Operation Sahara
Felsbrocken, um sie als Wur fgeschosse verwenden zu können. Leise bezogen sie Stellung zu beiden Seiten des sandbedeckten Wagens, kauerten sprungbereit, um sofort angreifen zu können, und warteten darauf, daß der Unbekannte um die nahe Biegung im Flußbett kommen würde.
»In a cavern, in a canyon, excavating for a mine…« Die Gestalt eines Mannes, der ein Tier hinter sich herzog, tauchte im Schatten des Hanges auf. »Lived a miner fortyniner and his daughter Clementine…«
Die Stimme brach ab, als der Mann den sandbedeckten Wagen erspähte. Bei dem unerwarteten Anblick des getarnten Fahrzeuges blieb er stehen und musterte den Voisin eher neugierig als überrascht. Dann trat er näher heran und zog das widerspenstige Tier an einer Leine hinter sich her. Er blieb neben dem Wagen stehen, streckte die Hand aus und wischte den Sand vom Dach.
Pitt und Giordino standen langsam auf und starrten den Fremden wie den Bewohner eines fernen Planeten an. Diese Figur gehörte gar nicht in die Sahara. Der Mann schien sich zur falschen Zeit am falschen Ort zu befinden.
»Vielleicht hat er heutzutage gar keine Sense mehr bei sich«, murmelte Giordino.
Der Mann war gekleidet wie ein Goldsucher im Wilden Westen. Zerknautschter alter Stetson, Hosenträger, Jeans, die in abgeschabten Lederstiefeln steckten. Er trug ein rotes Halstuch, das den unteren Teil seines Gesichts verdeckte und ihm das Aussehen eines Banditen verlieh.
Bei dem Tier, das er hinter sich herzog, handelte es sich nicht um ein Kamel, sondern um ein Maultier, das eine solche Ladung auf dem Rücken trug, daß der Packen fast so groß wie das Tier selbst schien.
Das Gepäck bestand aus Vorräten, einschließlich mehrerer bauchiger Wasserbehälter, Decken, Kochgeschirr, Pickel und Schaufel und einer halbautomatischen Winchester.
»Ich wußte es«, flüsterte Giordino erschrocken. »Wir sind gestorben und in Disneyland gelandet.«
Der Fremde zog das Halstuch nach unten und entblößte einen weißen Schnurrbart und Vollbart. Seine Augen waren beinahe so grün wie die von Pitt, seine Brauen weiß, und das Haar, das unter dem Stetson hervorlugte, war braun und mit grauen Strähnen durchsetzt. Er war hochgewachsen, beinahe so groß wie Pitt, doch eher füllig. Ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen.
»Ich hoffe doch, daß Ihr Jungs meine Sprache sprecht«, begrüßte er sie fröhlich, »denn ich könnte, weiß Gott, ein bißchen Gesellschaft brauchen.«
29
Fassungslos sahen Pitt und Giordino sich an, dann starrten sie ungläubig auf den alten Wüstenfuchs.
»Wo kommen Sie denn her?« platzte Giordino heraus.
»Dasselbe könnte ich Sie fragen«, erwiderte der Fremde. Er warf einen Blick auf den mit Sand getarnten Voisin. »Hat das Flugzeug nach euch Jungs Ausschau gehalten?«
»Was geht Sie das an?« fragte Pitt.
»Wenn Sie beide das Frage-und-Antwort-Spiel spielen wollen, mache ich mit.«
Der Unbekannte sah kaum wie ein Nomade aus, und da er wie ein Amerikaner redete, entschied sich Pitt schnell dazu, ihm zu vertrauen. »Mein Name ist Dirk Pitt, und mein Freund hier ist Al Giordino. Und ja, die Malier suchen nach uns.«
Der alte Mann zuckte die Schultern. »Kein Wunder. Die haben für Ausländer in dieser Gegend nichts übrig.« Verwundert sah er den Voisin an. »Wie, um Gottes Willen, ist es Ihnen gelungen, so weit querfeldein zu fahren?«
»Das war nicht leicht, Mister…«
Der Fremde trat näher und streckte eine rauhe Pranke aus. »Im allgemeinen nennt mich jeder Kid.«
Pitt lächelte und schüttelte ihm die Hand. »Wie kommt ein Mann in Ihrem Alter zu diesem Namen?«
»Vor vielen Jahren bin ich nach der Goldsuche jedes Mal in diese Kneipe in Jerome, Arizona, eingekehrt. Und wenn ich meinen Hintern auf den Barhocker schob, haben meine Saufkumpane mich immer mit den Worten ›He, Kid, da bist du ja wieder‹ begrüßt. Irgendwie ist der Name hängengeblieben.«
Girodino musterte Kids Gefährten. »In diesem Teil der Welt scheint mir ein Maultier fehl am Platz. Wäre ein Kamel nicht praktischer?«
»Zunächst einmal«, erklärte Kid hörbar verschnupft, »handelt es sich bei Mr. Periwinkle nicht um ein Maultier, sondern um einen Packesel. Und um einen verdammt zähen dazu. Kamele können zwar ohne Wasser weitere Strecken zurücklegen, aber auch der Packesel ist für den Einsatz in der Wüste gezüchtet worden. Mr. Periwinkle habe ich vor acht Jahren in Nevada eingefangen und gezähmt, und als ich in die Sahara gereist bin, habe ich ihn
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