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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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Einzelheiten des Prochnow-Plans kenne.

    Hätte diese Enthüllung denn Mitleid für ihn wecken müssen?
    Soll das ein Witz sein? Genau das ist ja der Grund, warum ich ihn hasse! Er wusste, dass dies nur der erste Schritt eines langen Krieges war und wir Männer wie ihn brauchten, um ihn zu gewinnen. Dreckiger Feigling. Wissen Sie noch, was ich sagte, dass man seinem Gewissen verpflichtet sein sollte? Man kann keinem anderen die Schuld geben, nicht dem Erfinder des Plans, nicht dem kommandierenden Offizier, nur sich selbst. Man muss selbst seine Entscheidung treffen und danach jeden qualvollen Tag mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben. Das wusste er. Darum hat er uns im Stich gelassen, so wie wir diese Zivilisten im Stich gelassen hatten. Er sah den Weg, der vor uns lag, eine steile und tückische Gebirgsstraße. Wir alle mussten diese Straße erklimmen und die Last unserer Taten mit uns schleppen. Er konnte das nicht. Er konnte nicht mit dieser Last leben.

Jewtuschenko Veteranensanatorium, Odessa, Ukraine

    [Der Raum hat keine Fenster. Trübe Glühbirnen beleuchten die nackten Betonwände und schmutzigen Pritschen. Die Patienten hier leiden überwiegend unter Atemproblemen, die teils deshalb nur noch schlimmer werden, weil keine geeigneten Medikamente zur Verfügung stehen. Es sind keine Ärzte hier, und die wenigen Schwestern und Krankenpfleger können kaum etwas tun, um das Leid zu lindern. Wenigstens ist es warm und trocken in dem Raum, was für dieses Land mitten im Winter schon einen unvorstellbaren Luxus bedeutet.  Bohdan Taras Kondratiuk sitzt aufrecht auf seiner Pritsche am Ende des Raums. Als Kriegshelden steht ihm ein Laken zu, das als Trennwand von der Decke hängt. Er hustet in sein Taschentuch, ehe er spricht.]

    Chaos. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll, ein vollständiger Zusammenbruch jeglicher Organisation, der Ordnung, der Kontrolle. Wir hatten gerade vier brutale Gefechte hinter uns: Luzk, Rowno, Nowograd und Sitomir. Das gottverdammte Sitomir. Meine Männer waren erschöpft, wissen Sie. Was sie gesehen hatten, was sie tun mussten, und dabei die ganze Zeit auf dem Rückzug, Nachhutgefechte, Flucht. Jeden Tag hörte man, dass wieder eine Stadt gefallen war, eine weitere Straße abgeriegelt, eine weitere Einheit überwältigt.
Kiew lag hinter den Linien und sollte sicher sein. Es sollte das Zentrum unserer neuen sicheren Zone sein, ausreichend Männer, reichlich Vorräte, ruhig. Und was passiert, kaum dass wir dort sind? Bekomme ich den Befehl zum Ausruhen und Kräfte sammeln? Meine Fahrzeuge reparieren, meine Reihen auffüllen, die Verwundeten versorgen? Nein, natürlich nicht. Warum sollte die Situation so sein, wie sie sein sollte? Das war noch nie der Fall. Die sichere Zone wurde wieder verlegt, diesmal auf die Krim. Die Regierung hatte schon den Rückzug - die Flucht - nach Sewastopol angetreten. Die öffentliche Ordnung war zusammengebrochen. Kiew wurde vollständig evakuiert. Das war die Aufgabe des Militärs, oder was noch davon übrig war. Unsere Einheit erhielt den Befehl, den Fluchtweg an der Brücke über die Patona zu bewachen. Das war die erste elektrisch geschweißte Brücke der Welt; Viele Besucher verglichen die Errungenschaft mit dem Eiffelturm. Die Stadt hatte groß angelegte Renovierungsmaßnahmen angeordnet, ein Traum, die einstige Größe wiederherzustellen. Aber dieser Traum ging, wie alles in unserem Land, nie in Erfüllung. Schon vor der Krise war die Brücke ein Alptraum von Verkehrsstaus gewesen. Jetzt verstopften die Evakuierten sie. Die Brücke sollte für den Verkehr gesperrt sein, aber wo waren die versprochenen Barrikaden, Beton und Stahl, die jede gewaltsame Überquerung unmöglich machen sollten? Überall wimmelte es von Autos, kleinen Lags, alten Zigs, ein paar Mercedesse und ein riesiger GZ-Lastwagen, der sich genau in der Mitte befand, wo er umgekippt war! Wir versuchten, ihn zu bewegen, legten eine Kette um die Achse und versuchten, ihn mit einem der Panzer wegzuschleppen. Unmöglich. Was konnten wir tun? Sie müssen wissen, wir waren eine Panzereinheit. Panzer, keine Militärpolizei. MPs haben wir nie zu sehen bekommen. Man versicherte uns, sie würden da sein, aber wir sahen und hörten sie nie, ebenso wenig wie alle anderen »Einheiten« entlang einer der Brücken. Allein, dass sie »Einheiten« genannt wurden, war schon ein Witz. Das waren nur Banden von Männern in Uniform, Verwaltungsbeamten und Köchen; jeder, der etwas mit dem

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