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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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kann von Ihnen keine Kopeke nehmen, und es ist keine Mühe. Bin gleich wieder da«, sagte er und ging hinaus.
    Andrew steckte das Geld dankbar wieder ein und spannte einen Bogen Papier in die Schreibmaschine. Er runzelte nachdenklich die Stirn, ehe er ein paar Sekunden später zu tippen begann.
    Als er fertig war, zog er das Blatt aus der Maschine und steckte es in einen Briefumschlag. Er stand gerade auf, als Tarku mit der Wodkaflasche zurückkehrte. »Fertig? Trinken Sie noch einen?«
    »Nein, ich breche sonst zusammen. Hat meine Begleiterin neue Kleidung gefunden?«
    »Sie wissen doch, wie die Frauen sind. Wenn es um Kleidung geht, brauchen sie eine Ewigkeit. Sie sucht etwas in ihrer Größe. Eine Freundin von Ihnen, haben Sie gesagt?«
    »Ja.« Andrew fügte keine weiteren Erklärungen hinzu. Er steckte den Umschlag in die Hosentasche und sah sich die Herrenbekleidung auf einem Ständer an. Nach kurzer Suche fand er eine dunkelbraune Lederjacke und probierte sie an. »Passt. Habt ihr auch eine Ledermütze?«
    In einem Stapel Hüte fand Tarku tatsächlich eine schwarze Ledermütze. Er staubte sie mit dem Ärmel ab und reichte sie Andrew. »Probieren Sie die mal an.«
    Andrew setzte die Mütze schräg auf den Kopf und betrachtete sich in einem Spiegel in der Ecke.
    Es war erstaunlich. Er sah vollkommen verändert aus. Plötzlich strahlte er eine kühle Arroganz aus. Tarku trat zurück und musterte ihn. »Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, würde ich Sie für einen Tscheka-Polizisten halten.«
    »Ich versuche, das als Kompliment aufzufassen.«
    »Sie sehen alle so aus, wissen Sie. Diese mürrische Miene. Ein Seitenblick von denen, und man bekommt fast eine Herzattacke.«
    In einer der Glasvitrinen entdeckte Andrew ein silbernes Medaillon an einer Kette. »Darf ich?«
    Tarku schloss die Glasvitrine auf und reichte ihm das Medaillon. »Ein wunderbares Stück. Es hat der Frau eines Anwalts gehört. Sie hat es versetzt, ehe sie aus dem Land geflohen ist.«
    Andrew nahm das Medaillon in die Hand und betrachtete es lächelnd. »Wie viel soll es kosten?«
    »Vom Hauptmann kann ich nicht mehr als zehn Rubel dafür nehmen.«
    »Dann betrügen Sie sich ja selbst. Ich gebe Ihnen zwanzig. Darauf bestehe ich, sonst verletzen Sie meine Gefühle.«
    »Einverstanden. Ich kann es sogar mit einer Gravur versehen, wenn Sie möchten. Es dauert nur eine Minute.«
    »Ausgezeichnet. So, jetzt brauche ich noch etwas. Eine Tasche mit Werkzeug.«
    Sie kehrten zu Fuß zu ihrer Unterkunft zurück. Die Straßenbahnen waren alle überfüllt. Andrew trug die Lederjacke, die Ledermütze hatte er in den Nacken geschoben. Über seiner Schulter hing eine dreckige Segeltuchtasche mit dem Werkzeug eines Handwerkers.
    Lydia hatte einen dunkelblauen Rock einer Bäuerin, eine cremefarbene Bluse und ein Kopftuch an. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als sie an der Moskwa entlanggingen, blieben sie unter einem Baum stehen. Andrew lehnte sich gegen eine Steinbank.
    »Vertraust du Tarku?«, fragte Lydia.
    Andrew zündete sich eine Zigarette an und schaute auf den Fluss. »Mehr als den meisten anderen. Er war immer loyal. Außerdem hasst er die Roten.«
    Lydia sah die Ehrfurcht in den Gesichtern der Menschen, die an ihnen vorbeigingen, sobald sie einen Blick auf Andrews Lederjacke und die Kappe warfen. »Ich weiß nicht, ob mir deine neue Kleidung gefällt. Die Menschen scheinen richtig Angst vor dir zu haben.«
    »Du hoffentlich nicht. Die Leute sehen mich so an, weil ich wie ein Tscheka-Polizist aussehe. Weißt du, warum sie immer Leder tragen?«
    »Dadurch heben sie sich von den anderen ab und betonen ihre Macht.«
    »Genau. Und diese Macht können wir zu unserem Vorteil nutzen. Warte hier.«
    Andrew drückte die Zigarette aus und überquerte die Straße. Auf der anderen Seite verkaufte eine ältere Frau Gemüse. Zu Lydias größtem Erstaunen kaufte Andrew eine Handvoll Kartoffeln, die die Frau in schmutziges Zeitungspapier einwickelte. An dem Stand wurden auch einzelne, in Pergamentpapier eingewickelte Lilien verkauft, und Andrew nahm eine mit. Er überquerte die Straße und überreichte die Blume Lydia.
    »Wie komme ich zu der Ehre?«, fragte sie und nahm die Lilie lächelnd entgegen.
    »Damit du mich nicht vergisst.«
    Lydia war sichtlich gerührt und schnupperte an der Blüte. »Das ist lieb von dir. Und warum hast du die Kartoffeln gekauft?«
    »Wenn du meinst, ich koche dir jetzt einen Eintopf, hast du dich

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