Operation Sahara
Brücke und war leicht überrascht, als dieser freundlich salutierte. Niemand machte den Versuch, an Bord zu kommen. Seine Überraschung verwandelte sich in Verblüffung, als sich ein drahtiger, kleiner Mann über das Dollbord schwang und leichtfüßig auf dem Deck, unmittelbar vor Pitt, landete.
Pitt starrte ihn fassungslos an. »Rudi! Wo, zum Teufel, kommst du her?«
Rudi Gunn, stellvertretender Direktor der NUMA, grinste breit und schüttelte Pitt die Hand. »Aus Washington. Bin erst vor einer Stunde auf dem Flughafen von Kairo gelandet.«
»Was bringt dich zum Nil?«
»Admiral Sandecker hat mich losgeschickt, um Al und dich von diesem Projekt abzuziehen. Ein Flugzeug der NUMA wartet auf uns um uns nach Port Harcourt zu fliegen. Dort wird der Admiral mit uns zusammentreffen.«
»Wo liegt Port Harcourt?« erkundigte sich Pitt verblüfft.
»Ist ein Hafen an der Mündung des Niger.«
»Wozu diese Eile? Du hättest uns doch über die Satellitenkommunikation verständigen können. Wieso dieser Aufwand, uns persönlich zu verständigen?«
Gunn hob die Hände. »Kann ich dir auch nicht sagen. Der Admiral hat mir die Gründe für die Geheimhaltung und diese verrückte Eile nicht genannt.«
Wenn Rudi Gunn nicht wußte, welche Beweggründe den Admiral antrieben, dann wußte es niemand.
Gunn war schlank, hatte schmale Schultern und schmale Hüften. Er war außerordentlich fähig, promovierter Informatiker, Studium in Annapolis, früher Commander in der Navy. Er hatte gleichzeitig mit Pitt und Giordino bei der NUMA angefangen. Gunn trug eine schwere Hornbrille mit dicken Gläsern, und normalerweise umspielte ein böses Grinsen seine Lippen. Giordino zog ihn immer damit auf, er sähe aus wie ein Steuerprüfer, der gerade ein paar falsche Belege entdeckt hat.
»Du hast einen idealen Zeitpunkt erwischt«, erklärte Pitt.
»Komm rein. Ich will dir etwas zeigen.«
Giordino stand mit dem Rücken zur Tür, als Pitt und Gunn hereinkamen. »Was wollten die Arschlöcher?« fragte er ungehalten.
»Daß du tot umfällst«, antwortete Gunn lachend.
Giordino fuhr herum, erkannte den Kleinen und war baß erstaunt. »Meine Güte!« Er sprang auf und ergriff Gunns ausgestreckte Hand. »Was tust du denn hier?«
»Ich ziehe euch für ein anderes Projekt ab.«
»Der ideale Zeitpunkt.«
»Hab’ ich auch schon gesagt«, grinste Pitt.
»Hallo, Mr. Gunn«, begrüßte Gary Marx ihn, während er sich gleichzeitig dabei hinunter in die Kabine, in der die gesamte Elektronik untergebracht war, beugte. »Schön, Sie an Bord zu haben.«
»Hallo, Gary.«
»Werde ich auch abgezogen?«
Gunn schüttelte den Kopf. »Nein, Sie machen mit dem Projekt weiter. Morgen werden Dick White und Stan Shaw eintreffen, um Dirk und Al abzulösen.«
»Zeitverschwendung«, erklärte Marx. »Wir können jederzeit zusammenpacken.«
Gunn sah Pitt einen Moment lang fragend an, dann fing er an zu begreifen. »Die Begräbnisbarke des Pharaos«, murmelte er.
»Ihr habt sie tatsächlich gefunden?«
»Ein Glückstreffer«, verriet Pitt, »und das bereits am zweiten Tag.«
»Wo?« stammelte Gunn.
»Du befindest dich gewissermaßen direkt über ihr. Sie liegt neun Meter unter unserem Kiel.«
Pitt zeigte ihm das dreidimensional dargestellte Modell des Wracks auf dem Computermonitor. Die Stunden, die er und Giordino damit verbracht hatten, das farbige Abbild zu vergrößern, zahlten sich jetzt aus. In leuchtenden Farben wurde jeder Quadratmeter des jahrtausendealten Schiffes dargestellt.
»Unbeschreiblich«, staunte Gunn.
»Wir haben noch die Positionen von über hundert weiteren Schiffen aus der Zeit zwischen 2800 und 1000 vor Christus bestimmt und aufgezeichnet«, erklärte Giordino.
»Da kann man euch dreien nur gratulieren«, strahlte Gunn.
»Ihr habt eine ungeheure Leistung vollbracht. Eine, die in die Geschichte eingehen wird. Die Regierung Ägyptens wird euch auszeichnen.«
»Und der Admiral?« fragte Giordino unverblümt. »Womit gedenkt der uns auszuzeichnen?«
Gunn wandte sich vom Monitor ab und schaute sie an. Seine Miene war todernst. »Vermutlich mit einem verdammt ekligen Job.«
»Hat er überhaupt keinen Hinweis gegeben?« bohrte Pitt nach.
»Nichts, das irgendeinen Sinn ergäbe.« Gunn sah zur Decke hoch und überlegte. »Als ich ihn fragte, weshalb die Eile, hat er ein Gedicht rezitiert. Ich erinnere mich nicht an den genauen Wortlaut. Irgend etwas über den Schatten eines Schiffes, und daß sich das Wasser rot färbt.
»Seine
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