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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der
ihm vorher nur ein Drittel gehörte. Huuuch, ich will ja nichts behaupten, aber
unter Brüdern sind schon ganz andere Verbrechen gelaufen — und unter
Stiefbrüdern sowieso. Außerdem waren sich die beiden nicht grün. Hat nun Irene
Flörchinger, die Ex-Frau des verstorbenen Armin, von dunkler Machenschaft
gewußt? Ist es das, womit sie den Dahingeschiedenen unter Druck setzen konnte —
und noch kann, auch jetzt, da er abgelebt ist? Ich sehe schon, wir müssen das
vermeintliche Mistweib Irene befragen.
    Ihm fiel ein, weshalb sie
eigentlich gekommen waren, und er erkundigte sich nach der Adresse von jenem Klaus
Ebert, der ebenfalls zum Überlebens-Club gehört.
    Frau Susanne wußte, wer gemeint
war und auch wo er wohnte.

8. Gefahr für Irene?
     
    Mit einem Blick auf ihre
zierliche Armbanduhr entschied Gaby, das es zu spät sei um diesen Klaus Ebert
noch aufzusuchen.
    „Am frühen Freitagabend“, sagte
Tims Freundin, „ist niemand mehr ansprechbar. Da liegt eine harte Arbeitswoche
hinter den meisten. Sicherlich würden wir abblitzen. Morgen vormittag ist es
günstiger.“
    „Du hast keine Lust mehr“,
meinte Tim grinsend. „Also gut, dann morgen. Aber reden sollten wir unbedingt
mit dem Mann — in seiner Funktion als Überlebender. Der hängt ja gefühlsmäßig
nicht so daneben wie die arme Frau Kühnert und kann sicherlich eine klare
Aussage machen.“
    „Aussage wozu?“ fragte Karl.
    „Zu der Situation damals in
Malakaputtschino. Ich meine, die interessiert uns jetzt mehr als die
Befindlichkeit der Überlebenden — Club-Treffen hin, Club-Treffen her. Denn Frau
Susannes Bericht über die Leipels — das ist doch ein Hammer!“
    „Wieso?“ fragte Klößchen.

    „Weil es eine heiße Spur sein
könnte — ein Hinweis auf den Anschlag und damit auch auf den Täter.“
    Gaby bewegte scheinbar
fröstelnd die Schultern. „Aber zieh keine voreiligen Schlüsse.“
    Die TKKGler standen am
Straßenrand, überflutet vom warmen Licht der sinkenden Sonne. In den Gärten
jagten Spatzen nach Insekten, von denen es in diesem Jahr zu wenige gab. Auf
der Straße fuhr der 18er-Bus vorbei — mit einem kahlköpfigen Fahrer, dem der
Bauch auf das Lenkrad hing.
    „Halten wir doch mal die
Tatsachen fest“, sagte Tim. „Da sind zwei Stiefbrüder, die sich vermutlich
nicht ausstehen können. Gemeinsam gehört ihnen die Firma, aber zu ungleichen
Teilen — denn Armin wurde benachteiligt. Sie fliegen zusammen nach Südafrika,
und dort geschieht die Katastrophe, wobei der eine verschont bleibt.“
    „Stiefbrudermord?“ Karl hob die
Brauen. „Und weitere 148 Opfer, um das Motiv zu verschleiern? Wobei sich die
Zahl leicht auf 170 hätte erhöhen können. Denn die 22 haben ja nur wie durch
ein Wunder überlebt. Mann, Tim, wie sollte Armin Leipel das angestellt haben?“
    „Ursache des Absturzes war
nachweislich eine Bombe. Und man hatte auch, wenn ich mich richtig entsinne,
gewisse Vermutungen. Eine nah-östliche Terrororganisation wurde verdächtigt. So
eine Mord-GmbH mit politischen Motiven, die schon viele Unbeteiligte auf dem
Gewissen hat. Ich meine, es gab auch irgendeinen Bekenneranruf — und damit
lehnten sich alle Ermittler zufrieden zurück, weil sie nicht länger nach einem
Motiv suchen mußten.“
    „Also hat Armin Leipel den
Flieger zerbombt“, sagte Karl, „um seinen Stiefbruder zu beseitigen. Damit er,
Armin, endlich die Firma für sich allein hat. Soweit kann ich deiner Überlegung
folgen. Aber wie sollte das technisch gelaufen sein?“
    „Wer Bescheid weiß, der kann’s“
erwiderte Tim.
    „Aber ein braver Bürger ist
normalerweise kein Bombenbastler.“
    „Stimmt!“ mischte sich Klößchen
ein. „Ich als braver Bürger habe bastlerisch total den blackout. Ich weiß
nämlich nicht mal, wie man einen Weihnachtsstern bastelt.“ Tim sah seinen Budenkameraden
schief an. „Du bist auch nicht der Typ des Bombenlegers, eher der des
Schoko-Vernichters. Aber wenn Armin Leipel das technische Know-how besaß, war
der Rest ein Kinderspiel.“ Er wandte sich Gaby zu.
    „Hat dir Nadja gesagt, was für
eine Firma das war?“
    „Chemische Industrie.“
    „Na, also. Dann war Armin
Leipel Chemiker?“
    „Nein, Physiker.“
    „Auch gut. Da wußte er
sicherlich, was TNT ist und wie man damit umgeht.“
    „TNT?“ fragte Klößchen. „Ist
das dieser Supersprengstoff mit dem unaussprechlichen Namen?“
    „Trinitrotoluol“, nickte Karl.
„Ich kann’s aussprechen.“
    „Davon genügt die Menge, die

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