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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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heimlich beseitigt. Jurowski, der Kommandant des Ipatjew-Hauses, wird damit beauftragt, den Befehl auszuführen. Das Oberkommando über die Operation haben jedoch Sie. Sobald alles erledigt ist und Sie sich von der Beseitigung der Leichen überzeugt haben, kehren Sie unverzüglich nach Moskau zurück. Genosse Lenin und ich erwarten dann Ihren Schlussbericht.«
    Jakow schwieg.
    »Sie sind ein ehrgeiziger Mann, Jakow. Ein Führungsposten ist neu zu besetzen, der Kommandant der Tscheka in Moskau. Wenn Sie dieses Komplott vereiteln und die Hinrichtung zu Lenins Zufriedenheit ausführen, gehört der Posten Ihnen. Unter uns gesagt würde es mir nicht gefallen, wenn so ein Überläufer wie Kasan ihn bekäme.«
    »Ich werde meine Pflicht tun. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Trotzki wollte schon auf die Tür zugehen, doch dann zögerte er. »Noch etwas. Sobald das alles vorbei ist, sorgen Sie bitte dafür, dass Andrews Kind und seine geschiedene Frau in ein sibirisches Gefangenenlager transportiert werden. Lenin hat den Befehl persönlich erteilt. Verstanden?«
    »Ist das wirklich notwendig?«
    Trotzki war kein Mann, der Widerspruch duldete. Er geriet in Rage und schlug mit dem Offiziersstab verärgert in seine Hand. »Sie sind Gegner unseres Regimes, und die müssen wir vernichten!« Dann hob der Minister den Stab und tippte damit auf Jakows Brust. »Sie müssen mehr tun als nur Ihre Pflicht, Jakow. Ich setze große Hoffnungen auf Sie. Einen so vielversprechenden Mann möchte ich nicht scheitern sehen! Welch eine Verschwendung es wäre, wenn Sie Andrews Familie im eisigen Sibirien Gesellschaft leisten müssten …«
    Trotzki ließ den Stab sinken. Er warf Katerina, die mit ihren Freundinnen spielte, einen Seitenblick zu und verzog den Mund zu einem verhaltenen, bösartigen Grinsen. »Ich kümmere mich darum, dass während Ihrer Abwesenheit für Ihre Tochter gesorgt wird. Meine Männer werden angewiesen, nach ihr zu sehen, solange Sie mit Ihren Aufgaben beschäftigt sind. Ich hoffe, wir haben uns verstanden?«

71. KAPITEL
    Jekaterinburg
    Auf dem handgemalten Holzschild auf der roten Ziegelsteinmauer des Hinterhofhauses stand K ARL M ARKOW & S OHN – L EICHENBESTATTER .
    Markow senior arbeitete an diesem Abend in der Leichenhalle und zeigte sein Können, als er den toten Körper eines fünfzehnjährigen jungen Mädchens herrichtete. Karl war ein großer Mann von sechzig Jahren mit einem sauber getrimmten schwarzen Schnurrbart und einer einstudierten Trauermiene. Über seinem dunklen Anzug aus grobem Stoff trug er eine große Schürze.
    Auf einem Holztisch in Reichweite lagen einige Geräte und Materialien, die der Leichenbestatter für seine Arbeit brauchte: ein Gummihammer, ein Glas mit Balsamierflüssigkeit und kleine Töpfe mit Schminke und Pinsel. Der Leichnam lag auf einem Rollwagen aus Metall und war bis zum Hals mit einem weißen Tuch bedeckt.
    So ein schrecklicher Verlust von Jugend und Schönheit, dachte Markow seufzend, doch der Tod war in diesen Zeiten allgegenwärtig, seitdem die barbarischen Roten an die Macht gekommen waren.
    Nachdem Markow ein wenig Rouge auf die Wangen des jungen Mädchens aufgetragen hatte, zog er an einem Klingelzug aus Keramik neben der Tür. Kurz darauf kam ein blasser junger Mann in einem dunklen Anzug herein, der ihm mindestens eine Nummer zu groß war. Die missmutigen Gesichtszüge waren Oleg Markow wie seinem Vater in Fleisch und Blut übergegangen.
    »Wir erwarten in Kürze zwei weitere Leichen, Oleg. Zwei Offiziere der Weißen, die heute Morgen hingerichtet wurden. Ich habe mit dem jungen Mädchen schon begonnen. Sei ein guter Junge und beende meine Arbeit. Inzwischen erledige ich den Papierkram.«
    »Ja, Vater.«
    Markow senior nahm die Schürze ab und drehte sich zum Waschbecken um. Als er seine Hände mit warmem Seifenwasser wusch, hörte er entfernt eine Glocke bimmeln und geriet in Aufregung. Er nahm ein Handtuch und sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an. »Offenbar ist Lazarus ins Leben zurückgekehrt. Kümmere dich um alles, während ich unseren Gast versorge.«
    Als Sorg dieses Mal erwachte, fand er sich auf einer Matratze auf dem Boden in einem Raum wieder, in dem es nach Desinfektionsmitteln stank. Die Wände waren mit glasierten weißen Kacheln verkleidet.
    Als sein Blick durch den Raum wanderte, spürte er, dass an einer seiner großen Zehen etwas hing. Es war eine Schnur, die sich durch den ganzen Raum schlängelte und in einem Metallrohr endete. Verwirrt

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