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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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könnte ich? Es ist nicht Ihre Schuld. Einige Leute könnten jedoch Rache nehmen wollen für das Unrecht, das Ihr Vater ihrer Meinung nach begangen hat.«
    »Wissen Sie, was Rasputin zu meinen Eltern gesagt hat, ehe er ermordet wurde?«
    »Was?«
    »Er hat uns prophezeit, dass kein Romanow überleben und das russische Volk uns töten wird. Ich weiß, dass einige behaupteten, Rasputin sei verrückt gewesen, und Papa würde ihnen bestimmt zustimmen, aber er war immer gut zu Alexej. Leider ist meine Mutter abergläubisch, und sie fürchtet sich vor seinen Prophezeiungen.«
    Sorg befürchtete ebenfalls, dass sich die Worte des Mönchs bewahrheiten könnten, doch er versuchte, Anastasia zu trösten: »Vielleicht macht sich Ihre Mutter zu große Sorgen.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht.« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Ich werde Ihre Gesellschaft vermissen, Philip«, vertraute sie ihm an. »Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Maria vermutet, dass mehr hinter Ihnen stecken könnte, als ich glaube.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Was hat sie noch gleich gesagt? ›Stille Wasser sind tief.‹ Sie meinte, Sie könnten sogar ein Spion sein. Sie sind doch kein Spion, nicht wahr, Philip?«
    Die scherzhafte Frage versetzte Sorg einen mächtigen Schreck. Macht sie nur Spaß, oder verdächtigt sie mich?, fragte er sich.
    Ehe Sorg etwas erwidern konnte, griff Anastasia in den Lederbeutel auf ihrem Schoß und zog eine Kodak-Kamera heraus. Es war eine dieser kleinen Kameras im Taschenformat, die sich großer Beliebtheit erfreuten. »Mögen Sie Schiffe?«
    »Warum?«
    »Ach, nur so. Es gibt ein paar Dinge, die ich sehr gerne mag. Mich auf Schiffen herumzutreiben gehört auch dazu. Und ich mache gerne Fotos. Darf ich ein Foto von Ihnen machen? Ich hätte gerne ein Foto von Ihnen, damit ich eine Erinnerung an Sie habe. Ich werde es in mein Album kleben.«
    »Gewiss.«
    »Sie lächeln nicht! Lächeln Sie.«
    »Es fällt mir schwer, da ich nun weiß, dass ich Sie niemals wiedersehen werde.«
    »Dann stellen Sie sich einfach vor, dass wir uns wiedersehen.«
    Sorg blickte verlegen in die Kamera. Er bemühte sich um ein Lächeln, doch es fiel ihm schwer.
    »Jetzt machen Sie nicht so ein Gesicht, als wollte ich Sie erschießen, Philip! Das ist keine Hinrichtung.«
    Nun konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Eigentlich wäre es mir noch lieber, wenn ich ein Bild von uns beiden hätte«, sagte sie mit strahlender Miene. »Hätten Sie etwas dagegen?«
    »Nein.«
    Anastasia rutschte ein Stück näher und lehnte sich an ihn, sodass er ihren Lavendelduft riechen konnte. Dann streckte sie einen Arm nach vorn, richtete die Kamera auf sie beide und drückte auf den Auslöser.
    »Danke, Philip. Jetzt fühle ich mich besser, weil ich weiß, dass ich eine Erinnerung an Sie habe.«
    Der Offizier, der sich unbemerkt an die beiden herangeschlichen hatte, rückte sein Monokel zurecht, hüstelte verlegen und kam dann auf Sorg und die Zarentochter zu.
    Anastasia sprang auf und steckte die Kamera in den ledernen Beutel zurück. »Ich muss gehen. Mama macht sich sonst Sorgen. Sie macht sich in letzter Zeit immer Sorgen. Papa meint, sie sei ein Nervenbündel. Darf ich etwas sehr Persönliches sagen?«
    »Natürlich.«
    »Ich weiß nicht, ob wir einander jemals wiedersehen, aber Sie sollen wissen, dass ich unsere Treffen immer ungeheuer genossen habe. Maria behauptet sogar, ich wäre ein wenig in Sie verliebt.« Anastasia errötete und reichte ihm die Hand.
    Sorg verschlug es die Sprache, und sein Herz klopfte so stark, als wollte es zerspringen, als er ihre zarten Finger umfasste.
    In diesem Augenblick sah sie aus wie das hilflose junge Mädchen, das sie in Wahrheit war und das versuchte, seinen Weg in der rauen Welt der Erwachsenen zu finden. Ihr haftete etwas unglaublich Naives und Rührendes an, eine fast kindliche Offenheit, die in ihm das starke Bedürfnis weckte, sie zu beschützen.
    Und dann beugte Anastasia sich unvermittelt vor und küsste ihn auf die Wange. »Auf Wiedersehen, Philip. Es tut mir leid, was mit Ihrem Vater passiert ist. Wirklich. Vergeben Sie meiner Familie bitte.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte an dem Offizier vorbei durch den Garten und die Steintreppe hinauf.
    Sorg blickte ihr nach und legte eine Hand auf seine Wange, wo er die Berührung ihrer Lippen noch spürte.

34. KAPITEL
    Ipatjew-Haus, Jekaterinburg
    Als Sorg das laute Dröhnen eines Motors hörte, wachte er auf.
    Ein Lastwagen fuhr durch die Gasse vor

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