Opfer der Lust
Mantis.“
„Ich mach das schon, hab Geduld.“
„Ich meine es ernst. Beth und ich, wir gehören zusammen. Sie ist mein!“
„Beruhige dich, Daryl. Ich kann Bethany nicht zwingen, wieder mit dir zusammenzukommen –“
„Doch, das kannst du. Du bist ihr Vater.“
„Was ich sagen will, ist, dass wir langsam vorgehen müssen. Gib ihr etwas Zeit, über alles nachzudenken, und sie wird sich für dich entscheiden. Um diesen Kade kümmere ich mich, verlass dich drauf.“
„Ich will sie, Mantis.“
„Wenn ich Beth das Messer auf die Brust setze, wird sie widerspenstig reagieren, damit zerstören wir unsere Pläne.“
Daryl lachte laut und spöttisch auf. „Das hat sie von dir, dabei kann das gar nicht sein. Nicht wahr, Daddy?“ Das letzte Wort betonte er abschätzig.
„Halt den Mund!“
„Bieg das gerade, Mantis. Du weißt, ich habe dich in der Hand.“
„Drohe mir nicht. Du steckst genauso mit drin.“
Bethany konnte nicht glauben, was sie da hörte. Wovon sprachen die beiden? Hatten sie gemeinsam ein krummes Ding gedreht?
Bestimmt war alles ganz harmlos, zumindest redete sich Beth das ein. Ihr Vater war ein rechtschaffener Mann, der viel arbeitete, damit es seiner Familie gut ging. Er wollte nur das Beste für sie, Beth, und das war in seinen Augen nun mal Daryl.
Aber seine Meinung zählte in diesem Fall nicht.
Daryl würde sich mit der Trennung abfinden. Nachdem er seine Wunden geleckt hatte, würde es ihm besser gehen, und Beth hoffte, dass nach einer Weile, in der sie sich aus dem Weg gingen, eine Freundschaft doch noch möglich war.
Das erklärte aber nicht, weshalb die Männer sich gegenseitig drohten.
Bethany hörte Schritte auf der Terrasse. Rasch schlüpfte sie aus dem Schlafzimmer und lief geradewegs in Kades Arme.
„Du hast es ja eilig, die Wohnung deiner Eltern zu verlassen“, meinte er kopfschüttelnd und hielt ein Pillendöschen hoch. „Deine Mom hat Beruhigungstabletten genommen.“
„Hast du ihr Bad etwa auch durchstöbert?“
Pikiert hob er eine Augenbraue. „Nein, die Pillendose stand auf dem Rand des Waschbeckens, gleich neben dem Seifenspender.“
„Entschuldige.“ Sie atmete geräuschvoll aus.
Kade stellte die Dose auf das Sideboard. „Blanche hat Rotwein getrunken. Tabletten einzunehmen, wenn man Alkohol getrunken hat, ist lebensgefährlich. Du solltest morgen dringend mit ihr darüber sprechen. Meiner Meinung nach braucht sie psychologische Betreuung.“
„Einen Seelenflicker?“
„Einen Therapeuten, der für solche Fälle geschult ist“, korrigierte er sie. „Ich glaube, etwas bedrückt Blanche. Jedenfalls ist sie nicht sehr glücklich mit ihrem Leben.“
„Das weiß ich selbst, aber auch ich habe zurzeit genug Probleme.“ Sie konnte nicht verhindern, ihn vorwurfsvoll anzuschauen, weil er ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte. „Ich werde ein ernstes Gespräch mit ihr führen, aber jetzt lass uns hier schleunigst verschwinden.“ Daryl und ihr Vater unterhielten sich im Schlafzimmer und Beth wollte ihnen heute nicht mehr begegnen, weil die Männer zu gereizt waren.
Aufgewühlt zog sie Kade aus dem Appartement. Sie holten ihre Mäntel aus Beths Wohnung und flüchteten aus dem Haus.
„Wohin?“, fragte Beth hilflos. In ihr tobte ein Gedanken- und Gefühlschaos und sie sehnte sich nach einem Ort, an dem sie abschalten konnte.
Kade schloss seinen Wagen auf, einen Pontiac, der dem von Beth ähnelte, nur dass es sich bei seinem um einen schnittigen schwarzen TransAm handelte. Eine grüne Infokarte von National Car Rental klemmte hinter der Frontscheibe.
„Das ist die dritte Mietwagenfirma, bei der du ein Auto angemietet hast, seit wir uns kennen“, stichelte sie.
„Ich habe hohe Ansprüche“, antwortete er, aber sie glaubte ihm kein Wort. Er öffnete die Beifahrertür. „Auf, auf, in den Franklin Zoo.“
„Wie kommst du denn auf dieses Ziel?“, wollte sie verwundert wissen und stieg ein.
Er warf die Tür zu, ging um den Wagen herum und setzte sich auf den Fahrersitz. „Du brauchst einen Tapetenwechsel. Die Tiere und Landschaften werden dich ablenken. Dich erwarten afrikanische Löwen der Kalahari Wüste, Masai-Giraffen, Tiefland-Gorillas aus dem tropischen Regenwald und viel, viel mehr.“
Ihr Blick erhellte sich. Sie strahlte vor Vorfreude. „Gab‘s da nicht letztes Jahr Giraffennachwuchs?“
Kade nickte und startete den Wagen. „Sox haben sie die kleine Giraffe genannt, zu Ehren der Red Sox, weil die Mannschaft zum zweiten Mal die
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