Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
lächelte. »Das Haus ist leider nicht das Helsinki Palace, und ich fürchte, daß man gegen den Salzgeruch nichts machen kann. Aber es ist ja nur für eine Nacht und außerdem viel komfortabler als das, was Sie drüben auf der anderen Seite der Ostsee erwartet. Manchmal setzt der Generator aus. Dann müssen wir uns mit den Petroleumlampen behelfen. Also, zur Sache. Die Überfahrt sollte nicht länger als fünfunddreißig, höchstens vierzig Minuten dauern. Das hängt von den Gegenwinden ab.«
Er deutete auf die Landkarte und die rote, geschwungene Linie, die er gezogen hatte. Sie führte von Bylandet auf die gegenüberliegende Küste des Finnischen Meerbusens, in die Nähe der estnischen Hauptstadt Tallinn. »Von dieser Insel hier bis zur Absprungstelle sind es genau fünfundsiebzig Meilen. Bis dahin ist es nur ein Katzensprung, wenn alles nach Plan läuft.«
Anna schaute ihn an. »Wo ist denn hier auf der Insel eine Startbahn?«
Saarinen schüttelte grinsend den Kopf. »Es gibt keine. DasFlugzeug hat Skier statt Reifen, so daß wir vom Eis starten können. Keine Angst, es wird vielleicht ein bißchen rumpeln, aber ansonsten werden Sie kaum einen Unterschied merken.«
»Was sagen die letzten Wetterberichte?« wollte Massey wissen.
Saarinen lächelte, was seinem Gesicht ein verwegenes Aussehen verlieh. »Laut des Metereologischen Instituts in Helsinki könnte es für einen unbemerkten Absprung kaum besser sein. Heute abend herrschen starke Winde, gefolgt von einer Kältefront. Für morgen abend werden Gewitterwolken über Teilen des Finnischen Meerbusens in Höhen zwischen eintausendfünfhundert und dreihundert Metern vorhergesagt. Diese Wolken versprechen Schnee und Hagel und sogar Gewitter. Wir müssen es einfach versuchen und wenn möglich dem Schlimmsten aus dem Weg gehen. Warten wir erst einmal ab, wie es sich entwickelt. Die Vorhersagen der Meteorologen sind nicht besonders genau, und ich persönlich traue diesen Wetterfröschen sowieso nie. Wie mein alter Fluglehrer immer zu sagen pflegte: Ein kleiner Junge, der Lügen erzählt, wird Meteorologe, wenn er groß ist. Aber wenn wir Glück haben und die Vorhersage einigermaßen günstig ist, können wir nach dem Start bis kurz vor dem Zielgebiet unter zweitausend Fuß bleiben. Dann lassen wir uns wie ein Stein aus einer Wolke fallen, visieren so schnell wie möglich das Absprunggebiet an, und ich setze euch zwei ab.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ein Flug in einem Schneesturm ist für die Passagiere nie besonders gemütlich, weil es da oben ziemlich ruppig zugeht. Aber bei solch extremen Witterungsbedingungen ist es weniger wahrscheinlich, daß die Russen mit ihren Migs im Luftraum patrouillieren. Natürlich kann ich das nicht garantieren. Ich bin bloß optimistisch.« Er lächelte wieder, als wäre er dazu geboren, Schlechtwetterflüge unter lebensgefährlichen Bedingungen zu machen.
Slanski zündete sich eine Zigarette an. »Ist es nicht ziemlich riskant, bei so schlechten Bedingungen mit einem Sportflugzeug zu fliegen?«
Saarinen lachte. »Natürlich. Aber es ist nicht so riskant, wiebei klarem Wetter von einem Mig-Düsenjäger vom Himmel geputzt zu werden. Diese Maschinen sind das Schnellste, was sich im Augenblick da oben rumtreibt, sogar schneller als alles, was die Amerikaner bis jetzt entwickelt haben. Die Migs schaffen über tausend Kilometer pro Stunde, angetrieben von der russischen Variante eines Rolls-Royce-Triebwerks. Die Maschinen steigen auf wie Fledermäuse. Sehr beeindruckend, gelinde gesagt.«
»Und das Radar?« wollte Slanski wissen. »Die Russen überwachen dieses Gebiet doch bestimmt.«
»Darauf können Sie Ihren Hintern verwetten.« Saarinen tippte mit dem Finger auf eine Stelle der Landkarte unmittelbar neben Tallinn. »Genau hier befindet sich eine russische Militärbasis, auf der russische Mig-Abfangjäger stationiert sind. Die Maschinen haben eigenes Radar an Bord, das gerade erst entwickelt worden ist. Diese Basis wird vom Baltikum und einer Leningrader Radarstelle aus rund um die Uhr überwacht. Wenn ein fremdes Flugzeug in russisches Gebiet eindringt, holen sie es runter, ohne lange zu fackeln.
Aber soweit ich weiß, bleiben russische Piloten bei schlechtem Wetter oberhalb der Wolkenschicht, weil sie noch nicht ganz mit der Funktionsweise des neuen Radars vertraut sind. Allerdings befindet sich auf der Basis auch eine Radarstation, und eine weitere gibt es im Hauptquartier der sowjetischen Armee in der Tondy-Kaserne kurz
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