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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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Dann machte er eine Geste zu Paul und fuhr fort. »Dieser Mann wird unser Volk retten.« Und dann kam dieser Augenblick, über den Historiker vermutlich diskutieren werden, bis das Thema in Vergessenheit geraten ist. Er umarmte den weißen Afrikaander. Für alle anderen war das einfach seine typische bärenartige Umarmung, aber für Paul Redeker ... Ich weiß, dass die Mehrheit der Psychobiografen diesen Mann immer noch darstellt, als hätte er keine Seele gehabt. Das ist der gemeinhin akzeptierte Standpunkt. Paul Redeker: keine Gefühle, kein Mitleid, kein Herz. Aber einer unserer angesehensten Autoren, Bikos alter Freund und Biograf, behauptet, dass Redeker in Wahrheit ein zutiefst sensibler Mensch war, zu sensibel für das Leben im Südafrika der Apartheid. Er bleibt dabei, dass Redekers langer Kreuzzug gegen Emotionen seine einzige Möglichkeit war, sich vor dem Hass und der Brutalität zu schützen, die er Tag für Tag mit ansehen musste, und bei Verstand zu bleiben. Über Redekers Kindheit ist nicht viel bekannt, ob er Eltern hatte oder vom Staat großgezogen wurde, ob er Freunde hatte oder von jemandem in irgendeiner Weise geliebt wurde. Alle, die ihn von der Arbeit kannten, können sich beim besten Willen nicht an soziale Inter aktion oder eine Form von körperlicher Zuneigung erinnern. Die Umarmung durch den Vater unserer Nation, diese wahre Emotion, die den undurchdringlichen Panzer überwand ... [Azania lächelte verlegen.] Vielleicht ist das alles zu sentimental. Unseres Wissens war er ein herzloses Monster, hatte die Umarmung des alten Mannes absolut keinerlei Folgen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass dies der letzte Tag war, an dem irgendjemand Paul Redeker zu Gesicht bekam. Bis heute weiß niemand, was aus ihm geworden ist. Da jedenfalls kam ich in Spiel, in jenen chaotischen Tagen, als der Redeker-Plan im ganzen Land umgesetzt wurde. Es erforderte einiges an Überzeugungsarbeit, um es vorsichtig zu formulieren, aber als ich sie davon überzeugte, dass ich viele Jahre mit Paul Redeker gearbeitet hatte, und mehr noch, seine Denkweise besser verstand als jeder andere Überlebende in Südafrika, wie konnten sie sich da weigern? Ich arbeitete an den Rückzugsplänen, danach die ganzen Monate der Konsolidierung über, und zuletzt bis zum Ende des Krieges. Wenigstens wussten sie meine Dienste zu schätzen, warum sonst hätten sie mir eine derart luxuriöse Unterkunft gegeben? [Lächelt.] Paul Redeker, ein Engel und Teufel. Manche hassen ihn, manche verehren ihn. Ich persönlich bedaure ihn nur. Falls er da draußen noch irgendwo existiert, hoffe ich wirklich von Herzen, dass er seinen Frieden gefunden hat.
    [Nach einer Umarmung, mit der ich mich von meinem Gastgeher verabschiede, werde ich zurück zur Fähre gefahren, die mich zum Festland bringen soll. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen zeige ich meinen Besucherpass vor und melde mich ab. Der hochgewachsene Afrikaander-Wachtposten fotografiert mich erneut. »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein, Mann«, sagt er zu mir und reicht mir den Kugelschreiber. »Es gibt eine Menge Leute da draußen, die wollen ihn immer noch auf direktem Weg und so schnell wie möglich in die Hölle schicken.« Ich unterschreibe neben meinem Namen in Druckbuchstaben, unter der Zeile, in der steht: Psychiatrische Klinik Robben Island. NAME DES PATIENTEN, DEN SIE BESUCHEN: PAUL REDEKER.]

Armagh, Irland

    [Philip Adler ist zwar selbst kein Katholik, dennoch hat er sich unter die Scharen gemischt, die die Zuflucht des Papstes während des Krieges besuchen möchten. »Meine Frau stammt aus Bayern«, erklärt er mir an der Bar unseres Hotels. »Sie musste die Pilgerfahrt zur Saint Patrick 's Cathedral einfach machen.« Er hat Deutschland zum ersten Mal seit Kriegsende verlassen. Unser Treffen ist rein zufällig. Aber er hat keine Einwände dagegen, dass ich den Rekorder mitlaufen lasse.]

    Hamburg war stark infiziert. Sie waren auf den Straßen, in den Häusern und strömten aus dem neuen Elbtunnel. Wir versuchten, ihn mit Zivilfahrzeugen zu versperren, aber die zwängten sich durch jede noch so kleine Lücke wie große, aufgedunsene Würmer. Überall wimmelte es von Flüchtlingen. Sie kamen sogar aus Regionen wie Sachsen, weil sie glaubten, sie könnten über das Meer entkommen. Aber die Schiffe waren längst fort, der Hafen ein einziges Chaos.
Mehr als Tausend saßen im Reynolds-Aluminiumwerk fest, und mindestens dreimal so viele im Eurokai-Terminal. Kein Essen, kein

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