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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kleinen Hunger
genommen hatte, die Kinderportion. Tim und Karl nahmen die normale, einmal mit
Käse und Tomaten, einmal mit Meeresfrüchten. Oskar lag unterm Tisch,
verzichtete aufs Betteln und schlief.
    „Pizza kommt bei mir gleich
nach Schoko“, meinte Klößchen. „Vielleicht sollte man mal eine Schoko-Pizza
kreieren. Schoko-Joghurt gibt es ja auch schon. Schoko-Pizza — dann wäre alles
in einem.“
    „Eine Schoko-Pizza wäre eine
Schokoladentorte mit dünnem Boden“, sagte Gaby mit verzweifeltem Blick zum
Ventilator unter der Decke, „und so was gibt ‘s schon.“
    „An meinen Ideen hast du immer
was zu meckern“, mümmelte Klößchen.
    „Ruhe im Pizza-Karton!“ Tim
klopfte auf den Tisch. „Wir haben wichtigere Anliegen. Und sollten endlich
unsere Gedanken ordnen, damit klar wird, wie ‘s weitergeht.“ Es waren hektische
zwei Stunden gewesen seit der Überwältigung der Ausbrecher. Polizeilicher
Großeinsatz. Staunen auf langen Gesichtern. Kommissar Glockners Ankunft. Und
natürlich dann das Drama bei den Eberts.
    Denen hingen die Nerven in die
Unterwäsche, und es bedurfte keines scharfen Verhörs, um die Wahrheit ans Licht
zu fördern.
    Zwar behaupteten beide
anfänglich, Klaus Ebert wäre von den Ausbrechern gezwungen worden, den riesigen
Geldschatz aus dem Küchen-Schröder-Firmen-Safe zu entwenden. Doch das stand in
schroffem Gegensatz zur Aussage von Diepholz und Müller. Was sie von sich
gaben, klang glaubwürdiger und war letztendlich logisch. Denn woher sollten die
Ausbrecher gewußt haben, welche Geldmenge gerade an diesem Wochenende bei der
Firma vorrätig war?
    Die Eberts standen Glockners
Fragen nicht durch, Bettina begann schließlich zu heulen, Klaus erlitt einen
Herzanfall — und dann wurde das Geständnis unterschrieben. Jetzt befanden sich
beide in U-Haft, allerdings nicht im selben Trakt wie Müller und Diepholz.
    „Damit“, sagte Tim, „können wir
unsere Befragung hinsichtlich Malakaputtschino vergessen. Der Prokurist Ebert
steht nicht mehr zur Verfügung. Außerdem hat er jetzt andere Sorgen und würde
uns was husten. Deshalb gehen wir anders vor, wenn wir erst mal die Sache Irene
Flörchinger hinter uns haben.“
    „Die eilt“, sagte Gaby und
führte eine winzige Gabelportion zum Munde.
    „Sonst“, meinte Klößchen, „ist
die Dame tot, bevor wir mit ihr reden könnten. Weil ihr Ex-Gatte, der
verstorbene Leipel, sie aus dem Grab heraus abräumt. Wäre der reinste Horror
und paßt einfach nicht zu dieser großartigen Pizza. Nur die Pepperonis sind zu
scharf. Die brennen mir die Mandeln an, hahah. Aber geröstete Mandeln sind auch
nicht schlecht.“
    Gaby warf ihm einen Blick zu.
Karl grinste in eine Kaskade zerlaufenen Käses. Tim winkte dem Kellner.
„Cameriere, il conto, per favore!“
    „Tu nicht so, als ob du
italienisch könntest“, sagte Gaby. „Herr Ober, die Rechnung, bitte! heißt das.“
    „Nun laß mir doch meine
Brocken!“ lächelte Tim.
    „Ich laß dir, was du willst.
Von mir aus kannst du dich auch zu jeder fremden Frau in den Wagen setzen und
sie dann trösten, wenn sie zum Schluß auf hysterisch macht.“
    Tim hätte sich beinahe an der
letzten Meeresfrucht verschluckt — einem Stückchen Tintenfisch.
    „Aber, Pfote! Ohne Frau Heikes
Hilfe hätte ich den BMW niemals eingeholt.“
    „Ist völlig in Ordnung. Ich
meine nur, wie die sich von dir trösten ließ. Als wir mit meinem Papi bei euch
ankamen, hing die ja förmlich an dir.“
    „Sie hing nicht an mir, Pfote.
Sie war fix und fertig, schlotterte vor Angst und wird sicherlich wochenlang
Alpträume haben. Immerhin war sie Geisel der Ausbrecher, wenn auch nur für 20
Minuten. Aber bei Zartbesaiteten zählt jede Geiselminute wie ein Tag — und 20
Tage in der Gewalt dieser Verbrecher ist für eine Normalbürgerin ein
Schockerlebnis. Heike Rembach hat sich zwar im ganzen gut gehalten, aber sie
hat nicht deine Klasse, Pfote. Kunststück! Wer reicht ran an dich?! Ich kenne
kein Mädchen und keine Frau. Deshalb bin ich ja auch so... äh... fixiert auf
dich.“
    Gaby lächelte lieblich und
senkte die langen, dunklen Wimpern, um sie dann wieder zu heben.
    Sie ist selbstsicher, dachte
Tim, selbstbewußt, modern, emanzipiert und wird von sämtlichen Typen mit
Aufmerksamkeiten verwöhnt. Aber wenn ich mal einer wildfremden Frau, die mich
einen Teufel interessiert, tröstend in die Ohren hauche, kriege ich gleich eins
auf den Hut. Eine schwierige Chose, manchmal.
    Sie hatten gezahlt.
    Draußen stand

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