Opfer der Lust
es selbst nicht. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper, da sie zu frieren begann. Bluse und Pullunder wärmten nicht genug. Von Herzen wünschte sie sich diese Aussprache in Frieden zu beenden, denn sie wollte mit Daryl befreundet bleiben.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie gerade dabei war, mit ihm Schluss zu machen.
Als sie das Gespräch mit ihm gesucht hatte, hatte sie nur die Wogen glätten wollen, aber jetzt wusste sie, dass ihre Beziehung mit ihm beendet war. Sie sehnte sich nicht danach, sich in seine Arme zu schmiegen. Mit keinem Wort wollte sie ihn wegen Kade um Verzeihung bitten, sondern rasch sagen, was zu sagen übrig blieb, und den restlichen Tag mit Kade, der tapfer in der Höhle des Löwen auf sie wartete, verbringen.
Beobachtete Kade sie durch das Küchenfenster?
Lazy lehnte seinen Kopf gegen Bethanys Knie. Lächelnd streichelte sie seinen Kopf und wandte sich wieder an Daryl. „Es geht nicht um Kade, sondern um uns. Vom jetzigen Standpunkt aus betrachtet war es klar, dass es so kommen musste. Wir haben nur noch nebeneinanderher gelebt, haben uns in verschiedene Richtungen entwickelt.“
„Das ist deine Betrachtung der Dinge, ich sehe das anders. Du hast die Verlobung gelöst, nicht ich.“
Beth massierte ihre Schläfen, hinter denen es zu pochen anfing. „Wenn du seit dem Lösen der Verlobung geahnt hast, dass es mit uns bergab geht, warum hast du nicht um mich gekämpft?“ Es klang wie ein Vorwurf, was ihr leidtat.
„Ich bin mit Rosen zu dir gekommen.“
„Vor wie vielen Wochen war das? Und wie oft haben wir uns seitdem getroffen?“
„Ich habe dich in Ruhe gelassen, damit du über uns nachdenken kannst, aber du scheinst die Zeit anders genutzt zu haben.“
„Du hättest um mich kämpfen können“, wiederholte sie und rieb über ihre Oberarme. Aufgrund der Aprilfrische und der Auseinandersetzung zitterte sie am ganzen Körper. „Woher hätte ich wissen sollen, dass dir noch etwas an unserer Beziehung liegt, wenn du dich von mir zurückziehst? Du hättest klare Zeichen setzen können.“
„Und dir hinterherlaufen? Ist es das, was du willst?“ Daryl schlug mit der flachen Hand gegen den Stamm eines Apfelbaums, worauf eine Dohle schimpfend aus der Baumkrone aufflog.
Bethany bekam ein schlechtes Gewissen. Möglicherweise hatte er recht. Kade war sehr hartnäckig und erstaunlicherweise gefiel ihr seine Beharrlichkeit. Er drängte sich dreist in ihr Leben, zwang sie dazu, sich ihren unterdrückten erotischen Wünschen zu stellen, und war präsent, während Daryl in den letzten Wochen kaum mehr als ein Schatten ihrer Vergangenheit gewesen war.
Kade hatte sie mit Aufmerksamkeit verwöhnt, aber Beth mahnte sich, auf der Hut zu sein. Sie durfte sich nicht einlullen lassen und erst recht durfte sie ihm nicht sexuell hörig werden, denn etwas stimmte nicht mit ihm.
Aber egal, wie sich ihre Beziehung zu Kade entwickeln würde, zurück in Daryls Arme würde es sie unter keinen Umständen ziehen, denn er war nicht der Mann, der sie glücklich machen konnte.
„Jetzt ist es ohnehin zu spät.“ Resignierend ließ sie den Kopf hängen. „Wir passen einfach nicht zusammen. Unsere Lebenspläne sind zu verschieden.“
Mit Grauen dachte sie daran, dass er sie in seinen Zukunftsvisionen als Heimchen am Herd sah. Wenn es nach ihm ginge, sollte sie als seine Ehefrau daheimbleiben oder höchstens stundenweise arbeiten und sich vollkommen um den Haushalt und um ihn kümmern.
Aber sie wollte nicht weiterhin von einem Mann abhängig sein. Schon zu viele Jahre war sie abhängig von ihrem Vater und würde es aufgrund des Studiums noch einige Jahre bleiben. Danach war Schluss! Sie würde auf eigenen Beinen stehen, das hatte sie sich fest vorgenommen.
„Wenn du meinst“, murrte Daryl. „Du scheinst bereits eine endgültige Entscheidung getroffen zu haben.“
Beth nickte. „Es fällt mir nicht leicht, das musst du mir glauben“, betonte sie.
Er war doch immer ihr Anker gewesen. Von nun an war sie auf sich allein gestellt – bis auf ihre Eltern natürlich, aber Blanche und Mantis würden gewiss versuchen, sie umzustimmen, sobald die beiden erfuhren, was geschehen war.
Durch die Trennung nahm Bethany allerdings auch Kade etwas Wind aus den Segeln, denn nun war es egal, ob Daryl das Überwachungsvideo und die Fotos vom Highland Park zusehen bekam – fast egal zumindest, denn Mantis durfte unter keinen Umständen davon erfahren, weil er sonst mit Aaron abrechnen würde.
„Du bist immer
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