Operation Sahara
Öllachen.
Commander Ketous Kanonenboot befand sich bereits auf seiner letzten Fahrt zum Grund des Flusses. Das Wasser stand Ketou bereits bis zum Knie, als er die 30-Millimeter-Kanonen erreichte, sie auf die fliehende Yacht richtete und auf den Abzugsknopf drückte.
»Al!« schrie Pitt.
Giordino feuerte aus seinem Turm eine Rakete. Einen Streifen orangefarbener Gase und weißen Rauches hinter sich herziehend, schoß sie auf das Kanonenboot zu. Doch Pitts abruptes Rudermanöver und die Fliehkraft der plötzlich einsetzenden Beschleunigung hatten Giordino vom Ziel abgebracht. Die Rakete zischte über das sinkende Kanonenboot hinweg und explodierte in den Bäumen am Ufer.
Gunn tauchte neben Pitt im Cockpit auf, zielte sorgfältig und nahm Ketou über das Heck des Bootes hinweg unter Feuer. Die Zeit schien stillzustehen, als das Schrot gegen den Geschützstand prasselte und den Kommandanten des Kanonenbootes traf. Sie waren schon zu weit entfernt, um den Haß und die ohnmächtige Wut im schwitzenden Gesicht des Schwarzen noch wahrnehmen zu können. Sie konnten auch nicht erkennen, daß er sterbend über der Visiereinrichtung zusammenbrach und seine leblose Hand auf den Feuerknopf fiel.
Ein Feuerstoß jagte der
Kalliope
hinterher. Pitt drehte scharf nach Steuerbord ab, doch das Schlachtenglück lag diesmal nicht auf seiner Seite. Die Einschläge rasten über das Wasser auf das fliehende Boot zu und zerfetzten das oben hinter dem Cockpit montierte Gehäuse, das die Parabolantenne zur Satellitenkommunikation, die Funkantennen und das Navigationssystem barg. Die Trümmer segelten ins Wasser. Die vordere Windschutzscheibe des Cockpits zerbarst und verschwand.
Gunn warf sich aufs Deck, doch Pitt konnte sich nur über das Steuerrad ducken und warten, bis das Stahlgewitter vorbei war.
Die beiden Männer hörten über dem Donner der unter Vollgas laufenden Maschinen die Einschläge gar nicht. Doch sie sahen die Trümmer, die um sie herumflogen.
Als Giordino wieder freie Sicht hatte, feuerte er seine letzte Rakete ab. Das tief im Wasser liegende Heck des Kanonenbootes verschwand plötzlich in einer Wolke aus Rauch und Flammen. Es hinterließ einen großen Kreis Wasserblasen und einen Ölteppich. Der Flottenbefehlshaber von Benin mitsamt seinen Streitkräften hatte aufgehört zu existieren.
Pitt mußte sich zwingen, den Blick von dem mit Trümmern übersäten Fluß achtern abzuwenden, um sich um das eigene Boot und seine Freunde zu kümmern. Gunn kam taumelnd auf die Beine. Er blutete aus einer Kopfwunde. Giordino tauchte aus dem Maschinenraum auf. Er wirkte wie jemand, der gerade vom Handballplatz kam, schwitzend und erschöpft, aber jederzeit zu einem neuen Spiel aufgelegt.
Er deutete flußaufwärts. »Jetzt sitzen wir in der Tinte«, schrie er in Pitts Ohr.
»Vielleicht auch nicht«, brüllte Pitt zurück. »Bei dieser Geschwindigkeit erreichen wir Niger in 20 Minuten.«
»Hoffentlich haben wir keine Zeugen zurückgelassen.«
»Da würde ich mich nicht drauf verlassen. Selbst wenn es keine Überlebenden gibt, wird doch jemand vom Ufer aus das Gefecht beobachtet haben.«
Gunn griff nach Pitts Arm und brüllte: »Sobald wir in Niger sind, mach langsamer. Wir wollen die Überprüfung wieder aufnehmen.«
»Verstanden«, stimmte Pitt zu. Er warf einen schnellen Blick zur, Satellitenantenne und den Funkantennen. Erst jetzt bemerkte er, daß sie nicht mehr da waren.
»Eine Kontaktaufnahme mit dem Admiral; und ein vollständiger Bericht müssen wohl ausfallen.«
»Somit können die NUMA-Labors auch meine Daten nicht mehr empfangen«, stellte Gunn traurig fest.
»Schade, daß wir ihn nicht davon unterrichten können, daß seine Vergnügungsreise sich in einen Horrortrip verwandelt hat«, knurrte Giordino.
»Wir sind verloren, wenn wir keinen Ausweg finden«, stellte Pitt. grimmig fest.
»Ich wünschte, ich könnte das Gesicht des Admirals sehen«, Giordino grinste bei dem Gedanken, »wenn er hört, daß wir sein Boot kaputt gemacht haben.«
»Das wirst du noch«, schrie Gunn, die Hände zu einem Megaphon geformt, während er in seine Elektronikkabine hinabstieg. »Verlaß dich darauf.«
Was für eine Scheiße, dachte Pitt. Sie waren erst anderthalb Tage im Einsatz und hatten bereits mindestens 30 Mann getötet, einen Helikopter abgeschossen und zwei Kanonenboote versenkt. Und das alles unter dem Motto ›Rettet die Menschheit‹ überlegte er sarkastisch. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie mußten die Giftquelle
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