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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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hinter der Stadt auf die Küstenstraße nach Leningrad ein.
    Buntbemalte Fischerboote verrotteten am Ufersaum, und die verlassenen Netze sahen wie gewaltige, gefrorene Spinnweben aus. Der Himmel war wolkenlos, doch im Westen zog über der vereisten Ostsee eine unheilverkündende Schneewolke auf.
    Es waren noch über dreihundert Kilometer bis Leningrad, also etwa fünf Stunden Fahrt auf der Hauptstraße, doch kaum hatten sie Kivioli verlassen, waren die Straßen mit Militärfahrzeugen verstopft. Eine lange Kolonne Panzer und Lastwagen sprühten auf ihrem Weg nach Westen Matschfontänen hinter sich auf, und Sinow mußte langsam fahren, bis sie die Küste erreicht hatten.
    »Schön zu sehen, daß Stalin immer noch daran liegt, die Balten wissen zu lassen, wer hier das Sagen hat«, bemerkte Sinow. »Möchte jemand eine Zigarette?«
    Slanski nahm eine. Als Sinow sein Feuerzeug nach hinten reichte, sagte er beiläufig: »Dieser Major in Tallinn schien mir Ihretwegen ziemlich unsicher zu sein.«
    Slanski lächelte. »Das muß an meinem Galgenvogelgesicht liegen, Genosse Oberst.«
    Sinow lachte. »Na ja, wenn Sie wirklich Agenten wären, hätten Sie sich wohl kaum einen KGB-Oberst als Mitfahrgelegenheit ausgesucht.«
    Nach einer Stunde herrschte kaum noch Verkehr auf den Straßen, abgesehen von einigen Bauern auf Pferden und mit Eselskarren. Sinow holte ein bißchen von der verlorenen Zeit auf.
    Sie fuhren durch armselige estnische Städte und Dörfer, und hier und da verschandelte die Ruine eines Hauses die Landschaft. Die Häuser waren seit dem Krieg verlassen. Sie kamen an verkohlten Gebäuden und verlassenen Gehöftenmit eingefallenen Dächern vorbei. Rostige, ausgeschlachtete deutsche Panzer und Reste von Artilleriegerät standen auf den Feldern und verrotteten.
    Als sie durch ein völlig verlassenes Dorf fuhren, sahen Slanski und Anna, daß die Holzhäuser erst vor kurzem abgerissen worden waren und von der Kirche nur noch die Grundmauern standen. Mit zwei schwarzen Strichen hatte man den Namen des Dorfes ausradiert.
    »Vor ein paar Monaten war das noch ein blühendes Dorf«, erklärte Sinow. »Bis einige Partisanen auf die Idee kamen, ein Munitionsdepot in einer Kaserne hier in der Nähe in die Luft zu jagen. Der örtliche Kommandeur hat alle Männer erschossen und die Frauen und Kinder nach Sibirien geschickt. Drastisch, nicht wahr? Aber manchmal sind drastische Maßnahmen erforderlich, nicht wahr, Hauptmann?«
    »Selbstverständlich.«
    Sinow drehte sich lächelnd um. »Diese dämlichen Partisanen glauben tatsächlich, sie könnten uns besiegen. Wie Hitler, dieser Verrückte, und der Narr Napoleon. Kennen Sie das berühmte Denkmal in Riga? Auf der einen Seite steht: ›1812 kam Napoleon auf dem Weg nach Moskau mit 200 000 Soldaten vorbei.‹ Auf der anderen Seite steht: ›1813 kam Napoleon hier aus Moskau mit 20 000 Soldaten vorbei.‹« Sinow lachte.
    Eine halbe Stunde später fuhren sie an Narwa vorüber. Sinow schlug vor, sich kurz die Beine zu vertreten, bevor sie nach Leningrad weiterfuhren.
    »Wir essen etwas und trinken einen Schluck Wodka. Nichts macht einem den Kopf wieder so klar wie eine kleine Stärkung und ein bißchen frische Luft.«
    Slanski blickte Anna an. Das Mißtrauen des Majors am Kontrollpunkt in Tallinn hatte sie beide tief beunruhigt. Es paßte ihnen gar nicht, die Ankunft in Leningrad noch weiter hinauszuzögern.
    »Vielleicht sollten wir uns lieber beeilen und weiterfahren?« meinte Slanski.
    »Unsinn, wir haben Zeit genug. In weniger als zwei Stunden sind wir in Leningrad. Ein Stück weiter gibt’s eine perfekte Stelle für eine Rast. Ich mache dort öfters Pause, wenn ich diese Straße fahre.«
    Es herrschte finsteres, graues Zwielicht, und der Mond war immer noch zu sehen, als Sinow Minuten später von der Hauptstraße in einen kleinen Waldweg abbog. Rechts und links von der Straße führten kleine Pfade in den Wald. Nach hundert Metern fuhren sie über eine Bodenerhebung, gelangten auf eine Lichtung und blieben neben einem kleinen, zugefrorenen See stehen.
    Der Blick über den See war wunderschön. Die hohen Birken rechts und links waren vom Schnee wie mit Puderzucker bestäubt. Nach der eintönigen, grauen Straße war es ein Bild der idyllischen Abgeschiedenheit.
    Sinow stieg aus und sagte zu Slanski: »Herrlich, hab’ ich nicht recht? Holen Sie den Wodka und das Essen aus dem Kofferraum, Hauptmann. Ich habe ein bißchen geräucherten Aal und Brot in Tallinn gekauft. Ihre Frau ist

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