Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
Vom Netzwerk:
zurücklassen könnte. Daraufhin explodierte er. Er sagte mir, ich werde meine Befehle ausführen, andernfalls würden ich und meine Männer des Hochverrats angeklagt und mit »russischer Tüchtigkeit« verurteilt werden. So weit ist es gekommen, dachte ich. Wir hatten alle gehört, was in Russland passierte ... die Aufstände, die Niederschlagungen, die Hinrichtungen. Ich drehte mich um und betrachtete meine Jungs, achtzehn, neunzehn Jahre alt, und alle waren sie müde und verängstigt und kämpften um ihr Leben. Das konnte ich ihnen nicht antun. Ich gab den Befehl zum Rückzug.

    Wie haben sie darauf reagiert?
    Es gab keinerlei Beschwerden, jedenfalls nicht bei mir. Sie stritten untereinander ein wenig. Ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt. Sie taten ihre Pflicht.
    Was war mit den Zivilisten?
    [Pause.]  Wir bekamen, was wir verdienten. »Wohin geht ihr?«, riefen sie von den Gebäuden herab. »Kommt zurück, ihr Feiglinge!« Ich versuchte zu antworten.
»Nein, wir kommen zurück«, sagte ich. »Wir kommen morgen mit mehr Männern wieder. Bleibt, wo ihr seid, wir sind morgen wieder da.« Sie glaubten mir nicht. »Elender Lügner!«, hörte ich eine Frau rufen. »Ihr lasst mein Baby sterben!« Die meisten versuchten nicht, uns zu folgen, weil sie zu große Angst vor Zombies auf den Straßen hatten. Ein paar besonders Tapfere klammerten sich an unseren Mannschaftstransportern fest. Sie versuchten, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Wir schlugen sie herunter. Wir mussten in Deckung gehen, als die Leute, die in den Häusern festsaßen, Sachen nach uns warfen, Lampen,  Möbelstücke. Einer meiner Männer wurde von einem Eimer voll menschlicher Fäkalien getroffen. Ich hörte eine Kugel von meinem Marder abprallen. Auf dem Weg zur Stadt hinaus passierten wir die letzte Einheit unserer neuen Schnellen Einsatztruppen. Anfang der Woche hatten sie herbe Verluste einstecken müssen. Ich wusste es da noch nicht, aber sie gehörten zu den Einheiten, die als entbehrlich eingestuft wurden. Sie hatten den Auftrag, unseren Rückzug zu decken, dafür zu sorgen, dass nicht zu viele Zombies oder Flüchtlinge uns folgten. Sie hatten den Befehl bekommen, bis zum Ende auszuhalten. Ihr Befehlshaber stand in der offenen Kuppel seines Leopard. Ich kannte ihn. Wir hatten zusammen als Teil der IFOR- Truppen der NATO in Bosnien gedient. Vielleicht ist es melodramatisch zu sagen, dass er mir das Leben gerettet hat, aber er bekam eine Kugel ab, die eigentlich für mich bestimmt gewesen war. Zuletzt sah ich ihn in einem Lazarett in Sarajewo, wo er Witze darüber machte, dass er endlich aus diesem Irrenhaus rauskam, das die Leute ein Land nannten. Und jetzt waren wir hier und begegneten einander auf der verwüsteten Autobahn unseres Heimatlandes. Wir sahen einander in die Augen und salutierten. Ich duckte mich wieder in den Wagen und tat so, als würde ich die Karte studieren, damit der Fahrer meine Tränen nicht sah. »Wenn wir zurückkehren«, sagte ich, »bring ich diesen Hurensohn eigenhändig um.« General Lang. Ich hatte alles geplant. Ich wollte nicht wütend aussehen, ihm keinen Grund zur Sorge geben. Ich würde meinen Bericht abgeben und mich für mein Verhalten entschuldigen. Vielleicht würde er mir ein paar markige Sprüche um die Ohren hauen, um unseren Rückzug zu erklären oder zu rechtfertigen. Gut, dachte ich, ich würde geduldig zuhören, damit er sich entspannte. Und wenn er dann aufstand und mir die Hand schütteln wollte, würde ich meine Pistole ziehen und sein ostdeutsches Gehirn auf die Karte unseres ehemaligen Landes pusten. Vielleicht würde sein gesamter Stab dabei sein, die anderen kleinen Speichellecker, die »nur Befehle ausführten«. Ich würde sie alle erledigen, bevor sie mich erwischten! Alles würde wie am Schnürchen ablaufen. Ich würde nicht zaghaft in die Hölle gehen wie ein braver kleiner Hitlerjunge. Ich würde ihm und allen anderen zeigen, was es heißt, ein guter deutscher Soldat zu sein.
    Aber dazu kam es nicht.
    Nein. Ich schaffte es gar nicht bis in General Längs Büro. Wir waren die letzte Einheit, die den Kanal überquerte. Darauf hatte er nur gewartet. Kaum hatte er Vollzugsmeldung bekommen, setzte er sich an seinen Schreibtisch, gab einige letzte Befehle, schrieb einen Brief an seine Familie und jagte sich eine Kugel in den Kopf.
Dreckskerl. Heute hasse ich ihn noch mehr als auf der Straße bei Hamburg.
    Warum?
    Weil ich heute verstehe, warum er so gehandelt hat, weil ich die

Weitere Kostenlose Bücher