquerten den Outer Circle und gingen in den Regent’s Park. Sie folgten dem Fußweg, der über die Brücke am nordwestlichen Ausläufer des Boating Lake führte und dann nach rechts zu den Queen Mary’s Gardens abbog. Für die Jahreszeit war es ungewöhnlich warm, und Westwood stellte fest, dass er bei dem forschen Schritt, den Abrahams vorlegte, ein bisschen ins Schwitzen geriet. Er zog sein Sakko aus und hängte es sich über den Arm. Als sie zur zweiten Fußgängerbrücke kamen, fasste ihn Abrahams am Arm. »Da ist er«, sagte er und deutete hin.
    Westwood blickte nach rechts und sah einen gro-
    ßen, schlanken Mann, der am Ostufer des Boating La-ke stand. Als sie die Brücke überquerten, kicherte Abrahams leise vor sich hin. »Schau. Er füttert die Enten.
    John le Carré muss sich für allerhand verantworten.«
    Piers Taylor warf die letzten Brotkrümel ins Wasser und sah lächelnd zu, wie sich die Enten unter lautem Geschnatter darum balgten, faltete dann sorgfältig die braune Papiertüte zusammen und steckte sie in seine Jackentasche. Dann trat er vom Ufer zurück und wandte sich den beiden Amerikanern zu.
    »Hallo, Piers«, sagte Abrahams und streckte die Hand aus.
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    »Roger«, erwiderte Taylor und schlug ein, während er Westwood anschaute. »Und wer ist das?«
    »Ein Kollege von daheim«, erklärte Abrahams rasch, ehe Westwood antworten konnte.
    John Westwood schüttelte Taylor die Hand. »Sie dürfen mich John nennen«, sagte er.
    »Freut mich, dass wir uns kennen gelernt haben, John«, sagte Taylor, lächelte freundlich, machte kehrt und ging davon.
    »Piers«, rief Abrahams.
    Taylor blieb stehen und drehte sich um. »Roger«, sagte er und wartete.
    Abrahams seufzte und blickte zu Westwood. »Okay, okay. Das ist John Westwood. Er ist Leiter der Abteilung Auslandsaufklärung (Spionage), und er … wir brauchen Hilfe.«
    Westwood warf Abrahams einen wütenden Blick zu. »War das wirklich

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