Operation Sahara
unter dem Fahrzeug hervor und musterte Pitt. Er bemerkte die offenen Schnürsenkel, den halb zugeknöpften Kampfanzug und das zerzauste Haar. Schließlich stellte er mit Sarkasmus in der Stimme fest:
»Ich wette, das Faß war nicht das einzige, was du dort gefunden hast.«
52
Als der Bericht der Gleisarbeiter aus Fort Foureau im Hauptquartier von Kazims Sicherheitskräften eintraf, überflog ihn Major Sid Ahmed Gowan, der Geheimdienstoffizier Kazims, und legte ihn beiseite. Gowan hielt die Information für nutzlos und ganz sicher nicht für wert, sie dem türkischen Verbindungsoffizier, Ismail Yerli, weiterzureichen.
Der Major konnte keinen Zusammenhang zwischen einem verlassenen Fort, 400 Kilometer nördlich, und den entkommenen Gefangenen erkennen. Die Gleisarbeiter, die behauptet hatten, das Fort sei von innen verrammelt, wurden schnell als unsichere Informanten abgetan, die sich bei ihren Vorgesetzten wichtig machen wollten.
Doch als die Stunden vergingen, ohne daß die UN-Einheit gesichtet wurde, nahm sich Major Gowan der Angelegenheit erneut an, und jetzt wurde er zunehmend mißtrauisch. Er war ein nachdenklicher Mann, jung und hochintelligent, der einzige Offizier in General Kazims Sicherheitsdienst, der in Frankreich studiert und die berühmte französische Militärakademie Saint Cyr durchlaufen hatte. Er sah die Möglichkeit, einen Coup zu landen, der seinem Führer gefallen und Yerli wie einen Amateur dastehen lassen würde.
Er rief den Kommandeur der malischen Luftwaffe an und bat ihn, über der Wüste südlich von Tebezza Aufklärungsflüge durchführen zu lassen, bei denen man besonderes Augenmerk auf Reifenspuren richten sollte. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme riet er Fort Foureau, sämtliche Züge anzuhalten, die zur Anlage oder in die entgegengesetzte Richtung fuhren. Wenn die UN-Einheit tatsächlich die Wüste, ohne entdeckt zu werden, in Richtung Süden durchquert hatte, dann versteckte sie sich vielleicht während des Tages in dem alten Fort. Da die Truppe mit Sicherheit für ihre Fahrzeuge kaum noch Treibstoff hatte, würde sie wahrscheinlich die Dunkelheit abwarten, bevor sie versuchte, einen Zug zu kapern, der zur mauretanischen Grenze fuhr.
Gowan benötigte zur Bestätigung seiner Vermutung nur noch die Entdeckung frischer Wagenspuren, die von Tebezza auf die Eisenbahn zuliefen. Jetzt, nachdem er überzeugt war, auf der richtigen Fährte zu sein, rief er Kazim an und erläuterte seine neue Analyse der Suchoperation.
Im Fort litt man am meisten unter der Zeit. Jeder zählte die Minuten bis zur Dunkelheit. Jede Stunde, die ohne einen Angriff verging, betrachtete man als Geschenk. Gegen vier Uhr nachmittags wußte Levant, daß irgend etwas fürchterlich schief gelaufen war.
Er stand auf der Brüstung und beobachtete durch sein Fernglas die Müllentsorgungsanlage, als Pembroke-Smythe mit Pitt im Schlepptau auftauchte.
»Sie haben nach mir geschickt, Colonel?« fragte Pitt.
Ohne das Fernglas abzusetzen, antwortete Levant: »Als Sie und Mr. Giordino in die Müllentsorgungsanlage eingedrungen sind, haben Sie da zufällig die Fahrtzeiten der Züge verfolgt?«
»Ja, die einfahrenden und ausfahrenden Züge wechselten sich ab. Ein Zug kam drei Stunden nach der Abfahrt eines anderen an.«
Levant setzte das Fernglas ab und sah Pitt an. »Was halten Sie davon, daß seit viereinhalb Stunden kein Zug mehr aufgetaucht ist?«
»Schwierigkeiten mit dem Schienenstrang, Entgleisung, defekter Wagen. Es gibt jede Menge Gründe für eine Verspätung.«
»Halten Sie das für wahrscheinlich?«
»Nein.«
»Was vermuten Sie also?« beharrte Levant.
Pitt musterte den verlassenen Schienenstrang, der vor dem alten Fort vorbeilief. »Wenn ich ein Jahresgehalt verwetten müßte, dann würde ich darauf setzen, daß die uns auf die Schliche gekommen sind.«
»Sie halten es für möglich, daß die Züge angehalten wurden, um unsere Flucht zu vereiteln?«
Pitt nickte. »Es steht zu befürchten, daß Kazim erkannt haben könnte, daß wir einen Zug entführen wollen, wenn er dahintergekommen ist, in welche Richtung wir geflohen sind, und seine Suchpatrouillen unsere Wagenspuren in südlicher Richtung zur Eisenbahn entdeckt haben.«
»Die Malier sind gerissener, als ich dachte«, gab Levant zu.
»Jetzt sitzen wir in der Falle, ohne General Bock über unsere Lage berichten zu können.«
Pembroke-Smythe räusperte sich. »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Sir. Ich würde mich gerne freiwillig melden
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