Operation Overkill
wissen. Auf welche Art und Weise er stattfinden soll, meine ich damit. Für uns steht lediglich fest, dass es keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung der konventionellen oder nuklearen Streitkräfte der Russen gibt.«
»Was?« Taylor schien einen Moment lang die Fassung zu verlieren. »Dann kann die Gefahr nicht allzu groß sein, oder?« Er lachte kurz auf. Abrahams und Westwood schwiegen. »Entschuldigung«, sagte Taylor. »Offenbar glauben Sie, dass Ihre Informationen stimmen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Sie von 263
einem ›Angriff‹ gesprochen haben, nicht von einer
›Verschwörung‹, was die Sache ändert. Sie müssen mir keine Einzelheiten nennen, aber was für Hinweise haben Sie vorliegen?«
Westwood schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, aber ich darf Ihnen dazu so gut wie nichts sagen. Der Vorgang ist unter NOFORN eingestuft – nicht für Ausländer bestimmt. Da Sie kein amerikanischer Staatsbürger sind, darf ich Ihnen offiziell gar nichts verraten. Ich kann Ihnen nur so viel sagen«, fügte er hinzu,
»dass unsere Informationen von einer hochrangigen Quelle in Moskau stammen, die wir nicht mehr erreichen konnten, seit wir dieses Material erhalten haben.«
»Deshalb brauchen Sie also eine Bestätigung von unabhängiger Seite«, stellte Taylor fest, worauf Westwood nickte. Taylor ging ein paar Schritte weiter, fasste sich dann mit der rechten Hand ans Kinn und blieb stehen. »Gut«, sagte er. »Mal sehen, was ich tun kann, inoffiziell natürlich. Sie sind sich sicher darüber im Klaren, dass ich zunächst mit ein paar Leuten sprechen muss, bevor ich jemanden mit dieser Aufgabe betrauen kann. Und ich will damit nicht sagen«, fügte er hinzu, »dass wir eine solche Quelle haben. Haben Sie das verstanden? Ich kann Sie doch über Roger erreichen, ja?«
»Genau«, erwiderte Westwood. »Oh, da wäre noch was, das uns vielleicht weiterhelfen könnte. Einer der Hinweise, die wir erhalten haben, bestand nur aus einem Wort.«
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Taylor schaute ihn gespannt an. »Ja?«
»Es lautete Gibraltar«, sagte Westwood.
»Ist das alles? Sonst nichts?«
Westwood schüttelte den Kopf. »Nur dieses eine Wort. Wir wissen natürlich, was Gibraltar ist, aber wir haben keine Ahnung, was es in diesem Zusammenhang zu bedeuten hat.«
Taylor nickte bedächtig. »Na schön«, erwiderte er.
»Ich melde mich wieder.« Er wandte sich ab, ging ein paar Schritte weiter und blieb dann stehen. »Noch ein Letztes«, sagte er. »Was gedenken Sie zu tun, wenn wir Ihnen nicht weiterhelfen können?«
Abrahams warf einen kurzen Blick zu Westwood.
»Wenn Sie uns nicht weiterhelfen können«, entgegnete Westwood, »müssen wir uns an die Franzosen wenden.«
Turabah, Saudi-Arabien
Alles in allem, dachte Sadoun Khamil an diesem Spätnachmittag, scheint die Sache einigermaßen gut zu laufen. Hassan Abbas’ Mitteilung über den Einsatz des amerikanischen Spionageflugzeugs hatte ihn zu-nächst etwas erschreckt, aber da die Amerikaner – oder irgendjemand anders – offenbar keinerlei weitere Maß-
nahmen ergriffen, deutete alles darauf hin, dass sie bei diesem Flug nichts entdeckt hatten, was von Interesse war. Und unterdessen verstrich die Zeit.
Da die für Amerika bestimmten Waffen bereits vor 265
Ort waren und die Fertigstellung der Londoner Bombe unmittelbar bevorstand, konnte sie nach Khamils Ansicht kaum noch jemand aufhalten. Zumal er der Überzeugung war, dass jedes weitere Abwarten nur von Nachteil war, da sich dadurch die Gefahr erhöhte, dass die westlichen Nachrichtendienste die in Russland beteiligten Kreise unterwandern konnten. Er hatte darü-
ber mit der Führung von al-Qaida gesprochen, doch dort hatte man darauf bestanden, dass alle Waffen wie vorgesehen in Stellung gebracht werden müssten, damit der Plan gelingen und die letzte Phase der Operation Podstawa in die Tat umgesetzt werden konnte. Nur dann stünde einem vollen Erfolg nichts im Wege.
Khamil war der gleichen Meinung. Dennoch machte er sich Gedanken, dass irgendetwas vorgefallen sein könnte – sei es eine undichte Stelle bei den Russen oder ein Hinweis von anderer Seite –, das die Amerikaner hatte aktiv werden lassen. Er machte sich Sorgen darüber, was sie herausgefunden haben könnten, vor allem aber befürchtete er, dass sie weitere Maß-
nahmen ergreifen und womöglich das ganze Ausmaß des Unternehmens erkennen könnten.
In einem Punkt allerdings waren er und die Führung von al-Qaida völlig einer Meinung gewesen: El Sikkiyn , der
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