Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
zu unterscheiden sein. Sie haben alles, was Sie brauchen, um bis nach Moskau zu kommen. Noch etwas?«
»Nein.« Sie warf Slanski einen kurzen Blick zu, bevor sie aufstand. »Wenn Sie beide einverstanden sind, gehe ich jetzt zu Bett.«
Sie verabschiedete sich. Massey wartete, bis sie die Treppe hinaufgestiegen und in ihrem Zimmer verschwunden war. »Irgendwas an ihr ist heute anders«, sagte er dann.
»Und was?«
»Irgend etwas in ihrem Blick. Was haben Sie beide gemacht?«
Slanski nahm die Bourbonflasche und schenkte sich und Massey einen Schluck ein. »Einen Tanz, ein Essen und ein paar Drinks. Es hat ihr gutgetan.«
»Wie entwickelt sie sich?«
»Besser als ich dachte.« Er erzählte Massey von Popows Erlebnis, und Massey lächelte.
»Er hätte es besser wissen müssen. Vielleicht wird er alt.«
»Wie war ’s in Paris?«
Massey berichtete von den Vorbereitungen in Paris und Helsinki. »Wir benutzen die Datscha von Lebels Freundin, wenn Sie nach Moskau kommen. Sie ist ideal: abgelegen und sicher.«
»Halten Sie es für klug, Lebels Freundin mit in die Sache hineinzuziehen?«
»Das wird nicht passieren. Wenn alles nach Plan läuft, werden Irina und Anna in Lebels Zug das Land verlassen, sobald Sie Moskau erreicht haben. Dann haben Sie die Wohnung für sich.«
Massey schilderte die Einzelheiten. Als er fertig war, blickte Slanski ihn nachdenklich an. »Irgendwas geht Ihnen im Kopf herum, Jake.«
Massey trank seinen Bourbon aus, stellte das Glas auf den Tisch und stand auf. »Erinnern Sie sich noch daran, was ich Ihnen über Max Simon und das kleine Mädchen erzählt habe? Ich glaube, ich habe den Mörder gefunden. Ein Mann, der den Namen Kurt Braun benutzt. Einer von Moskaus gedungenen Meuchelmördern. Er hält sich illegal in New York auf.«
»Was macht er denn in New York?«
»Das weiß Gott allein, aber etwas Gutes führt er bestimmt nicht im Schilde.«
Slanski grinste gezwungen. »Warum habe ich da so eine Ahnung, was jetzt kommt?«
»Braun ist der widerlichste Abschaum, nach allem, was ich über ihn gehört habe. Er ist ein Psychopath, Alex. Er hat in einem deutschen Gefängnis seine Strafe wegen Mord und Vergewaltigung abgesessen, bevor die Deutschen dringend Männer brauchten und ihn in ein SS-Strafbataillon gesteckthaben. Die Russen haben ihn ’45 gefangengenommen und vor die Wahl gestellt, entweder für sie zu arbeiten oder sich in einem sibirischen Straflager zu Tode zu frieren. Kaum verwunderlich, daß er sich für die erste Möglichkeit entschieden hat.«
»Und was wollen Sie jetzt unternehmen?«
Massey trat ans Fenster. Sein Gesicht zeigte einen verärgerten Ausdruck, als er sich zu Slanski umdrehte. »Branigan will, daß ich ihn vergesse.«
»Aber Sie haben andere Pläne, stimmt’s?«
»Ich habe bei der Einwanderungsbehörde nachgeforscht. Braun ist vor drei Monaten mit einem westdeutschen Reisepaß auf den Namen Huber eingereist. Ich habe seine Adresse. Es ist eine Wohnung in Brooklyn. Ich würde ihm zu gern einen Besuch abstatten. Wenn der Kerl Braun ist, würde ich gern die Rechnung begleichen.«
»Und was ist mit den Russen?«
»Sie können nichts unternehmen. Braun ist illegal im Land, und sie können nicht einmal zugeben, daß er existiert. Das wird er hoffentlich auch nicht mehr, wenn wir mit ihm fertig sind.«
»Und Branigan?«
»Der muß gar nichts davon erfahren, wenn wir die Sache richtig anpacken.«
»Wir?«
Massey blickte ihn hoffnungsvoll an. »Ehrlich gesagt, ich dachte, daß Sie mitkommen. Nur wir beide. Ich brauche jemanden, der mir den Rücken freihält. Anna kann hier bei Wasili bleiben.«
»Sind Sie sicher, daß Sie wissen, was Sie tun, Jake?«
Massey nickte.
»Wann?« fragte Slanski.
»Morgen.«
Massey und Slanski brachen am nächsten Morgen gegen sieben Uhr nach New York auf, aber Dmitri Popow war früher aufgestanden und schon gegen sechs Uhr nach Boston zurückgefahren.
Unterwegs raste ein Packard mit New Yorker Kennzeichen an Popow vorbei. Fünf Minuten später sah er genau diesen Packard am Straßenrand stehen. Der Fahrer stand neben der Haube und trat ärgerlich gegen das Vorderrad auf der Beifahrerseite.
Der Mann winkte. Popow fuhr rechts heran und kurbelte das Fenster herunter. »Was haben Sie denn?«
»Ich habe ein Scheiß-Schlagloch erwischt, das ich wegen des Schnees nicht gesehen habe. Sagen Sie selbst, Mister, bezahlen wir dafür Steuern?« Er hielt einen Wagenheber in die Höhe. »Die Felge ist verbogen und mein Wagenheber
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