Operation Sahara
Reihe und waren derart ausgeschlachtet, daß außer Karosserie und Rahmen kaum noch Teile übrig waren. Räder und verschmutzte Motoren waren in einer Ecke des Hofs, neben einigen Öltonnen, gestapelt.
Getriebe und Differentiale lagen in der Nähe des Gebäudes; der Boden ringsumher war öldurchtränkt.
Die beiden Männer fanden ein Tor im Zaun, das mit einer dicken Schnur zugebunden war. Giordino hob einen scharfkantigen Stein auf, zerschnitt die Schnur und zog das Gatter auf. Vorsichtig gingen sie auf die Türen zu, horchten auf die Geräusche eines Wachhundes und suchten in der Dunkelheit nach einer Alarmanlage. Offenbar brauchte man sich hier wegen Diebstählen keine Sorgen zu machen, dachte Pitt. Wenn es so wenige Autos im Ort gab, dann würde jeder, der ein Teil klaute, um eine Reparatur durchzuführen, automatisch verdächtigt werden.
Die Doppeltüren waren verriegelt, und das rostige Schloß war abgeschlossen. Giordino packte es mit seinen kräftigen Händen und riß daran. Der Schäkel gab nach. Er sah Pitt an und grinste.
»Ein Kinderspiel. Der Zylinder war alt und ausgeleiert.«
»Wenn ich es für möglich hielte, daß wir hier jemals wegkäme n«, stellte Pitt fest, »würde ich dich für einen Orden vorschlagen.« Leise zog er eine der Türen so weit auf, daß sie eintreten konnten. Am Ende der Werkstatt befand sich eine Grube, wo die Mechaniker von unten an den Wagen arbeiten konnten. Dann gab es noch ein kleines Büro und einen Raum, der mit Werkzeug und Maschinen vollgestopft war. Drei Personenwagen und zwei Lastwagen, deren Reparatur noch nicht abgeschlossen war, beanspruchten den restlichen Platz der freien Fläche. Doch es war der Wagen, der mitten in der Werkstatt stand, der Pitt magisch anzog. Er faßte durch das Fenster eines Lastwagens und schaltete die Scheinwerfer ein. Ihr Licht fiel auf einen Wagen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, mit eleganter Linienführung und einer rosamagenta Lackierung.
»Mein Gott«, murmelte Pitt bewundernd, »ein Avions Voisin.«
»Ein was?«
»Ein Voisin. Die Wagen wurden zwischen 1919 und 1939 von Gabriel Voisin in Frankreich hergestellt. Sehr selten.«
Giordino schritt um den Wagen herum und studierte die einzigartige Karosserie. Die Limousine hatte ungewöhnliche Türgriffe, drei Scheibenwischer, die über der Windschutzscheibe montiert waren, Chromleisten zwischen den vorderen Kotflügeln und dem Kühler und eine geflügelte Kühlerfigur.
»Sieht eigenartig aus.«
»Macht nichts. Diese Rarität wird uns von hier fortbringen.«
Pitt nahm hinter dem Steuer, das sich auf der rechten Seite befand, auf dem im Artdéco-Design gepolsterten Fahrersitz Platz. Im Zündschloß steckte ein Schlüssel. Er drehte ihn um und beobachtete, wie die Tankanzeige sich langsam bis zur Markierung »voll« bewegte. Als nächstes drückte er auf den Knopf, der den Elektromotor in Gang setzte, der unter dem Kühler montiert war, und gleichzeitig als Anlasser und Generator diente. Man hörte keinen Laut. Das einzige Anzeichen, daß die Maschine plötzlich lief, war ein fast unhörbares Husten und etwas Rauch, der aus dem Auspuff drang. »Läuft wirklich leise, das Ungetüm«, bemerkte Giordino.
»Anders als die modernen Motoren mit Hubventilen«, erklärte Pitt, »wurde dieser Wagen von einem Motor mit Muffenventilen, einer Entwicklung von Knight, angetrieben. Die Motoren waren damals wegen ihres ruhigen Laufs sehr beliebt.«
Giordino musterte das klassische Automobil mit sichtbarer Skepsis. »Du hast tatsächlich vor, mit dieser alten Karre durch die Wüste zu fahren?«
»Der Tank ist voll, und es ist immer noch besser, als auf einem Kamel zu reiten. Such mal ein paar leere Behälter, füll sie mit Wasser und schau nach, ob du etwas zu essen auftreiben kannst.«
»Ich habe doch starke Zweifel«, erklärte Giordino und warf einen angewiderten Blick auf die vergammelte Werkstatt, »daß dieses Unternehmen einen Automaten für Speisen und Getränke hat.«
»Tu dein Bestes.«
Pitt öffnete die Türen auf der Hinterseite des Gebäudes und schob das Tor des Zaunes so weit auf, daß der Wagen hindurchpaßte. Dann überprüfte er die Limousine, um sich zu vergewissern, daß Öl und Wasser nachgefüllt und die Reifen ordentlich aufgepumpt waren, besonders der Reservereifen.
Giordino tauchte mit einem halben Kasten im Lande hergestellter Limonade und etlichen Wasserflaschen wieder auf.
»Durst dürften wir keinen leiden, doch das Beste, was die Lebensmittelabteilung zu
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