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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Enttäuschung darüber, die Antworten nicht zu kennen, brachte ihn fast um.
    Nach einer Viertelstunde erreichte er die Einmündung der Jentow-Straße gegenüber von seiner Herberge. Sorg blieb wie angewurzelt stehen.
    Vor der Herberge hatte sich eine Gruppe Soldaten der Roten Armee versammelt, deren Lastwagen auf der Straße parkte. Ein Mann wurde in Handschellen abgeführt. Es war Sorgs Zimmergenosse, der junge Kerl mit dem spärlichen Bartwuchs, mit dem er manchmal Karten gespielt und den er für einen Deserteur der Weißen gehalten hatte.
    Sorg drehte sich der Magen um, als er erkannte, wer der dicke, glatzköpfige Mann in einem langen schwarzen Mantel war, der seinen Zimmergenossen abführte.
    Kasan.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Und dann hörte Sorg plötzlich hinter sich jemanden rufen: »Hände hoch!«
    Sorg wirbelte herum. Eine Soldatin der Roten Armee stand hinter ihm und schwang ein abgegriffenes Gewehr mit einem langen Bajonett. Er hatte nicht gehört, dass sie sich ihm genähert hatte. Sie war dünn und zu klein für ihre Waffe, doch ihre Miene drückte wilde Entschlossenheit aus. »Ich hab gesagt, Hände hoch! Keinen Schritt weiter, oder ich schieße.«
    Sorg blieb keine Zeit, um nach seinem versteckten Revolver zu greifen. Er versuchte auszuweichen. Die Frau drückte auf den Abzug des alten Gewehrs.
    Es klickte.
    Aber kein Schuss löste sich. Entweder hatte es eine Fehlzündung gegeben, oder die Soldatin hatte vergessen, das Gewehr zu laden. Jetzt ging die Frau mit dem Bajonett auf ihn los. Sie stieß es ihm in die Seite, worauf ihn ein stechender Schmerz durchzuckte.
    Sorg taumelte rückwärts, während er instinktiv seine linke Hand hob, den Kolben des Gewehrs ergriff und die Frau zu sich heranzog. Im selben Augenblick hatte Sorg seinen Füllfederhalter mit der tödlichen Klinge in der anderen Hand und stieß sie ihr zwischen die Rippen. Die Soldatin röchelte kurz und verstummte, worauf Sorg den sterbenden Körper zu Boden gleiten ließ.
    Er presste eine Hand auf seine Seite. Er blutete stark und hatte heftige Schmerzen.
    »Sie da! Stehen bleiben!«, brüllte jemand von der anderen Straßenseite. Kasan musste ihn gesehen haben. Seine Stimme ließ Sorg vor Schreck erstarren.
    Blitzschnell ergriff er das Gewehr der toten Soldatin. Er öffnete das Gewehrschloss – die Kammer war leer, das Magazin aber voll. Das bedeutete, dass die Frau das Gewehr nicht durchgeladen hatte.
    Sorg lud das Gewehr, zielte auf Kasan und drückte ab. Der Gewehrkolben stieß schmerzhaft gegen seine Schulter, und als der laute Knall des Schusses ertönte, gingen die Soldaten, die vor dem Haus gestanden waren, hinter dem Lastwagen in Deckung. Nur Kasan nicht. Eigensinnig wie ein wilder Stier starrte er Sorg an und griff nach der Waffe in seinem Gürtelholster.
    Sorg lud das Gewehr wieder durch, nahm seinen Gegner erneut ins Visier und drückte ab.
    Als der Schuss Kasan traf, krümmte er sich und presste beide Hände auf seinen Schritt.
    Auf der anderen Straßenseite schrie jemand einen Befehl, woraufhin die Soldaten das Feuer auf Sorg eröffneten. Die Kugeln schlugen in das Mauerwerk über seinem Kopf ein, Querschläger pfiffen durch die Luft. Die Soldaten rückten vor und zielten mit ihren Gewehren auf ihn.
    Sorg ließ seinen Handkarren stehen und rannte in die Seitengassen hinein, verfolgt vom lauten Echo der Schüsse in seinem Rücken.

35. KAPITEL
    Hauptbahnhof, Jekaterinburg
    Der von Kugeleinschlägen übersäte Zug mit dem roten Stern auf der Stirnseite fuhr donnernd in den Hauptbahnhof von Jekaterinburg ein. Mit quietschenden Bremsen hielt der Zug inmitten einer Dampfwolke an.
    Jakow sprang von seinem verdreckten Wagen herunter. Der Bahnhof war das reinste Tollhaus. Passagiere und Soldaten rannten in alle Richtungen.
    Ein dicker, glatzköpfiger Mann näherte sich ihm vom Bahnsteig. Er war kalkweiß und sah aus, als litte er unter starken Schmerzen. Ein Finger der rechten Hand war dick verbunden. »Kommissar Jakow, hatten Sie eine angenehme Reise?«
    »Was machen Sie hier, Kasan?« Der ehemalige Agent der Ochrana, der nun im Dienste der Tscheka stand, erinnerte Jakow immer an eine Schlange.
    »Ich wollte Ihnen etwas mitteilen, was die Romanows betrifft.«
    »Was haben Sie denn mit den Romanows zu schaffen?«
    »Ein Fall, an dem ich arbeite. Er hat oberste Priorität.«
    »Das ist mir neu. Was ist mit Ihrer Hand passiert?«
    »Jemand hat versucht, mich umzubringen.« Kasan stieg Zornesröte ins Gesicht, als er

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