Operation Sahara
sagte Pitt. »Halt den Kopf unten und beweg dich nicht.«
Ein aufmerksamer Beobachter, dem die verdächtig geformte Düne aufgefallen wäre, hätte sie entdecken können. Doch der Pilot konzentrierte sich auf den Landeplatz neben dem Verwaltungsgebäude der Anlage und beachtete die seltsamen Spuren im Sand oder die eigenartige Form der Düne unter sich gar nicht. Der einzige Passagier im Helikopter war in einen Finanzbericht vertieft und sah nicht aus dem Fenster.
Der Hubschrauber flog direkt über sie hinweg, ging leicht in die Kurve und steuerte den Landeplatz an. Kurze Zeit später kamen die Rotoren zum Halt, die Passagiertür öffnete sich, und ein Mann stieg aus. Ohne Fernglas und gut einen halben Kilometer entfernt, identifizierte Pitt die Person, die jetzt zielstrebig auf das Verwaltungsgebäude zuging.
»Ich glaube, unser Freund ist rechtzeitig eingetroffen, um uns Schwierigkeiten zu machen«, stellte er fest.
Giordino hatte die Hand über die Augen gelegt und spähte.
»Zu weit weg, um sicher zu sein, doch ich glaube, du hast recht.
Schade, daß er die Klavierspielerin vom Boot nicht mitgebracht hat.«
»Kannst du die nicht vergessen?«
Giordino warf Pitt einen verletzten Blick zu. »Weshalb sollte ich?«
»Du kennst ja nicht mal ihren Namen.«
»Die Liebe wird alles überwinden«, erwiderte Giordino zuversichtlich.
»Dann überwinde deinen Liebesschmerz und laß uns bis zum Einbruch der Nacht ausruhen. Wir müssen noch einen Zug erwischen.«
Die Dämmerung in der Wüste ist nur kurz, die Nacht bricht schnell herein. Nur das leise Knacken des abkühlenden Motors durchbrach die eigenartige Ruhe. Die trockene Wüstenluft brachte nicht mehr die Hitze und den Sand des Tages, und am obsidianfarbenen Himmel funkelten unzählige Sterne. Sie waren in der Entfernung so klar zu erkennen, daß Pitt tatsächlich die roten von den blauen und grünen unterscheiden konnte. Selbst auf dem Ozean hatte er niemals den Himmel so klar gesehen.
Zum letzten Mal tarnten sie in der Senke den Wagen und wanderten dann im Sternenlicht zum Fort.
Dabei verwischten sie ihre Fußspuren sorgsam mit einem Palmwedel. Sie kamen am früheren Friedhof der Fremdenlegion vorbei und schritten unter den zehn Meter hohen Mauern entlang bis zum Haupttor. Die riesigen, massiven, von der Sonne ausgebleichten Holzflügel waren angelehnt. Sie traten ein und standen auf dem dunklen, verlassenen Paradeplatz.
Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich eine Einheit Fremdenlegionäre vorzustellen, die in Reih und Glied angetreten war und in ihren blauen Jacken, den weißen, weiten Hosen und dem weißen Käppi darauf wartete, gegen eine Horde Tuaregs in den glühend heißen Wüstensand hinauszumarschieren.
Im Vergleich zu den üblichen Festungen der Fremdenlegion handelte es sich hier um einen kleinen Vorposten. Die Wände, jede 30 Meter lang, formten ein perfektes Quadrat. Am Fuß waren sie gut drei Meter dick, der obere Rand war als Brustwehr ausgeführt, um den Verteidigern Deckung zu geben.
Fünfzehn Mann würden leicht als Besetzung ausreichen.
Das Innere des Forts war verlassen: Überbleibsel der abrückenden französischen Soldaten und Abfälle von Nomaden, die während der Sandstürme hinter den Mauern Schutz gesucht hatten, fanden sich auf dem Paradeplatz und in den Mannschaftsquartieren. An einer Wand war Material gestapelt, das die Bahnarbeiter zurückgelassen hatten: Zementschwellen, verschiedene Werkzeuge, einige Fässer mit Öl und einen Gabelstapler in überraschend gutem Zustand.
»Wie würde es dir gefallen, wenn du hier ein Jahr lang stationiert wärst?« murmelte Giordino.
»Ich würd’s keine Woche aushalten«, erwiderte Pitt und musterte das Fort. Die Zeit schlich dahin, während sie auf den Zug warteten. Die Chancen, daß die chemische Verbindung, die Gunn als Ursache für die Ausbreitung der Roten Flut entdeckt hatte, aus der Solar-Müll-Verbrennungsanlage stammte, waren gut bis sehr gut.
Nach ihrem Zusammenstoß mit Massarde wußte Pitt, daß ein Anklopfen am Tor und die leichthin geäußerte Bitte, die Anlage überprüfen zu dürfen, sicher nicht mit einer herzlichen Umarmung und einem festen Händedruck angenommen werden würde. Sie mußten heimlich in den Komplex eindringen und handfeste Beweise finden.
Irgend etwas Übles verbarg sich hinter der Fassade von Fort Foureau. Vordergründig diente die Anlage dazu, Millionen von Tonnen giftiger Abfälle, die in aller Welt entstanden, Herr zu werden.
Plötzlich
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