Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Kontrollpunkten?«
»Sie haben ihn immer noch nicht gefunden. Aber irgendwas muß sich ja ergeben. Er kann schließlich nicht einfach von der Bildfläche verschwinden. Die Frau hat nicht geredet?«
»Noch nicht. Ich möchte, daß du etwas für mich erledigst.« Lukin schrieb eine Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn dem Leutnant, während er ihm erklärte, was er tun sollte.
Pascha wirkte nicht sehr erfreut. »Bist du sicher, Juri?«
»Leider ja. Berija will mich sehen, und er will Ergebnisse.«
Pascha zuckte mit den Schultern und ging. Das Telefon klingelte, und Lukin nahm ab.
»Lukin.«
»Juri?« Es war Nadjas Stimme. »Ist alles in Ordnung?«
Lukin wünschte sich sofort, in den Armen seiner Frau zu liegen, zu schlafen und die Erschöpfung zu vergessen. Er war seit drei Tagen unterwegs. Drei Tage, die ihm wie Stunden vorkamen, die jedoch für Nadja wie Wochen wirken mußten, weil er sie nicht angerufen hatte.
»Ja, alles in Ordnung, Liebste.«
»Ich habe gestern angerufen. Sie wollten mir nichts sagen. Weder wo du bist, noch wann du nach Hause kommst.«
»Der Fall, an dem ich arbeite, dauert länger, als ich gedacht habe. Wie geht es dir?«
»Ich vermisse dich. Komm heute abend zum Essen nach Hause. Ich kenne dich, wenn du so bist. Du bist so aufgewühlt. Bitte, Juri. Ich helfe dir, ein bißchen abzuschalten.«
»Das kann ich nicht versprechen, Nadja. Du solltest lieber nicht mit mir rechnen.«
Längere Zeit herrschte Stille, bevor Nadja sagte: »Ich liebe dich, Juri.«
»Ich liebe dich auch.«
Dann brach die Verbindung mit einem Klicken ab.
Es war fast zwei Uhr, als Lukin durch den Haupteingang des Kremls fuhr und auf dem Hof der Garnison parkte.
Fünf Minuten später wurde er von einem Hauptmann der Wache in Berijas luxuriöses Arbeitszimmer im dritten Stock geführt. An den Wänden prangten Seidentapeten. Buchara-Teppiche zierten den Fußboden, und die Möbel bestanden aus teurer finnischer Eiche. Berija saß hinter seinem Schreibtisch und schaute von einigen Dokumenten auf, als Lukin hereinkam.
»Setzen Sie sich, Major.«
Lukin zog einen Stuhl zurück.
Berija musterte ihn. »Ich glaube, so etwas wie ein Glückwunsch ist angebracht.«
»Danke, Genosse.«
Berija griff nach einer kleinen Kiste auf dem Tisch und nahm eine Zigarre heraus. »Aber den Mann haben Sie durch die Lappen gehen lassen«, sagte er mit düsterer Miene. »Das ist nicht gut. Sie enttäuschen mich, Lukin. Hat die Frau geredet?«
»Noch nicht, Genosse.«
Berija hob die Brauen, während er die Zigarre anzündete. »Aber Sie haben sie verhört?«
»Heute morgen.«
»Wenn man den Ernst der Lage bedenkt, hätte ich eigentlich erwartet, daß bis jetzt wenigstens ein kleiner Fortschritt erzielt worden wäre. Früher hatten wir Möglichkeiten, Frauen innerhalb von Stunden körperlich und geistig zu zerbrechen. Sie sind viel anfälliger, was Folter angeht, vor allem, wenn man mit Vergewaltigung droht.«
Lukin konnte seinen Ekel nur mühsam unterdrücken. »Es wird etwas dauern. Die Frau war verletzt, wie ich in meinem Bericht …«
»Ich habe Ihren Bericht gelesen«, unterbrach Berija ihn scharf. »Sie haben den Amerikaner nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal entwischen lassen! Ich habe mehr von Ihnen erwartet, Lukin.«
»Ich versichere Ihnen, daß ich ihn finden werde, Genosse Berija.«
»Um das zu schaffen, sollten Sie eine Ahnung haben, wo er sich aufhält. Haben Sie eine?«
Lukin zögerte. »Ich glaube, daß er sich immer noch in demWaldgebiet versteckt und abwartet. Bei diesem Wetter und dem widrigen Gelände kann er nicht weit gekommen sein. In diesem Moment durchsuchen mehr als tausend Mann das Gebiet. Ich habe außerdem die örtlichen KGB-Kommandeure alarmiert und Sperren für alle größeren und kleineren Straßen befohlen. Sämtliche öffentlichen und privaten Transportmittel werden kontrolliert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir den Wolf schnappen. Tot oder lebendig.«
»Das hoffe ich, Lukin. Um Ihretwillen.« Berija spielte mit einem Füller auf seiner Schreibtischplatte. »Aber bisher haben Sie uns wenig Anlaß zur Zuversicht gegeben. Vielleicht sollte ich die Frau selbst verhören? Es wird langsam Zeit, die Samthandschuhe auszuziehen, finden Sie nicht? Ein bißchen … Nachdruck wird helfen, sie weichzuklopfen. Mir ist klar, daß Sie Fliegen lieber mit Honig als mit Essig fangen, aber die alte Garde hat auch ein bißchen Ahnung von so etwas, wissen Sie?«
Lukin blickte ihn an. Er
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