Operation Sahara
reisen.«
Pitt wandte sich an Giordino. Er machte einen traurigen und enttäuschten Eindruck. »Schade, vor allem, wenn man bedenkt, daß wir um die halbe Welt geflogen sind, um die Wüstennomaden auf dem Rücken ihrer Kamele zu sehen.«
»Ich kann meiner alten, weißhaarigen Mutter nie mehr ins Gesicht sehen«, stöhnte Giordino. »Sie hat die Hälfte ihrer Ersparnisse geopfert, nur damit ich mir das Leben in der Wüste ansehen kann.«
Pitt schlug mit der Hand auf den Tisch und sprang auf. »Na gut, dann fahren wir zu unserem Hotel in Timbuktu zurück.«
»Haben die Gentlemen einen Wagen?« erkundigte sich Digna.
»Nein.«
»Wie sind Sie denn von Timbuktu hierher gekommen?«
»Mit dem Bus«, erwiderte Giordino zögernd, beinahe fragend.
»Sie meinen, auf einem Lastwagen, der auch Passagiere befördert.«
»Genau«, bekräftige Giordino glücklich.
»Vor morgen mittag werden Sie keine Transportmöglichkeit nach Timbuktu finden«, erklärte Digna.
»Es muß doch irgendein Vehikel in Bourem geben, das man mieten kann«, stellte Pitt fest.
»Bourem ist eine arme Stadt. Die meisten Einwohner gehen zu Fuß oder fahren Motorrad. Nur wenige Familien können sich ein Auto leisten, das nicht andauernd repariert werden muß. Der einzige Wagen in gutem Zustand, der sich im Augenblick in Bourem befindet, ist General Zateb Kazims Privatlimousine.«
Digna hätte ebensogut in ein Wespennest stechen können. Pitt und Giordino hatten denselben Gedanken. Sie fuhren zusammen und entspannten sich sofort wieder. Die beiden Männer sahen sich an und grinsten verschmitzt.
»Was macht sein Wagen denn hier?« erkundigte sich Giordino unverfänglich. »Wir haben ihn doch gestern erst in Gao gesehen?«
»Meistens benutzt der General einen Hubschrauber oder eine Militärmaschine«, erklärte Digna. »Doch durch Städte und Dörfer läßt er sich gerne in seinem Privatwagen von seinem Chauffeur fahren. Der Chauffeur fuhr mit dem Wagen auf der neuen Schnellstraße von Bamako nach Gao, als er ein paar Kilometer außerhalb von Bourem eine Panne hatte. Das Auto wurde hierher abgeschleppt.«
»Und inzwischen repariert?« erkundigte sich Pitt, trank einen Schluck Bier und schien weiter nicht interessiert.
»Der einzige Mechaniker im Ort ist heute abend fertig geworden. Ein Stein hatte den Kühler durchschlagen.«
»Ist der Chauffeur schon nach Gao abgefahren?« fragte Pitt leichthin.
Digna schüttelte den Kopf. »An der Straße von hier nach Gao wird noch gebaut. Eine Nachtfahrt kann gefährlich sein. Er wollte keine zweite Panne riskieren. Morgen, in aller Frühe, will er losfahren.«
Pitt sah ihn an. »Woher wissen Sie das alles?«
Digna strahlte. »Meinem Vater gehört die Werkstatt, und ich leite sie. Der Chauffeur und ich haben zusammen zu Abend gegessen.«
»Wo hält sich der Chauffeur jetzt auf?«
»Im Haus meines Vaters. Als sein Gast.«
Pitt wechselte das Thema und kam auf die örtlichen Betriebe zu sprechen. »Gibt’s in der Gegend Chemiefabriken?«
Digna lachte. »Bourem ist viel zu arm, als daß hier etwas anderes hergestellt würde als Handarbeiten und Tuch.«
»Wie steht’s mit einer Deponie?«
»Die gibt es in Fort Foureau. Doch das liegt Hunderte von Kilometern weiter im Norden.«
Es entstand eine Pause, und plötzlich fragte Digna: »Wieviel Geld haben Sie dabei?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Pitt ehrlich. »Hab’s nicht gezählt.«
Pitt bemerkte, wie Giordino ihm einen warnenden Blick zuwarf und dann zu vier Männern hinübersah, die an einem Tisch in der Ecke saßen. Pitt folgte Giordinos Blick, und bemerkte, wie die Männer sich schnell abwandten.
Das mußte eine Falle sein, dachte er. Er musterte den Besitzer, der zeitunglesend an der Theke lehnte und schloß ihn als Gangster aus. Die übrigen Gäste unterhielten sich angeregt untereinander. Die Chancen standen fünf gegen zwei. Gar nicht so übel, dachte Pitt.
Er trank sein Bier aus und stand auf. »Zeit, daß wir aufbrechen.«
»Schöne Grüße an den Häuptling«, sagte Giordino und schüttelte Digna die Hand.
Der junge Malier lächelte unentwegt, doch seine Augen schimmerten hart. »Sie können nicht gehen.«
»Machen Sie sich unseretwegen keine Sorgen«, winkte Giordino ab. »Wir schlafen im Straßengraben.«
»Geben Sie mir Ihr Geld«, sagte Digna leise.
»Der Sohn des Häuptlings bettelt«, stellte Pitt trocken fest.
»Sie müssen für Ihren Vater eine große Enttäuschung sein.«
»Beleidigen Sie mich nicht«, erwiderte
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