Operation Sahara
Tod abgesehen haben könnte? Es ist doch offensichtlich, daß er Sie reizen wollte, um dem qualvollen Tod durch Folterung zu entgehen.«
Ganz langsam senkte sich die Pistole, und Kazims teuflisches Lächeln wurde zur Grimasse. »Sicher. Genau darauf hatte er es abgesehen. Sie haben recht.«
Massarde zuckte die Schultern. »Die Amerikaner nennen sowas das kleinere Übel wählen. Diese Männer verbergen etwas. Etwas sehr Wichtiges. Wir könnten beide davon profitieren, wenn es uns gelänge, sie zum Sprechen zu bringen.«
Kazim stand auf, ging zu Giordino hinüber und hob die Pistole nieder. Diesmal drückte er den Lauf gegen Giordinos rechtes Ohr.
»Wollen mal sehen, ob Sie jetzt gesprächiger sind als auf Ihrem Boot.«
Giordino zuckte mit keiner Wimper. »Was für ein Boot?« fragte er unschuldig.
»Das Boot, das Sie verlassen haben, kurz bevor es in die Luft geflogen ist.«
»Ach, das Boot meinen Sie.«
»Worin bestand Ihre Aufgabe? Weshalb sind Sie nigeraufwärts bis Mali gefahren?«
»Wir haben die Lebensgewohnheiten der Aale studiert und sind einem Schwarm dieser kleinen, schleimigen Teufel bis zu ihren Laichgründen gefolgt.«
»Und die Waffen an Bord Ihres Bootes?«
»Waffen, Waffen?« Giordino ließ die Unterlippe hängen und hob, als verstünde er nicht, worum es ging, die Schultern. »Wir hatten keine Waffen.«
»Haben Sie den Zwischenfall mit der Flußpatrouille in Benin vergessen?«
Giordino schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was Sie meinen.«
»Ein paar Stunden in den Verhörräumen meines Hauptquartiers in Bamako werden Ihrem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen.«
»Nicht gerade der passende Ort für unkooperative Ausländer, das kann ich Ihnen versichern«, sagte Massarde.
»Hör auf, den Mann zu verarschen«, sagte Pitt und sah Giordino an. »Erzähl ihm die Wahrheit.«
Giordino drehte sich um und starrte Pitt verblüfft an. »Bist du verrückt?«
»Vielleicht kannst du die Folter ertragen. Ich kann es nicht.
Allein beim Gedanken an die Schmerzen wird mir übel. Wenn du General Kazim nicht erzählst, was er wissen will, tue ich es.«
Nur für eine Sekunde verlor sich Giordinos ausdrucksloser Blick, dann war er wieder da. Diesmal sprühten seine Augen vor Wut. »Du Schwein. Du Verräter –«
Seine Beschimpfungen brachen abrupt ab, als Kazim ihn mit der Pistole ins Gesicht schlug, so daß die Haut am Kinn aufplatzte. Er taumelte zwei Schritte nach hinten, fing sich und griff dann an wie ein wütender Bulle. Kazim hob die Pistole und richtete sie zwischen Giordinos Augen.
Jetzt passiert’s, dachte Pitt kühl, völlig überrascht von Giordinos plötzlichem Temperamentsausbruch.
Blitzschnell trat er Kazim in den Weg, griff nach Giordinos Armen und umklammerte seinen Freund.
»Beruhige dich, um Gottes Willen!«
Massarde drückte unbeobachtet einen Knopf auf einer kleinen Konsole neben der Couch. Noch bevor jemand etwas sagen oder eine Bewegung machen konnte, schoß eine Gruppe Matrosen in den Raum und stürzte sich auf die beiden Männer. Pitt bemerkte den Ansturm flüchtig aus dem Augenwinkel und hatte kaum Zeit, sich auf den Aufprall vorzubereiten. Ohne sich zu wehren, weil das ohnehin zwecklos gewesen wäre und er seine Kräfte aufsparen wollte, ließ er sich überwältigen. Anders Giordino. Er drosch wild um sich und fluchte dabei wie ein Verrückter.
»Bringt den da zurück in die Bilge«, schrie Massarde, sprang auf und deutete auf Giordino.
Pitt merkte, wie der Druck nachließ, als die Wachen sich auf den Kampf mit Giordino konzentrierten, um ihn zu überwältigen. Einer der Matrosen schwang einen Totschläger und ließ ihn auf die Stelle zwischen Nacken und Giordinos Ohr krachen. Ein schmerzerfülltes Grunzen, und Giordino wurde ohnmächtig. Die Wachen faßten ihn unter den Achseln und schleiften ihn aus dem Raum.
Kazim richtete die Pistole auf Pitt, der noch am Boden lag.
»Also, da Sie eine höfliche Unterhaltung den Schmerzen vorziehen, warum beginnen Sie nicht damit, indem Sie mir Ihren richtigen Namen nennen?«
Pitt wälzte sich auf die Seite und setzte sich. »Pitt, Dirk Pitt.«
»Und das soll ich glauben?«
»Ein Name so gut wie jeder andere.«
Kazim wandte sich an Massarde. »Haben Sie die Männer durchsuchen lassen?«
Massarde nickte. »Sie hatten weder Ausweise noch irgendwelche sonstigen Papiere bei sich.«
Angewidert musterte Kazim Pitt. »Vielleicht können Sie mir verraten, aus welchem Grund Sie ohne Paß nach Mali eingereist
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