Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
drauf?«
Massey nickte.
»Wie gut ist er?«
»Einer der besten, die wir je ausgebildet haben. Allerdings brauchte er nicht viel Training. Er war schon hervorragend, bevor wir angefangen haben.«
»Welche Waffen hat er?«
Massey zögerte.
»Sie können es mir sagen, oder wir schicken Sie vorn raus und erfahren es auf die harte Tour.«
»Eine Kalaschnikow.«
Slanski pfiff leise. »Dann stecken wir wohl in der Klemme.« Er drehte sich zu Irina und Anna um. »Wir gehen hinten raus. Massey auch. Wenn ich den Befehl gebe, versteckt ihr euch hinten im Wagen und haltet eure Köpfe unten. Den Rest überlaßt ihr mir.«
Als Anna aufstand, schaute Massey sie an. Ihre Blicke begegneten sich einen Moment, und er erkannte an ihrer Miene, daß alles Vertrauen zwischen ihnen zerstört war.
Massey wollte etwas sagen, doch Anna hatte das Zimmer bereits verlassen und ging zur Tür. Irina folgte ihr mit zitternden Knien. Dann zog Slanski Massey auf die Füße und schob ihn hinterher.
Pascha sah auf die Landkarte, während Lukin den Wagen auf der glatten Fahrbahn hielt.
»Wie weit noch?« wollte Lukin wissen.
»Die nächste links, dann sind wir da.«
»Das hast du schon vor einer Minute gesagt.«
»Die Straßen sehen bei dem verdammten Schnee alle gleich aus.« Lukin bog links ab, und sie fuhren eine lange, breite, birkengesäumte Straße entlang, an der rechts und links Datschas standen. Sie hielten an einer Kreuzung mit zwei Straßen. Die Häuser wirkten dunkel und verlassen.
Pascha nahm die Maschinenpistole vom Rücksitz und legte sie schußbereit auf den Schoß.
»Wie gehen wir vor?«
Lukin löschte das Licht. Nur das Mondlicht auf dem Schnee sorgte für Helligkeit, und die Straße wirkte unheimlich ruhig.
»Ich wünschte, ich wüßte es.«
»Verdammt, Juri, Romulka wird gleich hier eintrudeln!«
»Ich muß mit Slanski reden!«
»Hoffentlich hört er dir zu. Wenn nicht, bist du tot!«
»Ich gehe allein. Du wartest draußen.«
»Was hast du vor? Willst du an die Tür klopfen und sagen: ›Hallo, euer Besuch ist da‹? Slanski wird dir den Schädel wegpusten, sobald er dich sieht. Es muß eine andere Möglichkeit geben.«
»Ich habe keine Zeit, lange darüber nachzudenken.«
Plötzlich sah Lukin im Rückspiegel des Wagens am Ende der Straße Scheinwerfer auftauchen.
Pascha drehte sich um. »Die Mistkerle sind schon da. Wenigstens scheinen wir den richtigen Ort gefunden zu haben.«
Lukin beobachtete, wie die Scheinwerfer sich auf sie zu bewegten. »Kannst du sie noch ein bißchen hinhalten?«
»Du meinst, ich soll auf Romulka schießen?«
»In der Dunkelheit werden sie nicht unterscheiden können, was los ist oder wer da schießt. Zerschieß einfach die Reifen, das wird sie aufhalten. Dann komm zur Datscha. Ich warte da.«
»Falls du noch lebst. Na gut, auf geht’s.«
»Sei vorsichtig«, riet Lukin.
Pascha verzog das Gesicht, packte seine Maschinenpistole fester, glitt aus dem Wagen und verschwand um die Ecke.
Der Franzose lag immer noch zusammengesunken auf dem Rücksitz.
Lukin legte den Gang ein und fuhr los. Er zählte die Nummern bis zur Datscha von Irina Dezowa ab.
Die Lichter waren ausgeschaltet. Er fuhr fünfzig Meter weiter zur nächsten Datscha auf derselben Straßenseite. Sie wirkte verlassen. Die Auffahrt war leer, die Lichter gelöscht und die Fensterläden vorgelegt. Lukin verlangsamte die Geschwindigkeit, bremste, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr mit einem Schwung in die Auffahrt. Als er aus dem Wagen steigen wollte, stöhnte Lebel und schien zu sich zu kommen. Dann aber sank sein Kopf zur Seite, und er verlor erneut das Bewußtsein.
Lukin schloß die Handschellen auf , befestigte eine an der Hintertür und verließ den Wagen.
Er wußte immer noch nicht, was er eigentlich tun sollte. Aber er mußte sich auf jeden Fall beeilen. Romulka würde gleich um die Ecke biegen, und Pascha würde zu schießen anfangen. Wenn Slanski im Haus war, mußte er die Schüsse hören, was die Sache sicher nicht einfacher machte.
Die Akte, die Pascha gestohlen hatte, trug Lukin unter dem Uniformrock.
Er löste die Klappe seines Halfters und entsicherte die Tokarew, zog sie aber nicht heraus. Er hatte nicht vor, die Waffe zu benutzen, wollte aber auch kein unnötiges Risiko eingehen.
Er trat an seinen Kofferraum und kramte in der Werkzeugkiste, bis er die ölverschmierten Reste eines weißen Hemdes fand. Dann nahm er den Wagenheber und band das Hemd an ein Ende.
Es war zwar eine etwas merkwürdige
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