Operation Zombie
nach Shimla zurückkehren, dann wirbelte er herum und lief mitten in die Menge hinein. Mukherjee und ich sahen einander an und liefen ihm, ohne zu zögern, wie ich stolz hinzufügen möchte, hinterher. Jetzt wollten auch wir Helden sein, unseren General beschützen und von der Menge abschirmen. Was für ein Witz. Wir sahen ihn nicht einmal mehr, als sich die Massen wie ein reißender Fluss um uns geschlossen hatten. Ich wurde aus allen Richtungen geschubst und geschoben. Ich weiß nicht, wann ich den Schlag aufs Auge bekam. Ich rief, dass ich vorbei müsste, dass es sich um eine dringende Angelegenheit der Armee handelte. Niemand hörte mir zu. Ich gab mehrere Schüsse in die Luft ab. Keiner achtete darauf. Ich überlegte mir wirklich und wahrhaftig, ob ich in die Menschenmenge feuern sollte. Ich wurde so verzweifelt wie sie. Ich sah Mukherjee aus dem Augenwinkel in den Abgrund stürzen, während ein anderer Mann noch versuchte, ihm die Waffe abzunehmen. Ich wollte es General Raj-Singh sagen, konnte ihn aber in der Menge nicht finden. Ich rief seinen Namen und versuchte, ihn über die Köpfe hinweg auszumachen. Ich kletterte auf das Dach eines Kleinbusses, um mich wieder zu orientieren. Dann kam Wind auf; er trieb das Stöhnen und den Gestank durch das Tal. Etwa einen halben Kilometer von mir entfernt fing die Menge an zu laufen. Ich strengte die Augen an, kniff sie zusammen. Die Toten kamen. Langsam und zielstrebig und so dicht gedrängt wie die Flüchtlinge, die sie auffraßen. Der Kleinbus wackelte und kippte um. Zuerst trieb ich auf einem Meer menschlicher Leiber, dann war ich plötzlich darunter; Schuhe und nackte Füße trampelten auf mir herum. Ich spürte meine Rippen brechen, hustete und schmeckte Blut. Ich zog mich unter den Kleinbus. Mein ganzer Körper schmerzte und brannte. Ich konnte nicht sprechen. Ich konnte kaum etwas sehen. Ich hörte den Lärm der anrückenden Zombies. Ich schätzte, dass sie nicht mehr als zweihundert Meter entfernt sein konnten. Ich schwor mir, dass ich nicht so enden würde wie die anderen, die in Stücke gerissenen Opfer, diese Kuh, die ich blutend und taumelnd am Ufer des Flusses Satluj in Rupna- gar gesehen hatte. Ich tastete nach meiner Waffe, aber meine Hand funktionierte nicht. Ich fluchte und schrie. Ich hätte gedacht, dass ich mich in dieser Situation auf die Religion besinnen würde, war aber nur so ängstlich und wütend, dass ich den Kopf gegen die Unterseite des Busses schlug. Ich dachte mir, wenn ich das fest genug machen würde, könnte ich mir selbst den Schädel einschlagen. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Lärm, der Boden wölbte sich unter mir. Eine Welle von Schreien und Stöhnen mischte sich in das Donnergrollen der Druckwelle. Mein Gesicht wurde gegen das Auto über mir geschleudert, ich verlor das Bewusstsein. Als ich zu mir kam, hörte ich, soweit ich mich erinnere, als Erstes ein leises Geräusch. Zuerst dachte ich, es wäre Wasser. Es hörte sich wie ein leises Tröpfeln an - tap-tap-tap, so ungefähr. Dieses Tap wurde deutlicher, und plötzlich bemerkte ich zwei weitere Geräusche, das Knistern meines eigenen Funkgeräts - ich werde nie erfahren, wieso das nicht zertrümmert wurde - und das allgegenwärtige Heulen der lebenden Toten. Ich kroch unter dem Kleinbus hervor. Wenigstens funktionierten meine Beine noch so gut, dass ich stehen konnte. Ich stellte fest, dass ich allein war, keine Flüchtlinge, kein General Raj-Singh. Ich stand inmitten verstreuter Habseligkeiten auf einem gottverlassenen Bergpfad. Vor mir lag eine verkohlte Felswand. Dahinter die andere Seite der durchtrennten Straße.
Von dort kam das Stöhnen. Die lebenden Toten waren immer noch auf dem Vormarsch. Mit großen Augen und ausgestreckten Armen fielen sie in Scharen über die Bruchkante. Das war das Tap-Geräusch: Ihre Körper zerschmetterten tief unten im Tal.Der Tiger musste die Sprengladungen von Hand gezündet haben. Ich vermutete, dass er etwa zur selben Zeit dort gewesen sein musste wie die lebenden Toten. Hoffentlich hatten sie ihn vorher nicht beißen können. Ich hoffe, er ist zufrieden mit seiner Statue, die heute über der modernen vierspurigen Straße aufragt. Aber in jenem Moment dachte ich nicht an sein Opfer. Ich war nicht einmal sicher, ob das alles wirklich passiert war. Ich betrachtete nur stumm diesen Wasserfall der Untoten und hörte über Funk Meldungen der anderen Einheiten: »Vikasnagar: Sicher.«
»Bilaspur: Sicher.« »Jawala Mukhi: Sicher.«
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