Operation Sahara
Steinholm, ein großer, blonder, attraktiver Österreicher, schnallte sich hinter dem Steuer an und bekam von Pembroke-Smythe die letzten Instruktionen.
Giordino stand neben dem Buggy, bei dem alle entbehrlichen Teile ausgebaut worden waren, und nahm ruhig von Eva und Pitt Abschied. »Bis dann, alter Freund«, sagte er zu Pitt und zwang sich zu einem Lächeln. »Ist nicht fair von mir, an deiner Stelle zu fahren.«
Pitt umarmte Giordino kurz. »Paß auf die Schlaglöcher auf.«
»Steinholm und ich werden gegen Mittag mit Pizza und Bier zurück sein.«
Die Worte waren bedeutungslos. Keiner der Männer hegte den geringsten Zweifel, daß um die Mittagszeit des nächsten Tages das Fort und jeder, der sich darin aufhielt, nur noch Erinnerung waren.
»Ich stelle eine Kerze ins Fenster«, versprach Pitt.
Eva gab Giordino einen leichten Kuß auf die Wange und reichte ihm ein kleines, in Plastikpapier eingewickeltes Paket.
»Etwas zu essen für die Reise.«
»Danke.« Giordino wandte sich ab, damit sie die Tränen in seinen Augen nicht sahen, und kletterte in den Buggy.
»Vollgas«, sagte er zu Steinholm.
Der Lieutenant nickte, legte den Gang ein und trat aufs Gaspedal.
Der Buggy schoß durchs offene Tor und fuhr röhrend auf das verblassende Orange des Himmels im Westen zu. Seine Hinterräder wirbelten hohe Staubwolken auf.
Giordino drehte sich auf seinem Sitz um und schaute zurück.
Pitt stand vor dem Tor, den Arm um Evas Hüfte gelegt. Er winkte zum Abschied. Giordino konnte noch Pitts grimmiges Lächeln aufblitzen sehen, bevor ihm der Staub jegliche Sicht nahm.
Lange blickte die ganze Einheit dem davonrasenden Buggy nach. Ihre Gefühle reichten von müder Sorge bis zu resignierter Akzeptanz. Alle Hoffnung auf ein Überleben begleitete Giordino und Steinholm. Dann gab Levant mit ruhiger Stimme einen Befehl, die Soldaten schlossen und verrammelten zum letztenmal den Eingang.
Major Gowan erhielt die Meldung, auf die er gewartet hatte, von einer Hubschrauberbesatzung, die die Reifenspuren von Levants Konvoi bis zur Bahnstrecke verfolgt hatte. Dort hatten sich die Spuren verloren. Weitere Aufklärungsflüge wurden wegen der Dunkelheit abgesagt. Die wenigen Flugzeuge der malischen Luftwaffe, die mit Nachtsichtgeräten ausgestattet waren, konnten wegen technischer Defekte nicht starten. Doch Gowan benötigte keine weiteren Aufklärungseinheiten mehr. Er wußte, wo sich das Wild versteckt hielt. Er nahm mit Kazim Kontakt auf und bekräftigte seine ursprüngliche Lageeinschätzung. Sein erfreuter Vorgesetzter beförderte ihn auf der Stelle zum Colonel und versprach ihm einen Verdienstorden.
Gowans Beteiligung an der Operation war damit beendet. Er zündete sich eine Zigarre an, legte die Füße auf den Schreibtisch und goß sich ein Glas Remy Martin ein. Den Cognac bewahrte er für besondere Gelegenheiten in seinem Schreibtisch auf. Und dies hier war tatsächlich etwas Besonderes.
Unglücklicherweise für seinen Oberkommandierenden, General Kazim, standen die besonderen Talente Gowans, Auffassungsvermögen und Kombinationsgabe, für den Rest der Operation nicht mehr zur Verfügung. Gerade als Kazim den Chef seines Geheimdienstes am dringendsten gebraucht hätte, war der frischgebackene Colonel in seine Villa am Niger zurückgekehrt, um mit seiner französischen Freundin zu feiern.
Den Sturm, der sich über der Wüste im Westen zusammenbraute, bekam er gar nicht mit. Massarde hing am Telefon und lauschte dem jüngsten Bericht Yerlis über den Fortgang der Suchoperation.
»Wie lauten die letzten Meldungen?« erkundigte er sich besorgt.
»Wir haben sie«, stellte Yerli triumphierend fest und tat so, als habe er Major Gowans Weitsicht besessen. »Die haben gedacht, sie könnten uns dadurch an der Nase rumführen, daß sie in die entgegengesetzte Richtung, ins Landesinnere, fliehen. Doch mich haben sie nicht getäuscht. Sie sitzen in einem verlassenen Fort der Fremdenlegion in der Falle, ganz in Ihrer Nähe.«
»Ich bin froh, das zu hören«, erwiderte Massarde und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Wie sieht Kazims Planung aus?«
»Zunächst will er sie auffordern, sich zu ergeben.«
»Und wenn sie der Aufforderung Folge leisten?«
»Dann wird er die Soldaten und Offiziere wegen illegalen Eindringens in das Land vor Gericht stellen. Nach ihrer Verurteilung sollen sie als Geiseln dienen, um von den Vereinten Nationen Entwicklungshilfe zu erpressen. Die Gefangenen von Tebezza werden in die
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