Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
hatte.«
»Ich muß wohl Ihrem Wort glauben.«
Saarinen stieg in einen kleinen, verdreckten grauen Volvo, dessen Reifen mit Schneeketten ausgerüstet waren. Massey stieg neben ihm ein, und Slanski und Anna setzten sich nach hinten.
Als sie nur wenige Minuten später den Flughafen hinter sich ließen, war Anna bereits vor Erschöpfung nach der langen Reise eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte auf Slanskis Schulter.
In Helsinki herrschte trotz der Dunkelheit geschäftiges Treiben. Die hell erleuchteten Straßenbahnen fuhren klingelnd vorbei, und die Stadt und ihre Bewohner strotzten nur so vor Energie, trotz der Kälte und des Schnees, der alles zuzudecken schien. Überall gingen dick eingemummelte Leute zügig über die Straße, als fürchteten sie, auf der Stelle festzufrieren, wenn sie nur einen Moment stehenblieben.
Trotz seines amputierten Beines hatte Saarinen keine Schwierigkeiten mit dem Wagen. Sie ließen das alte Zentrum der Stadt hinter sich. Es stammte noch aus der Zeit der Zaren, als Helsinki zum russischen Reich gehört hatte. Die soliden Granitbauten in pastellenem Senfgrün oder Taubenblau waren eindeutig russischer Provenienz. Schließlich bog Saarinen nach Westen auf eine felsige Küstenstraße ab.
Die Ostsee wirkte in der Dunkelheit wie eine einzige Fläche aus kompaktem Eis. Sie fuhren etwa eine halbe Stundelandeinwärts, bis Saarinen hinter Espoo nach Süden abbog und wieder Richtung Meer fuhr. Eine Viertelstunde später tauchten im Eis der Ostsee die dunklen Umrisse von etwa einem halben Dutzend kleiner Inseln auf. Doch in den leuchtendbunten Häusern, die auf diesen Inseln standen, brannte kein Licht.
»Es sind Sommerhäuser«, erklärte Saarinen. »Im Winter ist es hier ziemlich einsam, abgesehen von ein paar hartgesottenen Ansässigen. Wir sind fast da.«
Er fuhr langsamer, und als sie eine letzte Kurve umrundeten, schwang die Küstenstraße sich bergab. Sie sahen ein kleines, zerklüftetes Eiland, das fast vollkommen unter Birkenwäldern verschwand. Es war durch eine solide Holzbrücke, die gerade breit genug für den Volvo war, mit dem Festland verbunden. In der Dunkelheit wirkte die Insel trotz ihrer einsamen Schönheit ein bißchen unheimlich.
»Willkommen auf Bylandet«, verkündete Saarinen.
Sie fuhren ratternd über die Brücke und gelangten an eine kleine Bucht mit einem sichelförmigen Stück Strand und dem dichten Birkenwald dahinter. Davor standen zwei buntbemalte Holzgebäude. Saarinen parkte den Wagen vor dem großen grünen, zweistöckigen Wohnhaus, dessen Fensterläden fest verrammelt waren. An einer Hauswand waren Holzscheite bis zum Dach gestapelt, und die Reste eines Fischerbootes lagen am Strand. Ein altes Netz hing wie eine gefrorene Skulptur an einem rostigen Haken an der Seite des Hauses.
»Dies hier gehörte einem Fischer aus der Gegend, bis er sich zu Tode gesoffen hat«, erklärte Saarinen. »Was eigentlich nicht verwunderlich ist. Es ist das einzige Wohnhaus auf diesem Teil der Insel und liegt ziemlich weit vom Schuß. Im Winter kommt außer irgendwelchen Tieren niemand vorbei, es sei denn, Verrückte wie wir. Deshalb wird uns hier niemand stören.«
Innen war das rohe Kiefernholz des Hauses bunt bemalt. Es war bitterkalt.
Saarinen zündete einige Petroleumlampen an und führte seine Gäste herum. Ein großer Raum im Erdgeschoß dienteals Küche und Wohnzimmer. Das spärliche Mobiliar bestand aus einem Kieferntisch und vier Stühlen sowie einem uralten Sofa und einer Kommode. Alles war sauber und ordentlich. Unter einer schweren Segeltuchdecke auf einem kleinen Holztisch in der Ecke des Raumes verbarg sich etwas Großes, Sperriges, und in einer anderen Ecke stand ein Holzofen. Nachdem Saarinen ihn angezündet und etwas Kerosin über die Scheite gegossen hatte, damit sie ordentlich brannten, zeigte er seinen Gästen ihre Zimmer im Obergeschoß.
Sie waren gemütlich eingerichtet und hatten schlichte Kiefernbetten mit einem Nachttisch und einer Petroleumlampe darauf. Doch überall stank es nach Moder und salziger Luft. Als sie zehn Minuten später herunterkamen, hatte Saarinen den Generator angeworfen und kochte Kaffee.
In der Küche brannte eine einzige elektrische Lampe an der Decke. Auf dem Tisch hatte der Pilot ein paar Landkarten ausgerollt, die sehr detailliert die Südküste Finnlands, die Westküste der Sowjetunion und die baltischen Staaten zeigten. Auf einer dieser Karten hatte Saarinen die geplante Flugroute mit einem Rotstift eingezeichnet.
Er
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