Opfer der Lust
Vermutung bestätigte. Wahrscheinlich war er schon auf dem Weg zu ihnen gewesen, und ihr Dad hatte ihn angerufen und informiert, dass eine böse Überraschung auf ihn wartete.
Dann starrte Daryl Kade an und sein Blick wurde eisig.
Kade dagegen blieb entspannt. Er drängte sich zwischen Daryl und Mantis hindurch und setzte die Schüssel mit dem Hähnchen auf den Esstisch. Er schien keine Bedenken wegen der Übermacht von Mantis und Daryl zu haben, was Beth imponierte, denn ihr selbst schlotterten die Knie.
Die Konfrontation stand unmittelbar bevor.
Während Mantis und Daryl miteinander tuschelten, kam Kade zurück zu Beth. Er stellte sich schützend vor sie und flüsterte: „Soll ich gehen?“
Bestürzt schüttelte sie den Kopf. „Lass mich ja nicht allein. Du hast mir die Suppe schließlich eingebrockt.“
„Ich dachte nur, es wäre an der Zeit, mich zurückzuziehen.“ Er ergriff ihre Hände und rieb sie beruhigend. „Ernsthaft, Beth, ich habe dich schon in genug Schwierigkeiten gebracht, indem ich dich gezwungen habe, mich deinen Eltern vorzustellen.“
„Auf einmal so rücksichtsvoll?“, fragte sie sarkastisch.
Kade schnaubte und ließ ihre Hände los.
Da er gehen wollte, hielt sie ihn an den Gürtelschlaufen seiner Jeans zurück. „Du trägst Schuld an dem Chaos, also bleib gefälligst bei mir, denn ich schaffe das nicht allein.“ Leiser fügte sie hinzu: „Ich brauche dich.“
Liebevoll lächelte er sie an und nickte.
Daryl kam näher und Beth ließ Kades Jeans los.
„Mantis schaut nach Blanche.“ Er deutete in Richtung Badezimmer.
Bethany seufzte, denn ihre Mutter ging wieder einmal Ärger aus dem Weg, indem sie sich zurückzog. Aber dadurch löste man keine Probleme.
Da Beth es besser wusste, schlug sie vor: „Ich muss mit dir reden. Können wir auf die Terrasse gehen?“
„Sicher, Bethy“, antwortete Daryl und schenkte Kade einen warnenden Blick, der signalisierte: Ein Mucks und ich zerfleische dich.
Aber Kade schwieg, hob nur abwehrend die Arme und verschränkte sie schließlich vor seinem Körper. Lässig lehnte er sich gegen die Arbeitsplatte der Küchenzeile und grinste siegessicher.
18. KAPITEL
Aufgewühlt folgte Bethany Daryl durch das Schlafzimmer hinaus auf die Terrasse. Lazy trottete hinter ihnen her und Beth war froh darüber. Sie ging in die Hocke, kuschelte sich an den Neufundländer und strich über das weiche schwarz-weiße Fell, um Kraft zu tanken und Zeit zu gewinnen.
Die Gartenmöbel – ein grüner Plastiktisch mit drei hochlehnigen Stühlen – waren mit einer durchsichtigen Folie abgedeckt. Noch machte der Garten einen trostlosen Eindruck, aber hie und da lugte bereits ein grünes Blättchen hervor, das den Frühling ankündigte. Die nächsten Wochen würden den großen Durchbruch bringen. Mit den steigenden Temperaturen würde die Natur erblühen und saftig-grün werden.
Bethany erhob sich und kam zu Daryl, der sie erwartungsvoll anschaute.
„Du hast einen anderen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. „Den da drin.“
„Wir müssen reden und was ich dir zu sagen habe, hat nichts mit Kade zu tun.“
Er rümpfte die Nase. „So heißt er also.“
„Daryl, bitte, lass uns vernünftig miteinander sprechen“, bat sie und legte die Hand auf seine Schulter.
„Ich habe dir alle Freiheiten zugestanden, die du dir gewünscht hast, und du hast sie ausgenutzt“, warf er ihr vor und machte einen Schritt rückwärts, um ihre Hand abzuschütteln. „Du hast mich ausgenutzt.“
„Das ist nicht wahr!“, entgegnete sie betont scharf, worauf Lazy die Ohren spitzte, weil er diesen Tonfall von ihr nicht gewohnt war.
„Als du unsere Verlobung gelöst hast, hätte ich es schon wissen müssen. Du hast dich schleichend von mir entfernt und ich war so dumm –“
Sie fiel ihm aufgebracht ins Wort. „Hör auf damit! Lass die Beschuldigungen und die Selbstzweifel. Ja, ich hatte meine Freiheit, aber vielleicht war genau das das Problem. Wir haben uns in den letzten Monaten kaum noch gesehen und wenn, dann bei meinen Eltern. Was ist von unserer Beziehung denn noch übrig geblieben?“
„Jetzt trage ich Schuld an dem Desaster?“ Wütend kickte er einen Erdklumpen, der jedoch nicht wegrollte, sondern zerfiel.
„Nein, wir beide haben uns voneinander entfernt.“
Daryl trat auf den zerfallenen Klumpen, als wolle er ihn restlos zerstören. „ Ich habe keine neue Freundin.“
„Kade ist nicht mein Freund.“
„Was ist er dann?“
Gute Frage, Beth wusste
Weitere Kostenlose Bücher