Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
darfst ihn auf gar keinen Fall wecken«, sagte Nina leise. »Ich musste sogar dein Foto verstecken. Es wäre besser, wenn er dich nicht sieht. Ich bitte dich, Juri. Es würde ihn nur traurig machen. Er wäre verwirrt und aufgeregt, und wenn du wieder gehst, bricht es ihm das Herz.«
    Andrew bekam feuchte Augen, als er seinen Sohn betrachtete. »Bitte, setz dich wieder an den Tisch und sprich leise«, flüsterte Nina.
    Zögernd nahm er neben ihr Platz.
    »Hier kannst du nicht bleiben«, zischte Nina. »Es ist zu gefährlich. Es ist ein großes Risiko, dass du hierhergekommen bist. Du bringst uns alle in Gefahr!«
    »Ich weiß. Ich bleibe nicht lange, aber ich wollte euch unbedingt sehen.«
    Nina war anzusehen, was für ein anstrengendes Leben sie führte. Sie hatte abgenommen und sah müde und abgespannt aus. Andrew strich ihr über die Hand. »Wie ist es dir ergangen?«
    »Ich lebe.«
    »Und deine Eltern?«
    »Sie wurden vor Monaten verhaftet. Die Roten haben sie ins Lefortowo-Gefängnis geworfen.«
    »Mit welchem Grund?«
    »Braucht es dafür denn einen? Mein Vater war Geschäftsmann und besaß Eigentum. Das war Grund genug.«
    Andrew drückte ihre Hand. »Es tut mir so leid, Nina.«
    Sie zog ihre Hand weg, nahm ein Taschentuch aus der Schürze und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann stand sie ängstlich auf und spähte durch das Fenster auf den Hof. »Wenn die Tscheka dich hier findet, sind wir alle tot. Du kannst wirklich nicht bleiben, Juri.«
    »Ich bin nicht nur gekommen, um euch beide zu sehen, Nina. Es gibt noch einen anderen Grund. Ich bin nach England geflohen.«
    »Leonid war neulich hier. Er glaubte, dass du dahin geflohen bist. Er hat gesagt, dass ich es ihm sagen muss, wenn du jemals hier auftauchen solltest.«
    »Ich dachte mir, dass er zu dir kommt«, sagte Andrew.
    »Sie beobachten mich, Juri, aber das weißt du sicher.«
    »Ja, ich weiß es.« Er trat ans Fenster und spähte hinaus. »Ich war vorsichtig. Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben. Ich musste Russland verlassen, Nina, und ich bin aus einem bestimmten Grund zurückgekehrt. Ich möchte, dass du mit Sergej Moskau verlässt. Ich möchte, dass du mit mir kommst.«
    In Nina Gesicht spiegelten sich Entsetzen und Panik. »Moskau verlassen? Wohin sollen wir gehen?«
    Andrew kehrte an den Tisch zurück. »Nach England. Wir könnten dort alle ein neues Leben beginnen.«
    »Wir sind geschieden, Juri! Ich dachte, wüsstest du.«
    »Nina, was auch immer wir für Differenzen hatten, ich bitte dich, sie zu vergessen und an Sergej zu denken. Selbst wenn wir nie mehr wie Mann und Frau zusammenleben, flehe ich dich an, an das Wohl unseres Sohnes zu denken! Er braucht uns beide. Vor allem jetzt.«
    »Weißt du eigentlich, wie mein Leben in den letzten Jahren ausgesehen hat?«, erwiderte sie bitter. »Ein Leben in Armut, ohne Ehemann? Mit der ständigen Angst, ins Gefängnis geworfen zu werden?«
    »Nina …«
    »In den letzten vier Jahren warst du entweder Soldat oder Gefangener, aber kein Ehemann und kein Vater. Ich weiß, dass Krieg ist und dass du ebenso wie wir ein Opfer des Krieges bist, doch mit dieser Ungewissheit konnte ich nicht länger leben. Ständig habe ich mich gefragt, ob du jemals wieder lebend nach Hause zurückkehrst und ob Sergejs Vater überhaupt noch lebt … Verstehst du das nicht? Verstehst du nicht, warum ich einen Schlussstrich ziehen musste?«
    Plötzlich verlor Nina die Fassung. Lautes Schluchzen erschütterte ihren Körper. Sie beugte sich über den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Sie keuchte, atmete hysterisch ein und aus, und Andrew begriff, dass sie kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Ihm wurde klar, unter welch ungeheurer Anspannung sie stand.
    Sergej bewegte sich im Schlaf. Nina hörte das Rascheln der Bettdecke und legte eine Hand auf ihren Mund, um ihr Schluchzen zu ersticken.
    »Nina, bitte …« Andrew zog sie an sich.
    Sie klammerte sich an ihn, und eine Weile verharrten sie so. Andrew wiegte sie in seinen Armen, bis sich Nina aus der Umarmung löste, die Augen rieb und wieder ein wenig beruhigte.
    »Das führt doch zu nichts, Juri. Du wirst mir immer etwas bedeuten. Immer. Aber du musst verstehen, dass ich an unseren Sohn denken muss. Es gibt da noch etwas, was du wissen musst. Jakow hat gesagt, Lenin verbannt Sergej und mich in ein Lager in Sibirien, wenn ich ihn nicht informiere, falls du dich bei mir meldest.«
    Andrew erblasste. »Dann kannst du nicht hierbleiben! Du musst sofort

Weitere Kostenlose Bücher