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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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gemacht. Der furchtbare Gedanke, dass Nina und ihr Kind in der eisigen Hölle eines Gefangenenlagers starben, setzte ihm jedoch arg zu. Und eine Sache hatte sich nie geändert: seine Liebe zu ihr. Selbst wenn sie ihn zurückwies, konnte er seine Gefühle nicht verleugnen.
    Jakow seufzte verzweifelt und wandte sich vom Fenster ab. Plötzlich erinnerte er sich an das gerahmte Foto in der Schreibtischschublade, das er immer in Ehren gehalten hatte. Er nahm das Foto heraus, das auf dem Jahrmarkt in Sankt Petersburg aufgenommen worden war und auf dem seine Mutter, Stanislaw, Juri und dessen Vater abgebildet waren.
    Seit Stanislaws Tod hatte Jakow es nicht übers Herz gebracht, das Bild zu betrachten. Doch jetzt stellte er es auf den Schreibtisch und starrte es mit grimmiger Miene an. Juris Anblick erregte seine Wut. Verärgert fegte er das Bild vom Schreibtisch. Es prallte gegen die Wand, und das Glas zersplitterte. Jakow kniete sich hin und zog das Foto aus dem zerbrochenen Rahmen. Er zerriss das Bild, knüllte es zusammen, warf die Papierkugel auf den Boden und zertrat sie mit dem Absatz seines Stiefels. In seiner unbändigen Wut verlor er die Kontrolle und trampelte auf den Bruchstücken des Rahmens herum, bis sie nicht mehr als ein paar Holzspäne waren.
    Jakow betrat das kleine Büro des Stationsvorstehers, wo eine Handvoll Telegrafisten hinter einem Schreibtisch saß und mit Schreibarbeiten beschäftigt war. Soba las ein Telegramm.
    »Und?«, fragte Jakow.
    »Größtenteils gute Nachrichten bis auf eine, aber die ist nicht dramatisch. Nur eine kleine Unannehmlichkeit.«
    »Sag schon. Ich hab keine Geduld.«
    »Es geht voran: Kasan hat das Phantom geschnappt.«
    »Wie? Wo?«
    »In einem Tunnel in der Nähe des Ipatjew-Hauses. Der Mann ist momentan im Amerika-Hotel und wird bewacht. Wenn wir in Jekaterinburg ankommen, erfahren wir mehr. Ich wette, Kasan steigt jetzt zu Lenins Liebling auf.«
    »Wir müssen Andrew finden.«
    »Es gibt noch mehr gute Nachrichten«, fuhr Soba fort. »Andrew und die Frau wurden geschnappt.«
    »Was?«
    »Das Telegramm ist gerade angekommen. Die schlechte Nachricht ist, dass sie von einer Bande von Deserteuren aufgegriffen wurden.« Soba schlug mit der Hand auf einen Streckenplan an der Wand. »Sie sind hier, in einem Dorf in der Nähe von Kowrow. Die Banditen haben das Telegramm an unsere nächste Garnison in sechzig Kilometern Entfernung geschickt und gebeten, dir die Nachricht persönlich zu übergeben und die Dringlichkeit der Angelegenheit zu betonen.«
    »An mich? Wer sind diese Leute?«
    »Größtenteils Banditen und Mörder. Sie haben ihre eigenen Gesetze, stehlen, vergewaltigen und terrorisieren.«
    »Warum sollte die Nachricht an mich persönlich gehen?«
    »Einer von ihnen ist unser alter Freund Feldwebel Mersk.«
    »Mersk?«
    »Dieser miese Typ treibt wohl überall sein Unwesen. Er ist desertiert, erinnerst du dich?« Soba zeigte auf die Karte. »Durch das Dorf führt eine kleine Eisenbahnlinie, falls sie nicht gesprengt oder anderweitig zerstört wurde.«
    »Wie weit ist es?«
    »Weniger als zwei Stunden. Und da ist noch etwas.«
    »Was?«
    »Mersk schreibt, dass er es als Ehre betrachten würde, Andrew für dich zu töten. Wenn du die Gefangenen aber selbst in Gewahrsam nehmen möchtest, verlangen seine Kameraden ein Lösegeld von zehntausend Rubeln.«
    »Egal, wie viel. Wir zahlen.«

87. KAPITEL
    Amerika-Hotel, Jekaterinburg
    Das Amerika war das beste Hotel in der Stadt. Es verfügte über alle modernen Annehmlichkeiten – elektrischen Strom, Spültoiletten und Badezimmer mit fließendem, heißem Wasser. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass die Bolschewisten es beschlagnahmt und ihr Hauptquartier dort eingerichtet hatten.
    Die luxuriösen Suiten im Erdgeschoss waren für die Tscheka reserviert, im Untergeschoss lagen die Zimmer des Hotelpersonals. Etwa zwölf Zimmer waren in Zellen umgebaut worden.
    Kasan war sehr zufrieden mit sich, als er in dieser Nacht gegen Viertel vor drei die Stufen hinunterstieg und mit dem Schlagring gegen sein Bein trommelte. Er ging auf ein stabiles Metalltor zu, vor dem ein dickes Schloss hing. Zwei Wachen salutierten, und einer steckte einen Schlüssel ins Schloss.
    »Und? Ist der Quacksalber hier?«, fragte Kasan.
    »Ja, er ist beim Gefangenen.«
    »Ausgezeichnet. Vergessen Sie nicht, dass niemand dieses Tor passiert, wenn er nicht meine persönliche Erlaubnis hat. Wenn Sie sich nicht daran halten, erschieße ich Sie.«
    Diese Zelle

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