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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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schwarze Mauser geladen war, ehe sie die Pistole wieder in ihre Tasche steckte. Sie hob die rechte Hand und berührte damit den Arm ihres Bruders. »Wenn es auch nur das geringste Anzeichen für Ärger gibt, hältst du dich da raus, Finn. Hast du verstanden?«
    Finn sah aus, als verletzte dieser Befehl seinen Stolz. »Das sagst du immer. Ich kann kämpfen wie ein Mann, Lydia!«
    »Natürlich kannst du das, aber du kannst unserer Sache lebendig viel mehr nutzen, als wenn du tot bist. Jetzt hol den Fisch aus dem Frachtraum, damit wir die Gewehre abladen können.«
    Lydia zwinkerte ihm zu und strich ihm zärtlich über die Wange, ehe sie über die Metallsprossen am Kai das Schiff verließ.
    Im Hafen herrschte reger Betrieb. Es war Freitagmorgen, und kleine und große Trawler luden ihren Fang ab. Überall wuselten Händler von den Dubliner Fischmärkten auf der Suche nach guter Ware herum.
    Ein Ford-Lastwagen mit einer Plane über der Ladefläche, der mit Kisten voller zerhacktem Eis beladen war, fuhr rückwärts auf den Kai zu. Als er anhielt, sprangen zwei Männer mit schmierigen Ölschürzen und Mützen aus dem Fahrerhaus. Einer von ihnen hielt Wache am Kai, während der andere – ein kräftiger Kerl mit großen Pranken, rotem Haar und Sommersprossen – auf Lydia zuging und die Hand zum Gruß hob. »Du hast es geschafft, Boss. Wir dachten schon, du hättest uns vergessen.«
    »Wir können plaudern, wenn wir hier fertig sind, Mattie.«
    »Komm, Paddy, wir müssen abladen«, rief er seinem Kameraden zu.
    Unterstützt von der Crew des Trawlers, die die Kisten mit dem Eis ablud, begannen sie mit der Arbeit. Sie füllten die Kisten mit Fisch, während mehrere Crew-Mitglieder die Waffenkisten an den Kai schleppten und sie auf die Ladefläche des Lastwagens luden. Anschließend wurden die Kisten, in denen die mit Eis gekühlten Fische lagen, obenauf gestellt und stinkende, ölige Planen über die Ladung geworfen.
    Als sie fertig waren, stieg Lydia gefolgt von Finn in die Fahrerkabine. Der kräftige, rothaarige junge Mann setzte sich auf den Fahrersitz und startete den Motor, während sich Paddy, sein Kamerad, hinten auf die Ladefläche setzte.
    Lydias Blick wanderte über den Hafen, an dem Dutzende Last- und Pferdewagen standen. Auf der Küstenstraße fuhr eine Straßenbahn in Richtung Howth Head vorbei. Funken sprühten wie ein Feuerwerk von den oberirdischen elektrischen Leitungen.
    »Was ist los?«, fragte Finn.
    Lydia schüttelte den Kopf. »Ich sehe keine britischen Soldaten. Es ist fast zu perfekt. Nicht einmal eine Wolke am Himmel. Nenn es verrückt, aber ich bekomme gerade Muffensausen.«
    Der rothaarige Fahrer lächelte. »Das sind deine keltischen Wurzeln. Immer auf der Suche nach einem Omen! Wenn die Briten uns hier auflauern, werden sie ihr blaues Wunder erleben. Wir haben ein Gewehr und eine Bergmann hinter den Sitzen.«
    »Es wird keine Schießerei geben, Mattie, wenn ich es nicht ausdrücklich befehle«, erwiderte Lydia und strich dem Fahrer freundschaftlich über den Arm. »Wenn die Briten irgendetwas vorhaben, dann vermutlich, wenn wir den Hafen verlassen. Halte also die Augen offen.«
    Gegenüber vom Hafen saß Joe Boyle in dem T-Ford und beobachtete den Lastwagen, der den Hafen verließ und auf die Hauptstraße einbog, die nach Dublin führte. Lydia Ryan saß im Fahrerhaus.
    Jackson warf seine halb aufgerauchte Zigarette weg. »Es macht keinen Sinn, Ryan nur zu folgen, Boyle. Wir müssen sie verhaften! Verdammt, was treiben Sie da für ein Spiel mit uns?«
    Boyle ließ den schwer beladenen Lastwagen nicht aus den Augen. »Das sind vertrauliche Informationen, Jackson. Sie brauchen nur die Befehle zu befolgen. Und jetzt drücken Sie aufs Gas, sonst verlieren wir sie noch.«

19. KAPITEL
    Howth/Sutton
    Sie fuhren Richtung Dublin, und es dauerte noch zehn Minuten, bis Lydia sich allmählich entspannte. Als sie sich einer Kreuzung näherten, an der ein Schild mit der Aufschrift S UTTON C ROSSROADS stand, öffnete sie die Knöpfe ihrer Donkeyjacke und atmete erleichtert aus.
    Plötzlich wurden sie von einem Triumph-Motorrad mit Beiwagen überholt. Der Fahrer und der Beifahrer trugen Helme, Schals und Schutzbrillen. Sie winkten und drückten übermütig auf die Hupe, als sie mit Vollgas über die Kreuzung an ihnen vorbeidonnerten.
    »Die haben es aber eilig«, sagte Finn. »Die sollten aufpassen, dass sie keinen Unfall bauen.«
    Ein paar Minuten später fuhr der Lastwagen auf der Küstenstraße um eine Kurve.

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