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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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KAPITEL
    Koptjaki-Wald, Jekaterinburg
    Der Opel fuhr mit geöffnetem Verdeck über den holprigen Waldweg. Es war halb fünf Uhr morgens. Am dunkelblauen Nachthimmel über Sibirien funkelten die Sterne.
    Kasan putzte sich mit einem Taschentuch die Nase. Der starke Duft des Kiefernharzes reizte seine Schleimhäute.
    »Wo genau sind wir?«
    Der Kommandant saß neben ihm auf dem Rücksitz. »In einem Waldstück, das ›Die Vier Brüder‹ genannt wird. Hier gibt es zahlreiche Schächte von stillgelegten Goldminen.«
    Der Opel bog auf einen matschigen Pfad ein, und als der Fahrer schließlich anhielt, stieg der Kommandant aus und drang tiefer in den Wald ein.
    Kasan folgte ihm. Der Fahrer und ein weiterer Wachposten gingen mit Petroleumlampen voraus.
    »Gibt es einen Grund, warum Sie diesen Ort ausgewählt haben?«, fragte Kasan.
    Der Kommandant ging weiter. Die toten Äste knackten unter seinen Stiefeln. »Es ist eine abgelegene Ecke, und darum wird uns hier niemand stören. Wenn wir die Leichen in einen der Minenschächte werfen, wird sie so leicht niemand finden.«
    »Und die Hinrichtung?«
    »Ich wähle elf Männer aus, für jedes Opfer einen. Dazu gehören die gesamte Familie, der Koch, zwei Dienstmädchen und Dr. Botkin. Sie werden alle im Ipatjew-Haus getötet. Anschließend bringen wir die Leichen in einem Lastwagen hierher.«
    »Die Zarenkinder auch?«
    Der Kommandant nickte. »Alle außer dem Küchenjungen. Er ist noch ein Kind, und es wurde beschlossen, dass wir ihn aus der Stadt herausbringen und sein Leben verschonen. Es ist eine grässliche Sache, und ich will nicht, dass alles in einem unkontrollierten Blutbad endet und dass die Mädchen vergewaltigt werden. Ich habe Gerüchte gehört, dass einige der Wachen versucht sein könnten, es zu tun.«
    Kasan schien sich darüber zu amüsieren. »Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    »Ich dulde keinen Ungehorsam.«
    »Wo werden sie erschossen?«
    »Wir benutzen den Raum, in dem Sie das Mädchen verhört haben. Er liegt im Keller, ist klein, und die Wände auf einer Seite bestehen aus Felsgestein, weil das Haus in den Hang hineingebaut wurde. Sie sind dick verputzt, sodass der Lärm der Schüsse und das Pfeifen der Querschläger gedämpft werden. Da ich zusätzlich den Motor eines Lastwagens laufen lasse, wird kaum etwas zu hören sein.«
    Kasan knurrte. »Offenbar haben Sie an alles gedacht.«
    Sie gelangten auf eine Lichtung. Der Kommandant hielt seine Lampe hoch. Ein paar Meter entfernt klaffte in der Mitte der Lichtung die riesige Öffnung eines stillgelegten Minenschachtes, dessen Seiten mit Holzbalken gesichert waren. »Hier werden wir die Blutsauger vergraben.«
    Der Inspektor starrte in den Schacht hinunter. Auf dem Boden hatte sich braunes Torfwasser gesammelt. »Wir zünden einen Scheiterhaufen an und verbrennen sie, nachdem wir sie ausgezogen haben. Die Wertsachen, die sie in ihrer Kleidung versteckt haben, holen wir natürlich heraus. Uns stehen ausreichend Benzin, Schwefelsäure und Brennholz zur Verfügung, sodass die ganze Sache beschleunigt wird. Es wird nicht viel von ihnen übrig bleiben.«
    »Und sobald das alles erledigt ist?«
    »Schaufeln wir die Asche in den Schacht.«
    Kasan drehte sich langsam im Kreis und begutachtete den Ort. Er tupfte sich mit dem Taschentuch die Nase. Der starke Harzgeruch trieb ihn fast in den Wahnsinn. »Wann?«
    »Heute nach Mitternacht.«

90. KAPITEL
    Nowo-Tichwinski-Kloster, Jekaterinburg
    Mit finsterer Miene sank Boyle auf einen Stuhl. »Das sieht nicht gut aus, nicht wahr?«
    Schwester Agnes lief wieder rastlos in ihrem Büro hin und her.
    Der Leichenbestatter Markow, der seinen zerknitterten Arbeitsanzug trug, ließ nervös die Fingerknöchel knacken. »Genau das habe ich der Schwester auch gesagt«, stieß er verärgert aus. »Wenn es nach mir ginge, würde ich so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Roten bei uns vor der Tür stehen und uns abknallen!«
    Die Nonne blieb stehen. »Ist es wirklich so hoffnungslos, wie es scheint?«, frage sie Boyle.
    »Meine ehrliche Meinung? Ich würde sagen, es ist eine Katastrophe.«
    »Wir hatten Sie schon vor Tagen erwartet!«
    Boyle stand auf. Er war so nervös, dass er nicht mehr ruhig sitzen konnte. »Die Züge hatten überall Verspätung«, sagte er. »Ich musste durch die Ukraine fahren, und dadurch habe ich viel Zeit verloren.«
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Etwas zu essen oder zu trinken?«
    Boyle warf einen

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