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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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Vögel plötzlich in die andere Richtung flohen. Aber ich hörte den Schrei, leise und weit entfernt. Ich konnte den Fallschirm sehen, der sich in den Bäumen verfangen hatte. Ich rannte los, auch das ein schlimmes Fehlverhalten, weil ich einen Heidenlärm machte und nicht hören konnte, ob Zack schon unterwegs war.  Ich konnte nichts sehen außer diesen grauen, kahlen Ästen, bis ich praktisch regelrecht in sie hineinlief. Wäre Rollins, mein Copilot, nicht gewesen, hätte ich es ganz sicher nicht überstanden.  Ich fand ihn in seinem Geschirr baumelnd, tot, zappelnd. Sein Overall war aufgerissen, die Eingeweide hingen heraus ... Über fünf von ihnen, die ihn in einer rötlich-braunen Wasserlache stehend auffraßen. Einer hatte es geschafft, sich den Kopf in einer kleinen Darmschlinge einzuklemmen. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, zappelte Rollins, als wäre er eine Glocke, die geläutet wurde. Die bemerkten mich gar nicht. Ich war so nahe, dass ich sie anfassen konnte, und sie sahen nicht mal her.  Wenigstens hatte ich Verstand genug, den Schalldämpfer aufzuschrauben. Ich musste kein ganzes Magazin verballern, was auch wieder ein Fehler gewesen wäre. Ich war so wütend, dass ich fast auf ihre Kadaver eingetreten hätte. Ich schämte mich so sehr und war fast blind vor Selbsthass ...
    Selbsthass?
    Ich hatte es vermasselt. Meine Maschine, meine Besatzung...
    Aber es war ein Unfall. Es war nicht Ihre Schuld.
    Woher wollen Sie das wissen? Sie waren nicht dabei. Scheiße, nicht mal ich war dabei. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe meine Arbeit nicht getan. Ich hockte auf dem Eimer wie ein gottverdammtes Mädchen!
 Ich verbrannte regelrecht innerlich. Verdammter Schwächling, sagte ich zu mir.  Ich geriet in eine Abwärtsspirale, ich hasste mich nicht nur selbst, sondern hasste mich dafür, dass ich mich hasste. Ergibt das einen Sinn? Ich bin sicher, ich hätte einfach dagestanden, zitternd und hilflos, und auf Zack gewartet.
    Aber dann fing mein Funkgerät an zu piepsen. »Hallo? Hallo? Ist jemand da draußen? Ist jemand aus dieser abgestürzten Maschine entkommen?« Es war eine Frauenstimme, Ausdrucksweise und Tonfall nach zu schließen eindeutig eine Zivilistin.
    Ich antwortete sofort, wies mich aus und forderte sie auf, das ebenfalls zu tun. Sie sagte mir, sie wäre eine Himmelsbeobachterin und ihr Deckname »Mets Fan« oder einfach nur »Mets«. Das System der Himmelsbeobachter war ein Adhoc-Netzwerk isolierter Funker, die abgestürzte Flugzeuge melden und tun sollten, was in ihrer Macht stand, um bei der Rettung zu helfen. Es war nicht das wirkungsvollste System, besonders, weil es so wenige Posten gab, aber heute schien mein Glückstag zu sein. Sie sagte mir, sie hätte den Rauch und die abstürzenden Trümmer meiner Herc' gesehen und wäre vermutlich nur einen Tagesmarsch von meiner Position entfernt, aber ihre Blockhütte sei von Scharen umzingelt. Bevor ich etwas sagen konnte, meinte sie, ich sollte mir keine Sorgen machen, sie hätte meine Position schon an die Rettungsteams übermittelt und es wäre das Beste, wenn ich mich in offenes Gelände begeben würden, wo sie mich abholen konnten.
    Ich griff nach meinem GPS, aber das war von meinem Anzug abgerissen worden, als ich aus der Maschine katapultiert wurde. Ich hatte eine Karte, aber die war so groß, so ungenau, und meine Mühle hatte mich über so viele Staaten befördert, dass sie wirklich nur auf eine Umrisskarte der Vereinigten Staaten hinauslief... Zorn und Zweifel umwölkten meinen Verstand noch. Ich sagte ihr, dass ich meine Position nicht kannte und nicht wüsste, wohin ich gehen sollte ...
    Sie lachte. »Sie meinen, Sie sind diese Route noch nie geflogen? Sie haben sich nicht jeden Zentimeter eingeprägt? Sie haben nicht gesehen, wo Sie sind, als Sie am Fallschirm hingen?«
    Sie glaubte so fest an mich und versuchte, mich zum Nachdenken anzuregen, statt mir die Antworten in den Mund zu legen. Mir wurde klar, dass ich dieses Gebiet wirklich gut kannte, dass ich es in den vergangenen drei Monaten wirklich zwanzig mal überflogen hatte und mich irgendwo im Atchafalaya-Becken befinden musste. »Denken Sie nach«, sagte sie zu mir, »was haben Sie vom Fallschirm aus gesehen? Irgendwelche Flüsse oder Straßen?« Zuerst erinnerte ich mich nur an Bäume und die endlose graue Landschaft ohne erkennbare Merkmale, aber dann, allmählich, als ich wieder klar denken konnte, fiel mir ein, dass ich tatsächlich Flüsse und eine Straße gesehen

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