Operation Sahara
Feuer. In schneller Folge explodierte Flugzeug auf Flugzeug unter starker Feuer- und Rauchentwicklung, als die Kugeln ihre Treibstofftanks zerfetzten.
Völlig verblüfft, beobachtete Gunn das Schreckensszenario. Er kauerte hinter dem schlanken Stamm der Akazie, als handle es sich um eine Betonwand. Die ganze Operation dauerte kaum sechs Minuten.
Das schwerbewaffnete geländegängige Fahrzeug fuhr eilig wieder auf das Passagierflugzeug zu und bezog neben dem Eingang der Abflughalle Position. Dann kam ein Offizier in Uniform die Gangway herab. In der Hand hielt er einen Gegenstand, den Gunn für ein Megaphon hielt.
Der Offizier hielt sich das Megaphon vor den Mund und rief, wobei seine Stimme das flammende Inferno auf der gegenüberliegenden Seite des Flughafens übertönte: »Mr. Gunn! Bitte zeigen Sie sich. Wir haben nicht viel Zeit.«
Gunn war verblüfft. Er zögerte, weil er nicht wußte, ob es sich bei dem Ganzen nicht um eine komplizierte Falle handeln könnte. Schnell verwarf er diesen Gedanken. General Kazim würde kaum seine Luftwaffe vernichten, nur um einen einzigen Mann in die Gewalt zu bekommen. Dennoch schwankte er.
»Mr. Gunn«, dröhnte die Stimme des Offiziers nochmals über das Flugfeld. »Wenn Sie mich hören können, bitte ich Sie, sich zu beeilen. Sonst müssen wir ohne Sie abfliegen.«
Diese Aufforderung genügte. Gunn sprang hinter der Akazie vor und rannte schreiend und wild winkend über den unebenen Boden auf das Passagierflugzeug zu.
»Wartet! Ich komme.«
Der unbekannte Offizier, der ihn angerufen hatte, lief wie ein ungeduldiger Passagier, der über die Verspätung verärgert war, auf dem Asphalt hin und her. Als Gunn im Dauerlauf auf ihn zukam und stehenblieb, musterte er den Wissenschaftler von der NUMA wie einen dahergelaufenen Bettler.
»Guten Morgen. Sind Sie Rudi Gunn?«
»Das bin ich«, erwiderte Gunn und keuchte vor Erschöpfung und Hitze. »Und wer sind Sie?«
»Colonel Marcel Levant.«
Gunn warf einen bewundernden Blick auf die Soldaten der Eliteeinheit, die die unmittelbare Umgebung des Flugzeugs sicherten. Sie wirkten wie harte Burschen, die, wenn sie jemanden umlegten, erst hinterher Fragen stellten. »Was für eine Einheit ist das?«
»Eine taktische Eingreiftruppe der Vereinten Nationen«, erwiderte Levant.
»Woher kennen Sie meinen Namen und wußten, wo Sie mich finden würden?«
»Admiral James Sandecker hat von einem gewissen Dirk Pitt eine Nachricht erhalten, derzufolge Sie sich in der Nähe des Flughafens versteckt halten und es dringend notwendig sei, Sie herauszuholen.«
»Der Admiral hat Sie losgeschickt?«
»Mit dem Segen der Generalsekretärin«, erwiderte Levant.
»Doch woher weiß ich, daß Sie wirklich Rudi Gunn sind?«
Gunn machte eine Handbewegung, die die umliegende, kahle Gegend umfaßte. »Was glauben Sie denn, zum Teufel, wie viele Rudi Gunns sich zufällig in dieser Wüstengegend aufhalten und auf Sie warten?«
»Papiere oder irgendwelche Beweise für Ihre Identität haben Sie nicht zufällig dabei?«
»Meine Ausweise liegen wahrscheinlich auf dem Boden des Niger. Sie müssen mir einfach vertrauen.«
Levant reichte das Megaphon einer Ordonnanz und nickte in Richtung Flugzeug. »Sammeln und an Bord gehen«, befahl er kurz angebunden. Dann wandte er sich wieder an Gunn und musterte ihn mit einem bemerkenswerten Mangel an Herzlichkeit. »Kommen Sie an Bord, Mr. Gunn. Wir haben keine Zeit mehr für weitschweifige Unterhaltungen.«
»Wohin fliegen Sie mich?«
Levant verdrehte die Augen und sagte: »Nach Paris. Von dort aus werden Sie mit der Concorde nach Washington gebracht, wo bereits ein paar sehr bedeutende Persönlichkeiten darauf lauern, sich mit Ihnen zu unterhalten. Das ist alles, was Sie wissen müssen. Setzen Sie sich jetzt bitte in Bewegung. Wir haben keine Zeit.«
»Weshalb die Eile?« wollte Gunn wissen. »Offensichtlich haben Sie doch deren Luftwaffe zerstört.«
»Nur eine Staffel, fürchte ich. Rund um die Hauptstadt Bamako sind drei weitere stationiert. Wenn die erst einmal alarmiert sind, konnten sie uns abfangen, bevor wir den Luftraum Malis verlassen haben.«
Der bewaffnete Buggy war bereits wieder an Bord, und jetzt stiegen auch die Soldaten eilig ein. Die Stewardeß, die so mutig die Verbindungskabel zum Tower gekappt hatte, packte Gunn am Arm und schob ihn die Gangway hoch.
»Wir haben leider kein Erster-Klasse-Abteil mit entsprechendem Essen und Champagner, Mr. Gunn«, erklärte sie gutgelaunt, »aber wir
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