Operation Overkill
es nicht verwechseln kann.«
Piers lehnte sich zurück, als sei er mit sich zufrieden.
Richter war es nicht. »Und als Payne nach Moskau zurückkam?«
»Nichts. Als Payne in die Botschaft zurückkehrte, war Newman bereits tot.«
»Welche Schlussfolgerung haben Sie und Ihre Analytiker daraus gezogen?«
Piers zuckte die Achseln. »Das meiste war offensichtlich. Als Payne nach Moskau zurückkehrte, bekam er den Auftrag, sämtliche Akten und Dokumente von Newman zu überprüfen. Er fand übrigens nichts, was von Bedeutung gewesen wäre. Aus den Eintragungen in Newmans Dienstbuch und den Stationsak-ten ging hervor, dass Nikolai Karelin der Name einer 279
britischen Quelle im Raum Sosnogorsk ist. Er ist ein Computer-Programmierer, der früher an der Radarstation Petschora tätig war und uns ein paar nützliche, aber nicht gerade hochklassige Erkenntnisse zukommen ließ. Newmans Aufzeichnungen zufolge arbeitet er jetzt an einem anderen Projekt in dieser Gegend, aber wir wissen nicht, worum es sich dabei handelt.«
»Und die Codewörter?«, fragte Richter.
»Das war genauso einfach, weil es in Newmans Dienstbuch stand. Schtschit war Paynes Erkennungszeichen, und die Antwort Stukatch bedeutete, dass Karelin eine weitere mögliche Quelle in Petschora ausfindig gemacht hatte, worum Newman ihn gebeten hatte. Payne wurde nur als Nachrichtenbote eingesetzt.« Taylor lehnte sich zurück.
»Und Tschernoschopy ?«, fragte Richter.
»Das«, räumte Taylor ein, »wissen wir nicht. Payne konnte weder in Newmans Akten noch in seinen Aufzeichnungen einen Hinweis darauf finden. Wir können bestenfalls raten, dass es sich dabei um ein Erkennungszeichen für den neuen Agenten handelte, den Karelin anwerben wollte.«
»Okay, das leuchtet mir ein«, sagte Richter nach kurzem Nachdenken. »Noch eine Frage. Aus Paynes Personalakte geht hervor, dass er Deutsch und Französisch alles andere als fließend beherrscht. Wie konnte er da für die Geschäftsleute dolmetschen, mit denen er unterwegs war?«
»Kein Problem«, erwiderte Taylor. »Offenbar konnten die Franzosen und der Deutsche so gut Englisch, 280
dass sie halbwegs mitgekommen sind.« Richter griff nach der Kaffeekanne und goss zwei weitere Tassen ein. »Übrigens«, sagte Taylor noch leiser als zuvor,
»warum sind Sie bewaffnet?«
Richters Sakko klaffte etwas auf, sodass der wuchtige Griff des Smith & Wesson herausragte. Rasch verdeckte er ihn wieder. »Ich habe Ärger mit Geldein-treibern«, sagte er.
Taylor grinste ihn an. »Handelt es sich womöglich um russische Geldeintreiber?«
»Womöglich«, räumte Richter ein. Taylor runzelte kurz die Stirn, und Richter beugte sich vor. »Ja?«, fragte er erwartungsvoll.
»Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas zu bedeuten hat«, sagte Taylor, »aber ein paar von unseren Cousins haben heute Morgen angefragt, ob wir ihnen einen Gefallen tun können.«
»Die Firma?« Richter war überrascht. »Ich dachte, das läuft normalerweise andersrum. Worauf sind sie denn aus?«
»In erster Linie«, sagte Taylor, »geht es ihnen um den Zugang zu einer hochrangigen Quelle in Moskau.«
Richter riss die Augen auf. »Die verlangen ja gar nicht viel, was? Die Schlüssel zum Kreml wollen sie aber nicht, oder?« Richter blickte sich in der Lounge um. »Haben Sie so eine Quelle?«, fragte er.
Piers Taylor schüttelte den Kopf. »Sie wissen doch, dass ich Ihnen das nicht sagen darf«, murmelte er.
»Beschränkte Auskunftsbefugnis und dergleichen.
Aber selbst wenn wir eine solche Quelle hätten«, fuhr 281
er fort, »können Sie davon ausgehen, dass wir nicht bereit wären, sie zu gefährden, ohne dass ein gewichtiger Grund vorliegt.«
Richter nickte. »Und die Firma konnte keinen gewichtigen Grund nennen?«
»Keinen, der gewichtig genug war«, erwiderte Taylor. »Nur lauter unbestätigtes Zeug über einen geheimen Angriff auf den Westen.«
Richter setzte sich auf. »Einen geheimen Angriff?
Das klingt meiner Ansicht nach ziemlich ernst. Was für Material haben sie vorgelegt?«
»Das ist ja das Problem. Sie haben so gut wie gar nichts vorgelegt. Sie behaupten, sie hätten ihrerseits eine hochrangige Quelle in Moskau, und diese Quelle hätte bei ihnen die Pferde scheu gemacht. Die ganze Sache steht unter NOFORN-Vorbehalt, deshalb können oder wollen sie nichts Genaueres darüber sagen.«
»Warum lassen sie sich das Material nicht von ihrer Quelle bestätigen?«
Taylor schüttelte den Kopf. »Das können sie nicht«, erklärte er. »Sie
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