Opfer der Lust
mich erinnere, hatte ich das Band – damals besaß die JP-Mall noch diese altmodischen Bänder, keine digitale Überwachungstechnik – in eine Schachtel mit den Fotos meiner Exfreundinnen gelegt und sie in einem Lagerraum deponiert. Ich habe eine Garage in einer Storage Unit angemietet, sie befindet sich in der Wary Road. Sadie ist manchmal recht eifersüchtig.“
„Das Band …“
„Nach deinem Anruf habe ich im Büro früher Schluss gemacht und mich von einem Kollegen zum Lagerraum fahren lassen. Ich habe ihn auf den Kopf gestellt, mir dann ein Taxi genommen und bin in den Park zu dir gehetzt.“
„Aaron, was ist mit dem Band?“
„Es ist weg. Sorry.“ Abwehrend hob er seine Hände.
„Die ganze Schachtel?“
„Nur das Band.“
„Könnte deine Frau es herausgeholt haben?“
Er nahm seine Arme herunter, legte die Hände in seinen Schoß und schlang die Finger ineinander. „Bestimmt nicht.“
„Und wenn doch? Wäre es möglich, dass Sadie einen Privatdetektiv engagiert hat, um mich zu finden und mit mir abzurechnen, ohne dass du davon erfährst?“
„Sie hätte mir das Video um die Ohren geschlagen.“ Er lachte verlegen. „Sie ist genauso temperamentvoll wie du damals.“
Bethany wollte die Möglichkeit, dass Kade ein Privatschnüffler war, trotzdem nicht ausschließen. Sie kannte Sadie nicht. Es war denkbar, dass Aaron sie nur in Schutz nahm und deshalb behauptete, sie hätte ihren Zorn nicht vor ihm verbergen können. Oder er hatte bei Sadie eine rosarote Brille auf und keine Ahnung, zu was Frauen fähig waren, um ihr Revier zu verteidigen.
„Wie kommst du auf einen Detektiv?“
Sie antwortete mit einer Gegenfrage. „Kennst du einen Kade?“
Aaron runzelte die Stirn. „Nein.“
„Denk nach!“, forderte sie ihn eindringlich auf und nahm wieder neben ihm Platz. „Vielleicht ist er ein Bekannter, der dich vor langer Zeit zu Hause besucht und herumgestöbert hat, möglicherweise hast du ihm deine Lagergarage gezeigt oder er durfte etwas bei dir unterstellen.“
„Daran würde ich mich auf jeden Fall erinnern.“ Er schüttelte den Kopf. „Ein Mann mit dem Namen Kade ist mir noch nie begegnet. Hat er dir das Video gezeigt?“
Sie nickte.
„Dann hat er sicherlich einen Decknamen benutzt.“
„So muss es sein“, pflichtete sie ihm bei. Sie lehnte den Oberkörper nach vorne, stützte die Ellbogen auf den Knien ab und legte den Kopf in ihre Handflächen.
Welch bestürzende Erkenntnis! Daran hatte sie bisher nicht einmal gedacht, dabei lag es auf der Hand, dass er einen falschen Namen angab, um seine Identität zu schützen. Immerhin beging er ein Verbrechen. Erpressung und Nötigung waren keine Kavaliersdelikte.
Ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass er das Video im Internet veröffentlichen könnte. Sie kannte ihn nicht, aber so, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte, würde sie es ihm zutrauen.
Aaron strich über ihren Rücken. „Wir stehen das gemeinsam durch. Ich bin schließlich schuld an der Misere.“
„Ja, das bist du“, antwortete sie brüsk und richtete ihren Oberkörper wieder auf.
Sein Arm lag auf der Rückenlehne und seine Hand ruhte auf Bethanys Schulter. Beth spürte seine Berührung durch den Mantelstoff hindurch, der Körperkontakt fühlte sich gut an. Warum war sie auf einmal so empfänglich für Zuneigung?
Seit Kade sich ihr auf dreiste Weise genähert und ihr das lebenslustige Mädchen vor Augen geführt hatte, das sie früher einmal gewesen war, empfand sie eine seltsame Flatterhaftigkeit, eine wachsende Empfänglichkeit für jegliche Aufmerksamkeit, die ein Mann ihr schenkte. Aber sie sollte ihre Begierde bei Daryl stillen. Weshalb zog es sie dann nicht heim?
Ihre Beziehung mit Aaron hatte eine komplett andere Basis gehabt als die mit Daryl. Während sie und Aaron damals eine aktive sexuelle Neugier verband, basierte ihre Verlobung mit Daryl vielmehr auf Freundschaft.
Beth seufzte.
„Wirst du diesen Kade wiedertreffen?“, fragte Aaron. Seine Hand glitt höher. Er schob die Fingerspitzen unter ihren Schal und kraulte ihren Nacken.
„Das muss ich, wenn ich das Video irgendwann in die Finger bekommen möchte.“
„Ich werde zu eurem nächsten Treffen mitkommen.“ Sein Kraulen ging in sanftes Massieren über.
Beth wehrte sich nicht, sondern genoss die Berührung. Für Sekunden schloss sie sogar die Augen, um die Massage noch intensiver wahrzunehmen. „Nein, das geht nicht. Es würde ihn nur wütend machen, und am nächsten Tag würde
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