Operation Sahara
würden?«
»Ein guter Vorschlag. Such ein Restaurant aus und ruf mich an, wann und wo.«
Greenwald legte den Hörer auf und konzentrierte sich wieder auf das unscharfe Objekt und die beiden winzigen Gestalten daneben.
»Ihr beide müßt verrückt sein«, murmelte er.
Dann schaltete er das System aus und ging nach Hause.
32
Die Sonne ging auf, und eine Hitzewelle überflutete die Sahara. Man hatte das Gefühl, die Tür eines Ofens wäre plötzlich aufgesprungen. Die kühle Nachtluft verschwand wie eine vorüberziehende Wolke.
Pitt, der dicht am Kamm einer Düne lag, fast vollkommen im Sand vergraben, konzentrierte sich auf die enorme Solar-Müllverbrennungsanlage von Fort Foureau. Der ganze Komplex schien unwirklich.
Es handelte sich nicht schlicht um eine von Menschen erschaffene Technologieanlage, sondern um eine blühende Produktionsstätte inmitten einer Landschaft, die schon vor langer Zeit dem Angriff von Dürre und Hitze erlegen war.
Pitt drehte sich behutsam um, als er hinter sich das leichte Geräusch von fließendem Sand hörte.
Giordino robbte wie eine Eidechse die Düne empor. »Genießt du die Aussicht?« fragte er.
»Komm und sieh dich mal um. Ich wette, du bist beeindruckt.«
»Das einzige, was mich im Augenblick beeindrucken würde, wäre ein Strand mit einer ordentlichen Brandung.«
»Paß auf deinen Lockenkopf auf«, warnte Pitt. »Ein schwarzes Haarbüschel vor dem gelbweißen Sand fällt auf wie ein Skunk, der auf einem Zaunpfahl hockt.«
Giordino ließ sich eine Handvoll Sand über den Kopf rieseln und grinste wie ein Dorftrottel. Dann schob er sich neben Pitt und blickte über den Dünenkamm hinweg. »Meine Güte«, murmelte er erschlagen. »Wenn ich’s nicht besser wüßte, würde ich glauben, das wäre eine Stadt auf dem Mond.«
»Die öde Landschaft kommt hin«, gab Pitt zu, »aber es fehlt die Glaskuppel.«
»Die Anlage ist fast so groß wie Disneyworld.«
»Ich schätze sie auf 20 Quadratkilometer.«
»Da wird Fracht angeliefert«, stellte Giordino fest und deutete auf einen langen Zug, dessen Wagen von vier Dieselloks gezogen wurden. »Die Geschäfte müssen gutgehen.«
»Massardes Giftzug«, sagte Pitt nachdenklich. »Ich schätze, 120 Wagen, voll mit Giftabfällen.«
Giordino nickte in Richtung der Reflektoren, deren Oberflächen die Sonnenstrahlen bündelten und die ein ausgedehntes Gebiet beanspruchten. »Die sehen aus wie Sonnenreflektoren.«
»Konzentratoren«, verbesserte ihn Pitt. »Sie dienen dazu, die Sonnenstrahlen aufzufangen, zu bündeln, und entwickeln eine ungeheure Hitze und Energie. Diese Energie wird dann in einem chemischen Reaktor konzentriert und zerstört den Giftmüll vollkommen.«
»Sind wir nicht helle«, zog Giordino Pitt auf. »Seit wann bist du ein Experte, was Sonnenlicht betrifft?«
»Ich war mal mit einem Mädchen befreundet, das als Ingenieurin am Institut für Solarenergie gearbeitet hat. Sie hat mir damals die Forschungseinrichtungen gezeigt. Das war vor einigen Jahren, als die Nutzung von Solarenergie zur Abfallbeseitigung noch in den Kinderschuhen steckte. Scheint, daß Massarde diese Technologie inzwischen zur Perfektion gebracht hat.«
»Ich vermisse etwas«, sagte Giordino. »Und das wäre?«
»Der ganze Hintergrund. Warum die Mühe und die zusätzlichen Kosten, um eine derartige Anlage mitten im größten Sandkasten der Erde zu errichten? Ich persönlich hätte sie in der Nähe großer Industriekomplexe gebaut. Muß ein irres Geld gekostet haben, die Teile über den halben Ozean und anschließend noch 1600 Kilometer quer durch die Wüste zu transportieren.«
»Eine sehr vernünftige Überlegung«, gab Pitt zu. »Das frage ich mich auch. Wenn die Verbrennungsanlage von Fort Foureau ein solches Meisterstück ist, das im Kreise der Umweltexperten auf keinerlei Kritik gestoßen ist, dann ergibt es einfach keinen Sinn, daß die Anlage nicht an günstigerer Stelle errichtet wurde.«
»Du hältst es immer noch für möglich, daß von hier aus das Gift in den Niger gelangt?« fragte Giordino.
»Eine andere Quelle haben wir nicht gefunden.«
»Diese Geschichte von dem alten Goldsucher über den unterirdischen Fluß könnte die Erklärung sein.«
»Die Sache hat nur einen Haken«, gab Pitt zu bedenken.
»Vertrauensselig warst du noch nie«, murmelte Giordino.
»Die Theorie, was den unterirdischen Fluß angeht, könnte schon stimmen. Ich bezweifle nur, daß Giftstoffe austreten können.«
»Stimmt«, nickte Giordino. »Das wird
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