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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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stank es nach totem Fisch. Jackson hatte ein kantiges, verschlagenes Gesicht und einen schmalen, schwarzen Oberlippenbart. In seinem Haar glänzte Brillantine. Der Griff eines Webley-Revolvers, der unter dem Mantel in einem Schulterholster steckte, lugte heraus.
    Smith, sein Begleiter, hatte kurz geschorenes Haar und trug eine Leinenmütze. Der kräftige, breitschultrige Mann – ein ehemaliger Boxer aus Manchester – hatte einst einen Mann im Ring totgeschlagen. Er saß auf dem Fahrersitz und beobachtete den Hafen durch ein Fernglas.
    Beide Männer gehörten zum britischen Militärgeheimdienst, der im Dubliner Schloss untergebracht war. Ihre Aufgabe bestand darin, die irischen Republikaner zu kontrollieren, und oft gingen sie mit ungeheurer Brutalität gegen die Rebellen vor. Und es kam noch schlimmer, als Churchill zahlreiche Kriminelle aus britischen Gefängnissen entließ. Er versprach ihnen die Begnadigung, wenn sie mithalfen, den irischen Aufstand niederzuschlagen.
    »Ich sehe einen blau-weißen Trawler mit einem schwarzen Schornstein, Captain«, sagte Smith. »Er ist noch circa eine Meile entfernt und steuert den Hafen an. Das ist die Marie-Ann . Ich bin ganz sicher.«
    Jackson hob sein Fernglas und ließ den Blick über das Wasser gleiten. Er entdeckte das Schiff, aus dessen Schornstein schmutziger grauer Rauch aufstieg, und sah, dass es auf den Hafen zufuhr. »Gut. Wir müssen Boyle abholen.«
    »Wenn man vom Teufel spricht, Sir«, sagte Smith.
    Jackson drehte sich zur Straße um, die am Hafen von Howth entlangführte. Dort gab es eine ganze Reihe von Fischgeschäften, Herbergen und Teestuben. Das imposante weiß gestrichene Hotel St. Lawrence stach besonders hervor. Ein großer, gut aussehender Mann verließ soeben das Hotel, wich einem Oberleitungsbus aus und lief schnell auf sie zu. Er war um die fünfzig und hatte breite Schultern. Sein maßgeschneiderter Anzug war sorgfältig gebügelt, und er trug einen braunen Filzhut.
    Smith sah ihm entgegen. »Was hat dieser Boyle vor, Sir?«
    Jackson nahm verärgert eine Zigarette aus einem silbernen Etui. »Das weiß nur Gott allein. Seinem Namen nach muss er irischer Abstammung sein. Nach den Informationen des Londoner Hauptquartiers ist er Oberstleutnant in der kanadischen Armee. Dieser Dienstgrad wurde ihm wohlgemerkt ehrenhalber verliehen. Offenbar hat er sein eigenes Maschinengewehr-Bataillon aufgestellt, um an der Westfront zu kämpfen. Alles Freiwillige.«
    Smith ließ die Fingerknöchel knacken, als er Boyle beobachtete, der sich ihnen entschlossenen Schrittes näherte. »Der Typ ist ziemlich großspurig. Er benimmt sich, als würde er die verdammte Operation leiten. Was glaubt der eigentlich, wer er ist?«
    Jackson klopfte mit einem Finger auf das Ende seiner Zigarette und zündete sie mit einem Streichholz an. »Wenn wir aus London den Befehl erhalten, ihn auf jede erdenkliche Art zu unterstützen, nehme ich an, dass er Freunde in hohen Positionen hat. Da er eine Sondergenehmigung besitzt, um eine Schusswaffe zu tragen, könnte er auch Verbindungen zu Scotland Yard haben.«
    »Ein Unteroffizier, der im Dubliner Schloss seinen Dienst verrichtet, scheint mehr über ihn zu wissen. Es sind aber nur Gerüchte, Sir.«
    Jackson blies den Rauch aus. »Sagen Sie schon, Smith.«
    »Er behauptet, er habe in Belfast von Boyle gehört, und der Typ soll Verwandte im Norden haben. Seine Familie war angeblich bitterarm und ist nach Kanada ausgewandert, wo der junge Boyle fast zur Legende wurde.«
    »Weiter.«
    »Er sagt, Boyle habe viele Talente und ein bewegtes Leben hinter sich. Amerikanischer Champion der Schwergewichtsklasse im Amateurboxen, ehemaliger Goldgräber in Yukon. Abgesehen davon ist er durch Geschäfte in den USA und in Russland Millionär geworden. Ich glaube, das war es ungefähr.«
    Jackson strich sich über den Schnurrbart. »Wenn das alles stimmt, führt er hier bestimmt keine polizeilichen Ermittlungen durch, oder? Und wir wissen immer noch nicht, was zum Teufel Boyle mit Lydia Ryan vorhat. Er muss doch wissen, dass sie zu den meistgesuchten Rebellen auf unserer Fahndungsliste gehört!«
    »Woher stammen seine Informationen, Sir? Er wusste ganz genau, wann die Marie-Ann im Hafen erwartet wird und dass die Ryan an Bord ist. Dann hat er uns den Befehl erteilt, weder sie noch ihre Kumpanen zu verhaften, sondern ihnen nur zu folgen. Ich verstehe das nicht.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Jackson mit einem hinterhältigen Grinsen, als Boyle sich

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