Operation Sahara
dort los ist.«
Giordino holte Luft, um etwas Entsprechendes zu erwidern, ließ es dann aber bleiben und konzentrierte sich darauf, den Hubschrauber zu fliegen. Aufmerksam musterte er die Maschinen- und Fluginstrumente auf dem Armaturenbrett. Er näherte sich jetzt der Flußmitte, nahm leicht Gas weg, gab etwas Ruder und richtete die Nase des Hubschraubers flußaufwärts.
Der Helikopter schwebte bewegungslos in der Luft.
»Hast du die Schwimmweste dabei?« fragte Giordino.
»Die würde ich nie vergessen«, nickte Pitt. »Geh runter.«
Zwei Meter über dem Wasser stellte Giordino die Maschinen ab, während Pitt die Treibstoffzufuhr unterbrach und die Elektronik ausschaltete. Yves Massardes wunderbarer Hubschrauber taumelte wie ein verwundeter Schmetterling und landete dann leise klatschend im Wasser. Er trieb so lange an der Oberfläche, daß Pitt und Giordino die Türen öffnen und mit einem weiten Sprung ins Wasser tauchen konnten. Dann schwammen sie mit mächtigen Zügen los, um den immer noch langsam wirbelnden Rotorblättern zu entkommen. Das Wasser erreichte jetzt die offenen Türen und flutete ins Innere. Der Hubschrauber glitt mit einem Seufzer, den die aus der Passagierkabine entweichende Luft auslöste, unter die Wasseroberfläche.
Niemand hatte ihn kommen hören, und niemand sah ihn versinken. Ebenso wie die
Kalliope
war auch er in dem weichen Schlick des Flußbettes gelandet, der ihn eines Tages wie ein Leichentuch vollkommen einhüllen würde.
25
Es handelte sich zwar nicht gerade um die Polo Lounge des Beverly Hill Hotels, doch jemand, der zweimal im Fluß gelandet war, in einem Dampfbad gar gekocht wurde und dem vom anschließenden zweistündigen Gestolpere durch die dunkle Wüste die Füße weh taten, hätte sich über keine Kneipe mehr freuen können.
Die beiden Männer hatten das Gefühl, eine Höhle zu betreten massive Lehmwände, festgetretener Boden. Die lange Theke auf Betonsteinen, die als Bar diente, war in der Mitte so durchgebogen, daß man den Eindruck hatte, jedes Glas, das darauf stand, käme sofort in Richtung Mitte ins Rutschen.
Hinter der vergammelten Theke war ein Brett in die Wand eingelassen, das einer seltsamen Kombination von Gefäßen und Ventilen Platz bot, die offenbar zum Kaffee- und Teekochen diente.
Daneben standen fünf unterschiedlich geleerte Likörflaschen mit verdächtigen Banderolen. Dabei mußte es sich um den Vorrat für die wenigen Touristen handeln, die sich in den Ort verirrten, vermutete Pitt, denn Moslems durften das Zeug ja nicht trinken.
An einer Wand stand ein kleiner Ofen, der nicht nur eine behagliche Wärme, sondern auch einen durchdringenden Geruch verströmte, den weder Pitt noch Giordino bislang als Kameldung identifiziert hatten. Die Stühle machten den Eindruck, als hätten sie weit bessere Zeiten erlebt. Die Tische sahen nicht viel besser aus, rauchgeschwärzt, verbrannt von unzähligen Kippen, vollgeschmiert mit Kritzeleien, die zum Teil noch aus der französischen Kolonialzeit stammten. Für die trübe Beleuchtung im kleinen Gastraum sorgten zwei Glühbirnen, deren Leitungen von Nägeln im Dachbalken gehalten wurden.
Sie flackerten schwach, weil der alte Dieselgenerator des Dorfes nicht mehr viel Strom abgab.
Pitt setzte sich, Giordino im Schlepptau, an einen leeren Tisch, wandte seine Aufmerksamkeit von der Einrichtung ab und musterte die Gäste. Er war erleichtert, daß keiner der Anwesenden Uniform trug.
In der Gaststube hatte sich eine Reihe von Einheimischen eingefunden, Flußschiffer, Fischer, Dorfbewohner und eine Gruppe, die Pitt für Bauern hielt. Frauen waren nicht zugegen.
Ein paar der Männer tranken Bier, doch die meisten schlürften gesüßten Kaffee oder Tee aus kleinen Tassen. Nach einem flüchtigen Blick auf die Neuankömmlinge nahmen sie ihre Unterhaltung wieder auf und konzentrierten sich auf ein Spiel, das Domino ähnelte.
Giordino beugte sich über den Tisch und murmelte: »Sieht so deine Vorstellung von einer heißen Nacht in der Stadt aus?«
»In der Not…«
Ein dunkelhäutiger Mann mit dichtem, schwarzem Haar und einem riesigen Schnurrbart, offenbar der Besitzer des Etablissements, kam zu ihrem Tisch. Er blieb stehen und blickte sie stumm an.
Offensichtlich wartete er auf die Bestellung.
Pitt hielt zwei Finger in die Höhe und sagte: »Bier.«
Der Besitzer nickte und ging an die Bar zurück. Giordino sah zu, wie er zwei Flaschen deutsches Bier aus einem verbeulten Blechkühlschrank nahm, sich umdrehte
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