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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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geschwollen, und er trug immer noch den Mantel, den Wladimir ihm gegeben hatte. Zudem war er unrasiert, zerzaust und dreckig. Das Motorrad hatte er in einem abgelegenen Waldgebiet in Tatarowo zurückgelassen, einer Vorstadt von Moskau. Die beiden Koffer hatte er vergraben, und ein Stück weiter weg auch den Helm und die Schutzbrille. Er hatte mit Händen und Zweigen den hartgefrorenen Boden aufscharren müssen. Auf der Fahrt hatte er seine Ersatzkleidung unter den Mantel gezogen, um die Kälte abzuhalten, und jetzt hatte er sie durchgeschwitzt. Er war fast einen Kilometer bis zum nächsten Bahnhof in Tatarowo gelaufen und dann in die Metro umgestiegen. Er sehnte sich danach, endlich schlafen zu können. Er war fast fünfzehn Stunden durch Wälder und über kleine Straßen gefahren und hatte allein in den ersten zwei Stunden mehr als fünfzehn Kontrollpunkten ausweichen müssen.
    Ich sehe schrecklich aus, dachte er, während das Wasser lief.
    Die Angst um Anna deprimierte ihn, und er versuchte verzweifelt, die gedrückte Stimmung zu vertreiben, die ihn in ihren Klauen hielt. Doch es gelang ihm nicht. Lebte sie noch? Hatte Lukin sie gefangen? Er hoffte um ihretwillen, daß sie die Zyankalipille geschluckt hatte, obwohl dieser Gedanke ihn noch mutloser machte. Aber er hatte die Szene noch vor Augen, als er einen letzten Blick auf Anna geworfen hatte. Er hatte Lukin erkannt und gesehen, wie der Major sich auf Anna stürzte. Irgendwie hatte der Mann den Hubschrauberabsturz überlebt. Wie, spielte keine Rolle. Es war nur eines wichtig: Der Mann lebte und war entschlossen, sie zu schnappen.
    Slanski wagte nicht sich auszumalen, was Lukin Anna wohl antun würde, falls sie noch lebte. Plötzlich stieg der blanke Haß in ihm hoch. Er wollte Major Lukin töten. Vergeltung.
    Die Tür ging auf. Ein Unteroffizier der Armee kam herein und pinkelte ins Becken. Kurz darauf blickte der Mann gleichgültig zu Slanski hinüber.
    Slanski beendete seine Wäsche und kehrte wieder in die Halle zurück. Er schaute sich um, doch der Unteroffizier war ihm nicht gefolgt. Er bemerkte zahlreiche Polizisten und Soldaten in der Menge, doch keiner schien auch nur im geringsten an ihm interessiert.
    Rasch verließ er die Metro und ging zwei Querstraßen weiter zum Kutusowski-Prospekt. Der Verkehr und die Menschen zu dieser morgendlichen Hauptverkehrszeit waren beinahe überwältigend.
    Slanski brauchte fast zehn Minuten, um die richtige Bushaltestelle zu finden, und er blickte sich forschend um, bevor er einstieg. Doch niemand schien ihn zu beobachten oder ihm zu folgen.
    Auf dem Schild über den schmiedeeisernen Toren stand: ›Staatliches Waisenhaus Nummer 57. Bezirk Saburowo‹.
    Lukin zeigte dem Angestellten im Pförtnerhäuschen seinen Ausweis und fuhr durchs Tor. Pascha saß auf dem Beifahrersitz. Ihm schien die Sache nicht geheuer zu sein.
    »Gehst du allein, Juri? An solchen Orten ist mir immer unheimlich.«
    »Mir auch. Aber wenn du nicht willst, mußt du nicht.«
    Lukin hielt vor dem finsteren, vierstöckigen Gebäude aus roten Ziegeln und stieg aus. Die massive Haustür wurde geöffnet. Eine Frau um die Vierzig in einem weißen Arztkittel schritt langsam die Treppe herunter. Ihr Gesicht wirkte streng und strahlte Autorität aus, und sie musterte Lukin mit kalten Augen, bevor sie ihm schlaff die Hand reichte.
    »Major Lukin? Ich bin die Leiterin des Waisenhauses.«
    Lukin ignorierte die Hand und zeigte ihr seinen Ausweis. An ihrem harten Blick sah er, daß sie diesen Affront sehr wohl registriert hatte. Sie musterte seinen Ausweis genau, bevor sie Lukin wieder anschaute.
    »Ich muß sagen, daß das Ersuchen des Genossen Leutnant höchst ungewöhnlich war. Sie haben doch hoffentlich die schriftliche Berechtigung, die ich verlangt habe?«
    »Ich denke, das hier sollte genügen.«
    Lukin reichte ihr den Brief mit Berijas Unterschrift. Der Tonfall der Frau änderte sich schlagartig.
    »Was … Natürlich, Genosse Major.«
    »Meine Zeit ist sehr knapp. Das Kind, wenn ich bitten darf.«
    »Folgen Sie mir.«
    Die Leiterin stieg die Treppe hinauf, öffnete eine der massiven Türen und betrat das Gebäude. Der Geruch von Kohlsuppe und abgestandenem Essen schlug Lukin entgegen.
    Als er der Frau folgte, ließ ein Instinkt ihn nach oben blicken.
    Von einem Fenster im zweiten Stock starrten zwei ausgemergelte Jungsgesichter mit großen Augen auf den grünen BMW und den Mongolen auf dem Beifahrersitz. Ihre Gesichter hatten den Ausdruck gefangener,

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