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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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auf die Lasche seines Holsters zeigte, die ein Einschussloch aufwies. »Meine Waffe wurde getroffen. Ich musste sie ersetzen. Die Kugel hat mir die Fingerkuppe weggerissen. Einen Zentimeter tiefer, und ich hätte meine Männlichkeit verloren.«
    Jakow runzelte die Stirn. »Das macht den Tag gewiss noch ein wenig interessanter. Was haben Sie für eine Information?«
    »Es hat eine beunruhigende Entwicklung in Bezug auf die Romanows gegeben. Vielleicht können wir gemeinsam fahren, und ich erkläre es Ihnen unterwegs?«
    Ein Austin-Putilow-Panzerwagen parkte mit laufendem Motor neben den Pferdekutschen vor dem Hauptbahnhof, dahinter stand ein Fiat-Lastwagen. Als sie in den Lastwagen stiegen, brüllte Kasan einen Befehl. Darauf drückte der Fahrer des Panzerwagens auf die Hupe, um die Droschken zu verscheuchen, die ihm den Weg versperrten.
    »Ich habe mir erlaubt, Ihnen im besten Hotel der Stadt, dem Amerika , ein Zimmer zu reservieren. Es ist das Lieblingshotel der hier eingesetzten Tscheka-Agenten.«
    »Das ist nicht nötig. Ich schlafe in meinem Zug.«
    »Wie Sie wünschen. Kennen Sie Jekaterinburg, Kommissar?«
    »Flüchtig.« Als der Konvoi durch die Straßen fuhr, ließ Jakow seinen Blick über die Dächer der Stadt gleiten. Er sah wunderschöne goldene Kuppeln und Kirchturmspitzen neben den hässlichen, aus roten Ziegelsteinen gemauerten Schornsteinen der Hüttenwerke. Einige der hartgesottenen sibirischen Einwohner sahen aus wie das, was sie unter Tage förderten: stämmige, muskulöse Kerle mit breiten Schultern und stahlharten Fäusten.
    »Die Stadt hat knapp über einhunderttausend Einwohner«, fuhr Kasan fort. »Doch seitdem die Kämpfe begonnen haben, ist die Einwohnerzahl stark gestiegen. Wohlhabende Minenbesitzer und Adelige wohnen hier, aber wir rotten dieses Pack aus. Viele wurden erschossen und andere in Lager verbannt.«
    »Ein richtiges Gemetzel, das Ihnen zweifellos große Freude macht. Was ist mit den Romanows? Benehmen sie sich?«
    »Ich glaube schon. Die Familie nimmt ihre Mahlzeiten mit den Wachleuten ein und bekommt dieselben Portionen. Sie dürfen sich jeden Tag eine Stunde an der frischen Luft bewegen, eine halbe Stunde morgens und eine halbe Stunde am frühen Abend.«
    »Und über welche beunruhigende Entwicklung wollten Sie mit mir sprechen?«
    Kasan zog ein zerknittertes Blatt Papier aus der Tasche. »Heute Morgen hat ein Wachposten diese Mitteilung in der Nähe der Zarentochter Anastasia gefunden. Er hat sie beobachtet, als sie den Stein, um den die Nachricht gewickelt war, während ihres Spaziergangs im Garten aufheben wollte.«
    Jakow überflog den Text. Seltsamerweise war die Mitteilung in kyrillischer Schrift mit Tinte geschrieben. Dort stand: Seien Sie stark. Hilfe naht. Philip.
    »Wurde sie verhört?«
    »Sie hat uns nichts gesagt. Ich glaube, sie hatte keine Zeit, um den Text zu lesen. Es beunruhigt mich, dass derjenige, der den Zettel geschrieben hat, versuchen könnte, die Familie zu befreien.«
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Verdacht.«
    »›Philip‹ kann ein Name oder sogar ein Codewort sein. Ohne weitere Verhöre wissen wir das nicht. Jekaterinburg ist voller Spione, aber ich glaube, diese Botschaft könnte von einem ausländischen Agenten stammen, dem wir seit über einem Jahr auf den Fersen sind. Haben Sie vielleicht davon gehört?«
    »Sie meinen den Agenten, der ›Das Phantom‹ genannt wird? Lenin hat persönliches Interesse an dem Fall und will, dass der Mann geschnappt wird. Ich habe gehört, dass Ihnen dieses Phantom bisher immer entwischt ist.«
    Kasan verzog verärgert das Gesicht. »Er hat Glück gehabt, dass er uns bislang immer einen Schritt voraus war. Aber sein Glück wird nicht ewig währen.«
    »Sie scheinen davon überzeugt zu sein, Kasan.«
    »Ich jage ihn, seitdem er den Besitzer eines Hauses in der Nähe des Alexanderpalastes ermordet und anschließend seine Wohnung in Brand gesetzt hat, damit es wie ein Unfall aussieht. Ich bin sicher, dass er die Romanows beobachtet hat und dass wir es hier mit ein und demselben Mann zu tun haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Dreißig Jahre Erfahrung. Und das hier.« Kasan zog ein kleines braunes Fläschchen aus der Tasche. »Auf der Suche nach Deserteuren habe ich heute Morgen in einer Herberge im Marktviertel eine Razzia durchgeführt. Einer meiner Männer fand diese leere Flasche, versteckt unter einem Bett in einem der Zimmer.«
    Jakow betrachtete die Flasche und roch den leicht bitteren Geruch.
    »Sie

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