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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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sauberes Wasser, so warteten sie darauf, dass sie gerettet werden würden, während die Toten draußen ausschwärmten und sich, ich weiß nicht, wie viele Infizierte unter denen drinnen befanden. Der ganze Hafen war verstopft von Toten, aber Toten, die sich noch bewegten. Wir hatten sie mit Wasserwerfern ins Halenbecken gedrängt; das sparte Munition und hielt die Straßen frei. Das war auch eine gute Methode, bis der Wasserdruck in den Hydranten abfiel. Zwei Tage vorher hatten wir unseren kommandierenden Offizier verloren ... durch einen unglücklichen Unfall. Einer unserer Männer hatte einen Zombie erschossen, der ihn beinahe erwischt hätte. Die Kugel durchbohrte den Kopf der Kreatur, riss einen Fetzen infiziertes Hirngewebe mit und blieb in der Schulter unseres Kommandanten stecken. Verrückt, hm? Vor seinem Tod machte er mich zum stellvertretenden Befehlshaber. Meine erste offizielle Aufgabe bestand darin, ihm die letzte Ruhe zu geben. Ich richtete unsere Zentrale im Renaissance Hotel ein. Das lag günstig, gute Feuermöglichkeiten und ausreichend Platz für unsere eigenen Einheiten und mehrere hundert Flüchtlinge. Meine Männer versuchten, soweit sie nicht damit beschäftigt waren, die Barrikaden zu verteidigen, ähnliche Zentren auch in anderen geeigneten Gebäuden einzurichten. Da die Straßen versperrt waren und keine Züge mehr verkehrten, hielt ich es für das Beste, so viele Zivilisten wie möglich aufzunehmen. Hilfe würde kommen, es war nur die Frage, wann sie eintraf. Ich arbeitete gerade die Details aus, wie man Nahkampfwaffen gewinnen könnte, da unsere Munitionsvorräte knapp wurden, als der Befehl zum Rückzug kam. Das war nicht ungewöhnlich. Unsere Einheit befand sich seit den ersten Tagen der Panik ständig auf dem Rückzug. Der Treffpunkt allerdings, der war ungewöhnlich. Die Division benutzte Gitterkoordinaten, und das zum ersten Mal, seit der ganze Ärger angefangen hatte. Bis dahin hatten sie einfach markante Ziele über einen offenen Kanal durchgegeben, damit auch Flüchtlinge wussten, wo sie sich versammeln konnten. Jetzt handelte es sich um verschlüsselte Angaben auf einer Karte, die wir seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr benutzt hatten. Ich musste die Koordinaten dreimal überprüfen, um sie zu bestätigen. Die beorderten uns nach Schafstedt, nördlich des Nord-Ostsee-Kanals. Hätte auch in Dänemark sein können! Wir erhielten darüber hinaus strikte Anweisung, keine Zivilisten mitzunehmen. Noch schlimmer schien, dass man uns befahl, sie nicht über unseren Rückzug in Kenntnis zu setzen! Das ergab keinen Sinn. Die wollten, dass wir uns nach Schleswig-Holstein zurückzogen, aber die Flüchtlinge zurückließen? Wir sollten einfach die Zelte abbrechen und fliehen? Das musste ein Irrtum sein. Ich bat um eine Bestätigung. Ich erhielt sie. Ich fragte noch einmal nach. Vielleicht hatten sie ja die Karten verwechselt oder den Kode geändert, ohne es uns zu sagen. (Es wäre nicht ihr erster Fehler gewesen.) Plötzlich sprach ich mit General Lang, dem Kommandeur der gesamten Nordfront. Seine Stimme bebte. Das konnte ich trotz der Schüsse hören. Er versicherte mir, dass es sich bei den Befehlen nicht um einen Irrtum handelte, dass ich alles, was noch übrig war, im Stützpunkt Hamburg zu versammeln und mich unverzüglich nach Norden zu begeben hätte. Das ist nicht wahr, dachte ich. Komisch, was? Ich konnte alles andere akzeptieren, was sich da abspielte, die Tatsache, dass Tote auferstanden und die ganze Welt verschlangen, aber das - Befehle befolgen, die indirekt zu einem Massenmord führen würden. Also, ich bin ein guter Soldat, aber ich bin auch Westdeutscher. Begreifen Sie den Unterschied? Im Osten bekamen sie gesagt, dass sie nicht für die Schrecken des Zweiten Weltkriegs verantwortlich seien, dass sie als gute Kommunisten ebenso Hitlers Opfer geworden wären wie alle anderen auch. Verstehen Sie jetzt, warum Skinheads und Neonazis überwiegend ein Phänomen im Osten waren? Sie spürten die Verantwortung für die Vergangenheit nicht so sehr wie wir im Westen. Uns wurde von Geburt an beigebracht, dass wir die Last der Schande unserer Großväter tragen mussten. Man brachte uns bei, auch wenn wir eine Uniform trugen, dass unsere oberste Verantwortung unserem Gewissen zu gelten hatte, ganz gleich, wie die Folgen aussahen. So wurde ich erzogen, so reagierte ich. Ich sagte Lang, dass ich diesem Befehl nicht guten Gewissens Folge leisten, dass ich diese Menschen nicht schutzlos

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